wie es kam...

Tja, irgendwie verlaufen meine Reisen immer katastrophal, was mir den Spitznamen "Dr. Katastrophe" einbrachte. Leider sind nicht mehr alle Reiseberichte vorhanden. In manchen Fällen nur noch ein "Beschwerdebrief"...

kreative (!) Anregungen sind willkommen!

Euer
Dr. K.

Samstag, 9. Februar 2019

Gran Canaria

Ein Doktor Katastrophe Klassiker

8 Tage Sonne tanken im kalten Februar natürlich mit Mietwagen für die ganze Zeit. Wir hatten einen Ausflug geplant zur Spitze der Insel. Daher verzichtete ich ausnahmsweise und zum ersten Mal auf die Reifenversicherung. Am Ende des Tages wenige hundert Meter vor unserer Unterkunft wurde ich von der tiefstehenden Sonne geblendet. Ich berührte den über 20 cm hohen Bordstein und der Reifen platzte. Einen Ersatzreifen hatten wir erst gar nicht bekommen, also rollte ich gemütlich ins Tal zu einer Tankstelle, so dass auch die Felge nur noch Schrott war. In den Nachbarort sollte der Wagen zur Reparatur gebracht werden, aber wir mussten für über 60 Piepen mit dem Taxi zum Flughafen für einen Ersatz. Das muss mir mal jemand erklären. Drei Stunden später waren wir wieder daheim in Puerto Rico, einen Ort, den ich nie wiedersehen möchte. Schlafen ist fast unmöglich, da unten im Tal eine Art Partymeile ist, die die ganze Nacht durch Krach macht. Einheimische sieht man kaum, dafür aber haufenweise halbnackte – wohlgemerkt in der Stadt - unansehnliche und sehr alte Nordeuropäer.

Naja, das Wetter war wenigstens perfekt. Wir kommen wieder! Nur eben nicht in diese Stadt

Euer
Medico Desastre

Dienstag, 9. Oktober 2018

Andalusien

Vorgeschichte
Es gibt einen Direktflug von Dortmund nach Malaga. Eigentlich ein Traum, allerdings wollten die irischen Verbrecher dafür für zwei Personen 850 Piepen. Condor von Düsseldorf nach Jerez war auch nicht viel billiger, als alter Reisefuchs fand ich jedoch raus, dass ein selbstgebastelter Gabelflug fast nur die Hälfte kostete. Irgendwie machte der Fuchs aber einen Fehler bei der Autoauswahl und schaute nach unserem verspäteten Flug verdutzt auf seinen Opel Adam: Der war richtig mickrig. Was hatte ich mir da nur bei der Buchung gedacht? Als wir in der ersten Unterkunft nahe Cadiz ankamen und wir einen Tiefgaragenstellplatz hatten, war ich allerdings froh, dass der Wagen nicht größer war.

Westen
Am nächsten Tag geht’s gemütlich mit der Fähre für ein paar Mücken nach Cadiz und auch noch viel stressfreier als mit dem Wagen. Über zehn Jahre ist es her, dass ich hier war. Ein paar Erinnerungen werden wach, als ich der Nähe meiner Schule vorbeikomme. Nach dem Bummel vom Strand zurück zu Hafen unterschätzen wir die Strecke gehörig und sind ganz schön kaputt, als wir endlich auf dem Bötchen sitzen. Am nächsten Tag fahren wir in die naheliegenden Berge und haben wundervolles Wetter, das aber genau dann, als wir den Nachmittag am Meer verbringen wollen, komplett abstürzt: es wird kalt und regnet. Also fahren wir wieder nach Puerto de Santa María, wo das Wetter wieder plötzlich super ist. Auch in Sevilla war ich schon. Vor 16 Jahren. Erinnerungen sind fast nicht mehr vorhanden. Ich muss sagen, es ist eine sehr schöne Stadt, allerdings platzt sie vor Touristen aus allen Nähten. Weiter geht’s über Jerez und Arcos nach Ronda. Auch beim dritten Besuch hat das Städtchen nichts an Attraktivität verloren und ich entdecke noch Neues. Nur Fußball schauen abends geht nicht. Alle wollen Barcelona sehen und nicht unser Team.

Osten
Von Ronda fahren wir nach Granada, auch hieran habe ich keinerlei Erinnerungen mehr und das, obwohl diese Stadt definitiv der Höhepunkt unserer Reise war – nicht nur wegen der Alhambra, die wir von unserem Hotelpool sehen können.
Auch wusste ich nicht, dass die Route durch Hinterland Richtung Almeria landschaftlich extrem reizvoll ist. Einiges sieht aus wie im Westen der USA nur etwas kleiner. Wir machen eine kleine Pause, wo Leute in Höhlen wohnen. Und hier und da sieht man das Schild "Höhle zu verkaufen", wir kommen nicht wirklich in Versuchung... Wir haben uns etwas in Roquetas de Mar als letzte Unterkunft gesucht. Dort ist nichts, wir wollen auch nichts machen. Als wir an der Anlage ankommen, denken wir, dass es ausgestorben ist. Wir sehen zwar ein paar Autos, aber keinen Menschen. Als dann auch noch über ein paar tote Kakerlaken laufen, erinnert es uns an den Film 28 Tage später. Die Saison ist vorüber. Ein Pool ist veralgt. Auf der anderen Seite allerdings nicht und wir haben den schönen Pool fast für uns allein, denn irgendwann kreuzt doch noch jemand auf. So viele Fliegen wie in diesem Urlaub hatten wir noch nie. An einem Abend auf der Terrasse richte ich ein Massaker unter ihnen an. Ich werfe sie fein säuberlich auf einen Haufen und man kann sich nicht vorstellen, wie schnell die Ameisen alles aufräumen. Einen Ausflug machen wir ganz nach Osten. Die Landschaft ist richtig krass öde. An einer Stelle wurde etwas für Indiana Jones gedreht. Die Straße ist allerdings die schlechteste, die ich in meinem Leben gesehen habe und daher rutscht das heimische Viertel hinter Kuba auf Platz 3. Wir müssen aufgeben. Die Besichtigung Almerias fällt im wahrsten Sinne ins Wasser: Es gießt plötzlich aus Eimern und wir werden durchgenässt.

Fazit:
Als wir abreisen, wird nochmals klar, dass wir hier das hässlichstes Stück Spaniens hinter uns lassen: Nicht etwas wegen der Landschaft, sondern weil diese Landschaft unter kilometerweiten weißen Planen (für Gemüse usw.) minutenlang von der Autobahn sichtbar sind und sonst nicht. Alles andere war Klasse und wir möchten wiederkommen.

Samstag, 28. April 2018

Mai-Land

OP 10.0

Die Aufstellung:
Ocam-Opa (früher mal Pepe oder Pupu), das Chamäleon (vormals Dr. Furzinger), Rolf (bisher Das Phantom),Hans, Fart, der V-Mann und ich.

Die Idee war, am Samstagmorgen nach Norditalien zu fliegen und am 1. Mai (einem Dienstag) heim. Wir hatten das auch extra so gebucht und uns eben darauf geeinigt, was letztendlich auch für das Ziel ausschlaggeben war – es passte eben am besten. Die Fluggesellschaft machte uns allerdings eine Strich durch die Rechnung: Der Flug wurde auf den Samstagnachmittag verschoben. In unserem fünften Trip wurde das zweite Mal ein Flug zu unseren Ungunsten verschoben, so dass wir beschlossen, das Ziel nicht mehr nach Flugzeiten auszuwählen.

Der Bus vom Flughafen kam für einige zu schnell: Voller Ungeduld sprangen sie rein. Bart und ich nahmen - mit den Tickets für alle wohlgemerkt – den nächsten Bus. Der war spottbillig. Für den letzten Kilometer stiegen die anderen eher aus und wir liefen gemeinsam.

Das Hostel war super. Unten war eine Kneipe drin, die auch von Einheimischen rege frequentiert wurde. Der Laden brummte. Sogar Abendessen war inklusive. Es gab jeden Abend Reis mit etwas oder Reis mit fast dem gleich, ansonsten Nudeln mit selbigem oder Nudeln mit ähnlichem. An einem Abend hatte Hans die Idee, sich einen (Plastik-)Teller mit ins Bett zu nehmen, weil er sicher später noch Hunger haben würde. Allerdings waren wir alle viel zu besoffen dafür und ein Teil des Essens landete in meinem Bett. Am nächsten Morgen sah mein Bett so aus, als hätte ich meine Tage. Ebenso sinnfrei war V-Manns Aktion sich auf das Chamäleon in seinem Bett zu stürzen: Zum Glück verletzte er sich beim anschließenden Sturz nicht richtig.

Opa und das Chamäleon schafften es als einzige, einen Morgen aufzustehen und den Dom zu besichtigen. Später versuchte sich das Chamäleon sogar noch als Reiseführer. Die Idee war nicht schlecht, allerdings war er ab einer Entfernung von ca. 37 cm nicht mehr zu hören. Später stecke er gar noch auf einem Turm im Park fest – allerdings nur kurz.

Schön auch unser Mittagessen typisch italienisch: Wir bestellen wie immer 0,5-Liter Bier. Es werden 0,4 serviert und 0,5 abgerechnet. Auf meine Frage erhalte ich die Antwort „Das sind unsere 0,5“. Das erklärt einiges in diesem Staat. Bevor ich den Hinweis geben muss, dass ich ein Präsident sein, erhalten wir einen Rabatt. Am Abend ein ähnliches Bild: Wir bestellen sieben Peroni, bekommen aber sieben Moretti. Auf meine Nachfrage diesmal heißt es, das wäre die gleiche Brauerei.

Der „Tanz in den Mai“ wir bei uns ein „Suff in den Mai“ der übleren Sorte. Ich kann mich noch an einen Besuch im Bad für meine Notdurft erinnern, wo einer meiner Freunde auf Grund des dringenden Bedürfnisses gleichzeitig das Bidet neben mir benutzte. Entsprechend geht am nächsten Tag die deutlich teurere Zug-zum-Flug Buchung zum anderen Mailänder Flughafen schief und Hilfe ist von den Angestellten nicht zu erwarten.

Zum Abschluss der Reise sorgt erneut das Chamäleon für ein Kuriosum: In Düsseldorf wählt er als einziger den Zug, den wir in Duisburg überholen. Wir hatten also Spaß bis zum Ende!

Sette Birre

Manu

Freitag, 30. März 2018

Juckatan

...oder die Mücke Maya

Vorgeschichte und Anreise:
Normalerweise ist der Februar einer der miesesten Monate bei uns und ich wäre da gern vor Regen und Kälte geflohen, aber ich entschied mich, dem heimischen Thekenverein ins verregnete Norditalien zu folgen. Der Urlaub konnte daher erst im März stattfinden. Der Vorteil war, dass wir die klassische Winterkrankheitswelle hinter uns hatten und ausnahmsweise mal gesund in den Urlaub fuhren.
Abflughafen war Köln-Bonn. Zwar nicht unser Wunschflughafen, aber dafür gab es von dort einen Direktflug. Nun ist das nicht mehr im VRR. Wir hatten ein „Zusatzticket“, hätten aber ein „Anschlussticket“ gebraucht. Wir lernten doch tatsächlich mal einen netten Kontrolleur kennen, der es uns erklärte und uns dann weiterfahren ließ.
Am Gate waren allerhand seltsames Volk. Einen Typen mit einer kurzen Hose über einer Leggins und einen anderen mit Wollmütze. Hatten die in Geografie nicht aufgepasst oder wollten die vor Ort um die Wette stinken? In unserer Nähe im Flieger zum Glück nur zivilisierte Leute, was vielleicht daran lag, dass ich uns extra Beinfreiheit gebucht hatte. Rückblickend mit Sicherheit eine der besten Investitionen in diesem Jahr bis dato. Der Flug an sich war ebenfalls der beste Langstreckenflug, den ich je hatte. Das Wetter war so traumhaft, dass wir New York klar sehen konnten.
Auf dem gesamten amerikanischen Doppelkontinent war ich in keiner Stadt drei Mal - in Cancun, die Stadt, die eigentlich keinen Besuch wert ist, kam ich zum dritten Mal an. Aber irgendwie fühlen wir uns hier ein ganz klitzekleines bisschen zu Hause. Wir wurden am Flughafen abgeholt, was ich nach so langen Flügen immer wieder sehr angenehm empfinde. In unserem Hostel war leider das Abendessen gerade zu Ende. Lag unter anderem daran, dass wir gern noch Geld gezogen hätten, aber der scheinbar einzige Automat war kaputt. Da der Chef im Hostel nicht da war, konnte der Gehilfe uns kein Geld tauschen. Also mussten wir noch zum Supermarkt und dort Geld holen und bei der Gelegenheit ein paar Pils und natürlich den ersten Tequila und Limonen. Unser spartanisch eingerichtetes Zimmer hatte eine riesen Terrasse, um den Ankunftsabend ausklingen zu lassen.

Der Norden
Die ersten Tage war es ungewöhnlich stark bedeckt. Warm genug für Sandalen usw. war es trotzdem. Am Ende des ersten ganzen Tages gab es sogar einen Platzregen. Zum Glück wurden vor einer Kneipe davon überrascht, in der wir weitere Bier und Tequila Sorten ausprobieren. Mittlerweile gibt es auch eine Mall, die einige in unserer Heimat übertrifft – in jeder Hinsicht. Wir gehen shoppen. Meine Frau verschwindet in einer Umkleide, ich setze (!) mich hin. Eine Angestellte läuft an mir vorbei und lächelt mir von Auge zu Auge ins Gesicht (dazu später mehr). Manch einer behauptet auch, Yucatan sei Mexiko für Anfänger, weil es fast so ist wie daheim. Wetter und Ort sind zum Akklimatisieren allerdings genau richtig. Das Hostel ist zum Kennenlernen gut geeignet. Wir müssen leider feststellen, dass wir wohl langsam zu alt für das übrige Publikum sind und so genießen wir Pils auf der riesigen Dachterrasse, die uns mehr oder weniger allein gehört. Jeder muss sich sein (inklusives) Frühstück selbst machen. Die Sauberkeit der Teller und Tassen lässt daher etwas zu wünschen übrig. In der Mall kaufen wir uns daher etwas eigenes, was sich rückblickend als wahrer Glücksgriff herausstellt, da wir es – und sei es nur für den eigenen Tequila – des Öfteren gebrauchten.
Am vierten Tag holen wir dann unseren Mietwagen ab – einmal rund um die Halbinsel Yucatan. Wir sind etwas aufgeregt, weil wir schon so viel über die Polizei in Mexiko gelesen und gehört haben. Tatsächlich ist am Ortsausgang der erste „Posten“. Man sollte sich ja auf doof stellen (als ob man kein Spanisch spricht), aber das kann ich nicht. Ich antworte auf seine Frage, ob alles gut sei, freundlich mit ja, alles bestens und er sagt nur: „Gute Fahrt.“ Kurz danach ist schon wieder jemand an einer Mautstelle, der irgendwas will. Es sind allerdings nur ein paar nette Offizielle, die uns darauf hinweisen, dass wir die Uhren umstellen müssen, weil der kleine östlichste Bundesstaat Quintana Roo zu einer anderen Zeitzone gehört. Auf dem Rückweg gibt es das übrigens nicht. Auf den ersten 500 km haben wir im Schnitt alle 100 km eine Polizeikontrolle, aber die winken normalerweise durch.
Die Fahrt durch den ganzen Norden ist leider extrem unspektakulär: Beige Bäume begrenzen auf beiden Seiten die Sicht. Das Land ist flach und man sieht nichts weiter. Unser erster Stopp ist das beschauliche Städtchen Valladolid. Es ist so beschaulich, dass wir ausnahmsweise von unsere Regel „Wir essen und trinken nur lokale Produkte“ abweichen und bei Domino eine Pizza essen. Scheinbar so scharf, dass es nicht lange in mir verweilen möchte. Das war allerdings das einzige Mal, wo es Probleme mit dem Magen gab.
Der nächste Tag wird anstrengend: Zunächst fahren wir zu einer der angeblich schönsten „Grotte“ (heißen hier Cenote) mit dem lustigen Namen „Dzitnup“. Der Führer rennt mit uns zur ersten Grotte und brabbelt ein paar Sachen, dann hält er auch schon die Hand auf: „Sie müssen nichts zahlen, es ist freiwillig.“ Die Hand nimmt er allerdings erst weg, nachdem ich ihm ein paar Peso gegeben habe. Wir beschließen, grundsätzlich keine Führer mehr zu nehmen. Ansonsten ist es recht ruhig bzw. lauschig. Außer uns ist nur ein anderes Pärchen hier. Weiter geht’s Richtung Chichen Itza, eines der neuen sieben Weltwunder. Vor 13 Jahren war ich schon mal hier. Jetzt musste ich es natürlich meiner Frau zeigen: Der Weg zu den Ruinen gleicht einem langweiligen Markt mit hunderten von Ständen, die etwa drei verschiede Produkte anbieten und wo alle Standbesitzer unsere Freunde sind. Genervt erreichen wir die große Pyramide. Alles voller Menschen. Auch zwischen den Sehenswürdigkeiten hier ist alles voller Stände. Flair oder gar Respekt vor dieser einmaligen Kultur und deren (Bau)Kunst kommt nie auf. Es gibt wenig Schatten, dafür umso mehr Sonne. Als wir gut gegart aufbrechen überwiegt doch eher die Enttäuschung.
In Merida angekommen, wird es nicht besser: Es gibt keine Möglichkeit in unserem Hotel, draußen zu sitzen und das schöne Wetter zu genießen; und das, obwohl ich bei der Buchung ausdrücklich darauf bestanden habe. Da wir auch nicht planen, um 20:00 Uhr ins Bett zu gehen, müssen uns eine Lokalität suchen, wo wir Spaß haben können. Zum Glück gibt es gegenüber ein Restaurant, das unsere Wünsche erfüllt. Am nächsten Morgen haben wir noch genug Zeit zum Shoppen. Merida ist laut. Sehr laut. In den Läden läuft laute Musik, Boxen stehen mitten im Raum und im Laden neben an die nächste. Die Straßen sind gerappelt voll – vormittags an einem Wochentag. Wir gehen in einen Laden. Ohne es sofort zu bemerken, haben wir plötzlich einen Schatten: Eine ca. 1,10 m große Angestellte folgt uns in Sicherem Abstand mit einem Enterhaken längst vergessener Zeiten. Später wird uns klar: Da die Bevölkerung hier mehrheitlich etwa kurz über einem Meter aufhört zu wachsen, braucht man ein Hilfsmittel, um die Kleidung von den oberen Haken zu „fischen“. Während meine Gattin mal wieder eine Umkleide aufsucht, lehne ich mich gelassen an eine Art Aufsteller mit Torso und reiße fast die Deko nieder. Beim Bezahlen pustet uns eisige Luft aus der Klimaanlage ins Gesicht. Es gibt noch Rabatt. Warum wissen wir nicht, ist auch egal.

Der Westen
Wir verlassen den Moloch und erreichen nach zwei Stunden die beste Unterkunft (war klar, habe ich ja auch selber gebucht) unserer Rundreise: Celestun liegt am Golf von Mexiko, das Meer hat also nicht diese karibischen Farben. Als wir abends aber vom riesigen Balkon den Sonnenuntergang beobachten, ist uns das egal. Es eine von zwei Unterkünften, in der wir einen Kühlschrank haben. Für uns nicht nachvollziehbar, wie man hier Zimmer ohne Kühlschrank anbieten kann. Wo sollen wir das Pils den sonst kalt halten? Der Vermieter ist aus Frankfurt nach Kanada ausgewandert. Vor ein paar Jahren ist er da abgehauen, weil er das miese Wetter da satt hatte. Celestun ist ein echtes Kaff und es gibt wenig Touristen, aber einige gute und günstige Restaurants direkt am Meer. Nur Geld abheben ist schwierig. Wir müssen also mit der Kohle aufpassen. Aber selbst in diesem Kaff kann man besser mit Kreditkarten zahlen als daheim.
Wir sind hier vor allem wegen der Flamingos hier. Die leben hier. Wir fahren also zur Anlegestelle und versuchen, ein Boot zubekommen. Der Preis ist pauschal, also je mehr Leute dabei sind, desto günstiger wird es. Wir warten erstmal, ob noch wer kommt. Es kommen drei Mexikaner. Eine Familie. Die genaue Konstellation ist uns nicht klar. Egal. Während wir uns bekannt machen, kommt noch ein junges Pärchen aus Frankreich, das außer Französisch nichts kann. Aber rechnen mit dem Handy geht und die Zahlen versteht ja jeder. Also steht unsere lustige 7er Gruppe. Die Rumschifferei ist ganz lauschig und interessant, wir entscheiden uns trotzdem dagegen, zum Ornithologen umzuschulen.
Meine Beine sind mittlerweile übersäht von Mückenstichen. Jetzt aber erst haben die Viecher bemerkt, was ich schon lange wusste: Meine Gemahlin schmeckt einfach besser.
Bei Sonnencreme senke ich den LSF (wobei ich sowieso nie mehr als 20 nehme). Ich sehe nach einer Woche allerdings immer noch so käsig aus, wie der Durchschnittsdeutsche um diese Jahreszeit. Wir verlassen den Ort zu meinem kleinen „Traum“: Uxmal. Auf dem Weg dorthin ist fast kein Verkehr bis auf ein paar Motorradfahrer mit Gewehr. Das ist etwas befremdlich, auch wenn die nur auf der Jagd sind.
In Uxmal haben wir ein Hotel mitten im Dschungel, einigermaßen romantisch und entsprechend teuer, weil ja nix in der Nähe ist. Das Pils bei den Ruinen ist unsere Rettung (natürlich für den Abend). Bei den Ruinen gibt es fast gar keinen Schatten, der Himmel ist wolkenlos. Es gibt nur sehr wenig Touris, keine nervigen Verkäufer oder Hobbyführer. Alles ist super entspannt, die Pyramide des Magiers ist wahrlich beeindruckend. Wir dürfen nur die gegenüberliegende „Hauptpyramide“ besteigen. Oben kann einem aber schon anders werden bzw. beim Abstieg: die ca. 25 cm hohen Stufen sind deutlich kürzer als hoch und man geht besser schräg. Hierzulande wäre alles mit Geländern übersäht. Das Pils und die Margarita haben wir uns verdient!

Der Süden
Am nächsten Tag knacken wir (das einzige Mal) die 40-Grad-Marke. Wir kehren zurück in die Zivilisation nach Campeche, welches wir zur Stadt wählen, die uns am besten in Mexiko gefällt (ein paar haben wir ja auch zuvor gesehen): Schönes koloniales Zentrum mit ausreichend Kneipen und Restaurants, große Supermärkte (das ist für uns immer wichtig), Kultur und Meer. Wir beschließen mit ein paar Pils den Sonnenuntergang anzusehen (Romantik!). Das ist allerdings ein sinnloses Unterfangen: die Hauptstraße führt direkt an der Promenade entlang und es gibt wenigen Plätze, wo man es sich gemütlich machen könnte. Unsere Wahl fällt auf etwas, wo es nach Kloake riecht (das war am Nachmittag noch nicht so). Wir brechen das Unternehmen ab.
Am nächsten Morgen starten wir zu unserer längsten Strecke, vor der ich den meisten Respekt hatte (was aber rückblickend gar nicht nötig war). Unterwegs haben wir ein paar Mal das Gefühl, es würde schneien, so voll ist die Luft von Schmetterlinge. Es geht nach Calakmul. Auch dieser Name löst bei mir immer noch Faszination aus: Die Unterkunft liegt noch mehr im Dschungel als in Uxmal und es ist noch weniger los. Kein Wunder, denn von euch haben bestimmt nur wenige davon gehört. Vom Hotel aus müssen wir am nächsten Morgen noch eine Stunde durch Dschungel Richtung Süden fahren. Näher an Guatemala kommen wir in diesem Urlaub nicht heran. Alles ist sehr weitläufig. Als wir die „große Akropolis“ erreichen, sind wir enttäuscht: Die ist nämlich ziemlich mickrig. Aber das ist gar nicht das größte hier. Das ist eine Pyramide mit dem klangvollen Namen „Struktur II“. Auch das deutet darauf hin, dass man hier noch was entdecken kann. Nach den Erfahrungen von Uxmal möchte meine Gattin nicht mit hoch klettern. Doch es muss sein. Als ich denke, ich bin oben, geht es noch weiter. Der Blick hier ist atemberaubend und man sieht, was die Forscher noch alles vor sich haben.
Der Tag war anstrengend und wir wollen noch etwas ausspannen, aber das Wetter macht uns plötzlich einen Strich durch die Rechnung. Wir müssen also an der Unterkunft im Nichts auf der Terasse sitzen, während es regnet. Der Hotelchef (offenbar ein amerikanischer Auswanderer) gibt und für den Abend noch einen Tipp. 10 Minuten mit dem Auto entfernt ist ein riesiges Loch in der Erde. Nur ein Achtung-Schild mit einer Fledermaus am Straßenrand, was wir beim ersten Vorbeifahren auch tatsächlich übersehen haben, deutet auf eine Sensation hin: Es sollen ein paar Fledermäuse hier wohnen. Weil wir ja Zeit haben, wollen wir eher hin. Das macht aber keinen Sinn, weil die Tierchen erst bei Sonnenuntergang starten. Wir parken gerade unseren Wagen, als der Himmel seine Pforten komplett öffnet. Während wir warten, füllt sich der Parkplatz (der keiner ist – wirklich absolut null für Tourismus) mein ein paar anderen Autos. Irgendwann lässt der Regen nach und wir werden ungeduldig. Nach ein paar Meter finden wir das riesige Loch. Wir finden auch ein paar Besucher der Ruinen wieder (den Jesusnachahmer mit seinen Jüngern, die alle nur barfuß unterwegs sind und sich erstmal in den Dreck legen, genauso wie das genaue Gegenteil – die Familie um Ken (allerdings ohne Barbie) mit fliederfarbenen Shorts und dem passenden rosanen Pullover lässig über den Schultern, die alle einen Mundschutz tragen). Ab 18:15 Uhr sollte es losgehen. Die Fledermäuse lassen uns aber 40 Minuten warten, so dass auch genügend Schaulustige sich einfinden können. Was dann passiert, haben wir noch nicht erlebt: Unten aus der Höhle, die vielleicht so 50 m tief ist und einen etwas kleineren Durchmesser hat. Wie eine Windhose steigen die abertausende Fledermäuse auf. Sie bringen ein klein Bisschen den Geruch von Kot mit nach oben. Es ist still und man hört nur das Flügelschlagen der kleinen Tierchen. Wie eine schwarze Wolke eines Schlots ziehen sie minutenlang davon. Das Schauspiel scheint nicht zu enden. Wir verschwinden nur, weil die Dämmerung schon so weit fortgeschritten ist, dass auch bald der Rückweg durch den Wald verschwinden wird. Bei Interesse kann man Videos suchen („bat cave calakmul").

Der Abschluss
Am nächsten Morgen verlassen wir den Bundesstaat Campeche Richtung Quintana Roo. Seltsamerweise gibt es hier – anders als auf dem Hinweg – niemanden, der uns darauf hinweist, dass wir die Uhren wieder umstellen müssen. Vermutlich, weil es hier im Süden einfach kaum Touristen gibt. Wir lassen auch weitere Ruinen und Ausgrabungsstätten achtlos liegen, weil wir für diesen Trip genug gesehen haben. Wir erreichen gegen Mittag Bacalar. Hier sollte in einer „Eco Lodge“ noch etwas Natur usw. erfolgen. Bisher hatten lief ja auch alles viel zu gut, Zeit also für Doktor Katastrophe: Wir kamen am Freitag an. Dort hatten wir uns auf die Kajaktour am nächsten Morgen eingestellt. Am Abend stellten wir nur durch Zufall fest, dass die Kajaktour für den Sonntag eingeplant war. So kurzfristig konnte das nicht mehr geändert werden. Wir hätten also eine dreistündige Kajaktour vor unserer anschließenden 3,5stündigen Autofahrt gehabt. Dass die Kajaktour daher ausfallen musste, war uns zu dem Zeitpunkt bereits klar. Da es an der Unterkunft keinerlei Infrastruktur gab (auch in der Lobby nicht etwa einen Kühlschrank oder eine andere Möglichkeit, Getränke oder Essen zu bekommen, waren wir gezwungen, in die ca. 10 km entfernte Stadt zu fahren und uns dort Lebensmittel insbesondere Getränke für den ganzen nächsten Tag zu kaufen). Uns stellte sich nun die Frage, wie wir den Tag dort verbringen sollten. Wir fuhren zunächst zurück in den Ort, um essen zu gehen und Getränke einzukaufen. Der Ort liegt malerisch an einer Lagune und grau kommen uns Erinnerungen an diese Gegend. Dann wurde es kompliziert: Lebensmittel werden in dieser Stadt nicht in den gleichen Läden wie Alkohol verkauft. Und frisches Gemüse wiederum in einem dritten Laden. Wir verplempern also einige Zeit mit dem Suchen dieser Läden, die schlauerweise natürlich nicht nebeneinander liegen. Es ist heiß. Wir sind genervt und müssen tanken. Ich vergesse das Wechselgeld von 200 Peso. Der Tankwart weist mich von allein darauf hin. Ob das einer hier zu Hause machen würde? Zurück an der Unterkunft überlegen wir , wie wir es uns gemütlich machen können. die wenigen Sitz- bzw. Liege-Möglichkeiten dort waren auch noch größtenteils kaputt. Auf Rückfrage hieß es, wir könnten ja eine Hängematte in der Lobby benutzen oder uns auf den Steg legen. Für diese Antwort fehlte uns jedes Verständnis. Selbst die beiden Tage zuvor im Dschungel bei Calakmul boten ungleich mehr Möglichkeiten in jeder Hinsicht. Daher entschieden wir uns noch am ersten Abend zur Abreise in das Hotel in Playa del Carmen am nächsten Morgen. Ich trank mein erstes Bier mit Tomatensaft aus der Dose und wir freuten uns auf unsere Abreise.
Wir erreichen wieder einmal zum Abschluss unseres Urlaubs Playa del Carmen. Das Stadtzentrum besteht nur aus Einbahnstraßen und die Rückgabe des Wagens gestaltet sich als schwierig. Europcar hat einen wirklich netten Mitarbeiter: er bringt uns freiwillig zum Hotel (nicht weit, aber mit dem ganzen Gepäck bei der Hitze sehr vorteilhaft). Der arme Kerl wird wohl anschließend einen Einlauf erhalten, denn der Kollege wollte das nicht tun.
Wenn du nach Mexiko möchtest, bist du hier falsch. Das ist wie Kirmes, Ballermann und USA in einem Potpourri. Preise und Gerichte sind nicht wirklich mexikanisch, die Läden nur teilwiese. Für uns trotzdem die richtige Entscheidung. Man kann hier noch die letzten Besorgungen für daheim machen und das zweite Mal Anti-Mückenspray kaufen. Außerdem wollte ich schon bei unserem ersten Aufenthalt nach Cozumel, wo ich bei meinem ersten Aufenthalt wiederum nur tauchen war. Bei dem Ticketverkauft werden wir das einzige mal in den 2,5 Wochen etwas reingelegt: 1. Klasse? Wofür? Man muss eben auch bei offiziellen Sachen aufpassen. Alle Leute werden durch so ein Tor wie am Flughafen geschleust, das natürlich in einer Tour piept. Wozu das gut war? Man weiß es nicht… Nach der Überfahrt ist meiner Frau etwas schlecht. Und sie ist froh, kurz danach wieder ruhigen Boden unter den Füßen zu haben. Wir gehen bekommen hier eines der besten Essen des Urlaubs: Schwein à la Pastor. Beim Schreiben bekomme ich schon wieder Hunger darauf. Ich hatte daheim beim Antiquitätenhändler meines Vertrauens noch Sonnencrem mit LSF 6 erworben und hatte nun nur diese aufgetragen. Könnt ihr euch vorstellen, wie meine Haut am Abend aussah? Nein: immer noch wie daheim.
Nach der Rückkehr wollen wir noch schnell in den Supermarkt und die Getränkeversorgung für den Abend sicherstellen. Im Wal-Mart hängen Papierzettel, dass der Verkauf ab 17:00 nicht mehr möglich ist. Auch in anderen Läden und Kiosken gibt es nichts. Wir erfahren, dass es sonntags Abends hier verboten ist, Alkohol zu verkaufen. Der Sinn erschließt sich uns nicht. Glücklicherweise bilden die Touriläden eine Ausnahme.
Wir gehen abends in einer Seitenstraße essen. Das ist nach unserem Geschmack und ein echtes Erlebnis: Die Portionen sind riesig und der Kellner schließt uns gleich ins Herz. Wir quatschen mit ihm und machen Werbung für seine Margerita am Nachbartisch. Wir probieren endlich auch mal Mezcal. Der letzte Schnaps geht aufs Haus und wir verbschieden uns, als seien wir die alte Kumpels.

Fazit
Reisezeit:
Eine Woche eher wäre perfekt gewesen, so hätte man nur kurz wieder arbeiten müssen und dann war schon Ostern. Ansonsten war es vom Wetter her ideal, auch Ungeziefer war nicht allzu viel anwesend.

Unterkünfte:
Für uns nicht nachvollziehbar, wie man in so einem Land (Klima) so viele Zimmer ohne Kühlschrank finden kann. Es gibt aber die Möglichkeit, Eiswürfelbeutel zu kaufen, die deine Getränke zumindest für einen Abend richtig kalt halten. Auch die Raucherprohibition ist hier verbreitet; etwas zu finden, wo man rauchen darf, ist nicht ganz so einfach. Etwas ohne Klimaanlage noch schwieriger.

Polizei & Sicherheit:
Wir haben keine „komischen“ Beamten getroffen und heikle Situationen haben wir auch keine erlebt. Einer im Hostel erzählte, dass man ihm sein Hady stahl. Allerdings war der da auch so besoffen alleine unterwegs, dass es dann auch nicht wirklich verwundert. Wer hier zulande vollkommen hacke nachts in Marxloh mit seinem Eierfon winkt, wird es nicht anders ergehen.

Gesundheit:
Wir hatten beide nichts. Möglicherweise lag es an Unmengen von Vitamin C (aus Zitronen und Limonen), die wir zu uns genommen hatten. Auch hier kann etwas Vorsicht schon helfen. In den letzten Jahren war ich meist wegen eigener Dummheit krank im Urlaub (außer vielleicht in Indien).

Ansonsten:
Wieder einmal hat die nur latente Urlaubsverlängerung um 3 Tage wie ein Wunder gewirkt. Es war alles in allem ein entspannter Urlaub. Nur an zwei Tagen waren wir mehr als zwei Stunden im Auto. Insgesamt waren es nur 1.600 km. Die Leute, die wir getroffen haben, waren allesamt freundlich. Und beim Schreiben würde ich am liebsten gleich wieder los.

Euer
Don Manuel

Donnerstag, 19. Oktober 2017

Ironische Inseln

Der eingerahmte Urlaub


Vorgeschichte:
Eigentlich wollten wir eine Woche eher fahren, aber eine meiner seltenen Dienstreisen wollte ich unbedingt mitnehmen und so starteten wir Anfang Oktober. Die Zugfahrt nach Süddeutschland startete ich im T-Shirt. Bei feinstem Herbstwetter stieg ich mit Pulli und Jacke aus - kurz vor tiefgefroren. Das Ergebnis war, dass ich 20 Stunden vor Urlaubsbeginn krank wurde.

Zu Hause war meine Frau derweil damit beschäftigt, die Mehlwürmer (oder was auch immer es war, was in meinem Müsli genistet hatte) und deren „Folgeprodukte“ zu beseitigen.
Zakynthos:
Nach einem leicht verspäteten aber ansonsten angenehmen Flug (auf dem wir für die Mutter, die ca. 2 Dutzend Mal betonte, dass sie Ihren 11jährigen Sohn daheim gelassen hatte, den Speicherchip ihres Handys vollknipsen sollten) kamen wir bei sehr angenehmen Wetter an, schnappten uns den für griechische Verhältnisse normal verbeulten Wagen und machten uns zur Unterkunft direkt am Meer auf. Dort nahmen ein paar griechische Snacks und Bier am Meer ein. Ein traumhafter Einstieg in einen Urlaub. Die eher spartanische und zusammengewürfelte Ausstattung tat dem keinen Abbruch.
Am nächsten Tag besuchten wir den berühmten Schiffswrackstrand. Toll. Das Wasser dorthin war glasklar und dazu der blaue Himmel lud mich zum Sprung ins Wasser ein, ich war mittlerweile jedoch richtig krank, so dass ich mir das leider sparen musste. Anschließen wollten wir natürlich von oben ein Foto schießen. Die Beschilderung war dermaßen bescheiden, dass wir  - wie eine Menge andere Leute – wie Bergziegen in die falsche Richtung kraxelten. Als wir dann zurückgingen, war das Licht nicht mehr das Beste, dafür war der Strand fast menschenleer.

Lefkada:
Zunächst nahmen wir die Fähre zum Festland und fuhren – während ich eine halbe Klopapierrolle wegschnupfte - durch das mit Abstand hässlichste Stück unser gesamten Reise bis zur wirklich sehenswerten Brücke über den Golf von Korinth bis nach Nafpaktos, ein kleines Städtchen mit winziger Altstadt und einer mittelalterlichen Mauer „oberhalb“. Am nächsten Tag ging es Richtung Lefkada über ein kleines Gebirge, wobei das Navi uns über eine ziemlich unsinnige Strecke lotste, die uns definitiv einiges an Zeit kostete. Lefkada ist eigentlich mit dem Festland verbunden. Als Brücke dient eine ausgemusterte Fähre. Der Hauptort mit gleichem Namen wie die Insel ist ganz nett, da wir allerdings zu Mittagspausenzeit da sind, ist dort der Hund begraben. Die Saison ist vorbei. Alles ist günstig. Wir fahren zu unserer Unterkunft ebenfalls direkt am Meer an einer kleinen Bucht. Die Omi kann nur griechisch. Namen? Egal! Irgendwelche Unterlagen nötig? Natürlich nicht. Hier ist der Schlüssel.
Einen kleinen Pool haben wir da auch. Es sind nur noch zwei Restaurants geöffnet. Da die Küche noch behelfskochen erlaubt – und meine Frau kann wirklich gut improvisieren – probieren wir eines der Restaurants aus – und fallen auf die Nase. Naja, wenigstens das Bier am Meer schmeckt. Der nächste Supermarkt ist Luftlinie ein paar hundert Meter entfernt, wegen des Höhenunterschiedes und der Serpentinen tatsächlich jedoch ca. fünf Kilometer. Hier auf der Insel haben wir den einzigen schlechten Tag in zwei Wochen Urlaub. Wir fahren bei grauem Himmel und nicht so warmen Temperaturen an die Südwestspitze zu einem exponierten Leuchtturm. Auf dem Rückweg machen wir in einem kleinen Ort Pause, um dort zu essen. Als wir diesen verlassen wundere ich mich über ein komisches Geräusch: Ein Reifen ist platt. Ein Nagel steckt drin. Zum Glück ist ganz in der Nähe eine Tankstelle und der Tankwart offenbar gleichzeitig Mechaniker. Er sieht gleich was los ist und flickt das Loch in Windeseile. Und das Ganze für sagenhafte fünf Euro!


Kefalonia:
Am Tag der Weiterreise (einem Sonntag) haben wir wieder herrlichstes Wetter: Keine Wolke, kein Wind. Ich sage noch, dass es wunderbares Reisewetter ist. Wir packen ein und ich bin ungewöhnlich nervös. Macht keinen Sinn: Die Fähre geht erst kurz nach dem Mittag und wir müssen keine 30 Minuten zum Hafen fahren. Als wir dort ankommen, kommt ein Restaurantbesitzer auf uns zu. Na klar will der uns sein Essen verkaufen, denken wir. Aber er teilt uns mit, dass wohl keine Fähre fahren wird. Und so ist es denn auch. Irgendwie hatte ich das wohl gespürt. An einer Notfalltelefonnummer kann man uns natürlich nicht weiterhelfen, weil ja sonntags keiner im Büro sitzt. Zum Glück gibt es ein kleines kompetentes Reisebüro in dem Ort, wo man uns eine größere Fähre in 100 km Entfernung empfiehlt, die statt zwei dreieinhalb Stunden braucht. Diese Verbindung findest du nicht mal bei Gugl. Wir machen das, schließlich gibt es ja keine Garantie, dass morgen das Wetter besser ist. Wir kommen statt ca. 16:00 Uhr um 1:00 an und verpassen den angeblich schönsten Ort auf der Insel (Fiskardo). Der Schlüssel steckt in der Tür – hier ist die Welt noch in Ordnung! Ich gieße die letzten drei Pils runter und gehe erschöpft ins Bett. Trotz allem die richtige Entscheidung!
Am nächsten Morgen geht die Sonne an einem wiederum strahlendblauen Himmel auf. Unsere Unterkunft liegt auf einer Anhöhe zwar weiter weg vom Meer, das man aber weithin sehen kann. In dem Kaff gibt es allerdings sonst nichts und der nächste Supermarkt ist fünf Kilometer entfernt. Am nächsten Abend möchte meine Frau mal unter Leute. Es gibt drei weitere Hotelgäste (der fünf), die sich abends an der Bar einfinden. Der Abend wird lustig. Wir dürfen unseren eigenen Sprit anbieten, nicht zu Letzt, weil der Vater des Besitzers irgendwann auch in Bett möchte und die Bar abschließt. Am nächsten Morgen fällt das Aufstehen schwer. Zu späterer Stunde fahren wir in die nette Inselhauptstadt. Der Tribut des gestrigen Abends bringt, dass wir dort ohne Bargeld auflaufen. Aber anders als in unserem ach so fortschrittlichen Land kann man dort wirklich alles bis zur Kugel Eis mit der Kreditkarte bezahlen. Also ist der Shoppingausflug gerettet. Anders als auf Lefkada ist es hier nicht so günstig, was daran liegt, dass es eine direkte Flugverbindung nach England gibt. Wir besuchen noch eine eingestürzte Grotte und einen Ort für Briten.
Abschluss und Fazit:
Wir beenden unsere Reise, wo wir anfingen: Auf Zakynthos. Machen dort noch eine Grottenfahrt und shoppen ein letztes Mal in der kleinen niedlichen Inselhauptstadt mit gleichem Namen.
Mal abgesehen davon, dass ich während des gesamten Urlaubs krank war, war nahezu perfekt: Das Wetter reichte (sogar am grauen Tag) immer für Sandalen.
Die Fährverbindungen zu dieser Zeit sind deutlich eingeschränkt, einige Restaurants haben schon geschlossen, fast überall gibt es Rabatt.
Die Leute sind ausnahmslos nett, viele können gutes Deutsch. Wein, Ouzo und Bier sind lecker.
Die Entfernungen sind kurz, brauchen aber viel Zeit, weil die Straßen viele Kurven haben und es daher überall Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt. Daher haben wir auch zu viel Zeit im Auto verbracht und konnten nicht alles sehen, was wir wollten. Darum kommen wir wieder. Beim nächsten Mal lassen wir nur die nördlichste Insel weg.
Wir kommen bei goldenem Oktoberwetter heim. Ich genieße meine 16 Stunden Aufenthalt, bevor es nach Zypern geht und ich am nächsten Tag fast noch einmal über unsere drei Inselchen fliege.

Euer Geographieexperte

Doc. K.

Samstag, 29. Juli 2017

Irland



Schafe im Nebel

Ein lägst überfälliger Bericht; die Schriftsteller unter euch kennen das: Schreibblockade

Vorgeschichte:
Schon länger hatten wir eine ganze Woche anstatt eines PärchenWEs geplant. Irland war eigentlich auch als Ziel gesetzt. Zeitraum in den Sommer(!)ferien, um maximal bestes Wetter zu bekommen. Die Anreise mit der deutschen Bahn an einem Freitagnachmittag zum Düsseldorfer Flughafen gestaltete sich wie gewohnt reibungsvoll und mit einiger Verspätung, neu war hingegen, dass wir während der Fahrt im Wasser wa(r)teten. Der Flug war dann auch leicht verspätet, so dass wir erst um Mitternacht am Hotel waren und es nur noch für ein Smithwicks reichte.

Von Dublin zur äußersten Südwestspitze:
Trotz 5 Tage Männerwochenende  vor einem Jahr entdecke ich ein paar neue Ecken in Dublin. Und auch ein Bierchen in unserer damaligen Stammkneipe muss sein. Mein prägendste Erinnerung: Wir treffen eine wegen der Arbeit dorthin gezogene  Bekannte. „Und gefällt es dir hier?“ – „Nein.“ – „Warum?“ – „Das Wetter…“ Ich habe allerdings tatsächlich nur ein T-Shirt an. Als es dann nieselnd weiter geht finden unterwegs wir nirgends eine Möglichkeit, zu frühstücken. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Gegen Mittag wird das Wetter immer besser. Wir erreich das niedliche Kilkenny. Das Wetter ist mittlerweile traumhaft und es ist leider nur ein Zwischenstopp, also können wir uns nicht mit Kilkenny volllaufen lassen. Es folgt für mich einer der Höhepunkte der Rundreise: Rock of Cashel, eine große Klosterruine gegenüber einer noch größeren einer Burgruine. Der Weg dorthin ist später die meisten Wege: Wir fahren Landstraßen, um mehr zu sehen (oder mangels Alternativen), doch sehen tun wir gar nix: Die grüne Insel ist so grün, dass rechts und links neben den Straßen – ja was eigentlich? – so eine Arte natürlicher Hecke ist. Auf beiden Seiten ist das höher als unser Auto und es fühlt sich an, wie durch den Todessterngraben zu jagen. An manchen Stellen gibt’s noch Bäume und man fährt dann wie durch einen Tunnel. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen erscheinen uns doch eher für Harakirifahrer geeignet und ein paar Eingeborene geben auch gut Gas.
Am Abend erreichen wir das unspektakuläre Cork. Lustig allerdings die Menschmassen, die in ihren Farben zu einer Randsportveranstaltung laufen. Ob die das gleiche hier an einem Samstagnachmittag denken? Abends kehren wir noch in einen Pub ein. Als die Leute dort erfahren, woher wir kommen, würden uns alle gleich am Liebsten mal im schönsten Stadion der Welt besuchen. Die meisten haben allerdings schon ordentlich getankt. Es ist ja auch ein Sonntagabend, also ideal zum Betrinken. Mein Lieblingssatz sagt einer über seinen Kumpel: „Er sprich zwei Sprachen: Englisch und Rubbish.“
Von hier aus geht es zur äußersten Südwestspitze, dem Mizen Head – nicht zu verwechseln mit Miezen. Das Wetter ist am Anfang noch gut. Aber der Wind an der Spitze ist schon sehr kalt.

Von Mizen Head bis Galway:
Bei der Abreise kommen wir an ein paar weißen, breiten, sauberen Stränden vorbei. Ein paar Ir(r)e liegen sogar dort rum. Wenn die hier nur ein bisschen besseres Wetter hätten, wäre das ein Reiseziel, was überfüllt wäre.
Immer wieder reihen sich Ruinen in die Landschaft ein und ein paar alte Herrenhäuser, die wir besuchen, erinnern ebenfalls an eine interessante Vergangenheit.
Das Wetter ist ab jetzt nur noch typisch irisch und manchmal ein bisschen mieser. Statt dem Ring of Kerry machen wir den Ring of Beara. Angeblich genauso schön, aber weniger überlaufen. Alles in grau und Nebel. Wir wollen eine Ruine besichtigen, die laut Reiseführer reizvoll zu scheinen ist. Das Bild gehört definitiv nicht zu der Ruine, von der nur noch ein Torbogen sowie ein paar Mauerreste vorhanden sind. Aber wir sind offenbar nicht die einzigen, die die großartigen Reste eines Schlosses suchen. Der Reiseführer wandert in den Müll. Auf dem Rückweg machen wir noch an einem kleinen Wasserfall halt. Das Parken dort war der einzige Nepp auf unserer Reise.
Wir haben hier (in Kenmare) für drei Tage eine schnuckelige Wohnung. Und so kann meine Frau auch mal wieder ihre Kochkünste zeigen: Hier gibt es im Aldi oder Lidl irisches Rinderfilet. Und das ist so gut, wie sein Ruf. Abends sind wir dann auch mal wieder in einer Kneipe mit Livemusik. Die meisten Pubs sind gerappelt voll. Schon erstaunlich, was in diesem 1700-Seelendorf los ist. Ein Trottel aus Deutschland zählt uns an, wir mögen doch bitte etwas leiser reden. In einer Kneipe mit Livemusik??? Was für ein peinlicher Idiot. Wir ignorieren das natürlich.
Die Strecken hier sind – wie schon erwähnt – nicht gerade einfach zu fahren und so dauern auch km-mäßig kurze Ausflüge recht lang. Außerdem gibt es immer wieder Gründe anzuhalten.
Zu den spektakulären Cliffs of Moher geht es noch mit einer Fähre über Irlands größten Fluss, den Shannon. Die Cliffs sind wirklich beeindruckend, allerdings ist die Sicht wegen der dicken Wolkendecke nur mittelmäßig.
Der letzte Stopp heißt Galway. Durch Feierabendverkehr geht auf den Straßen nichts mehr. Wir haben eine Wohnung, in die man direkt (!) von der Straße reinfällt, wenn man die Tür öffnet. Das Wetter ist mittlerweile zum Abreisen. Wir gehen zuvor nochmals richtig gut essen (außer, dass das Bier aus der Dose kommt). Shepards Pie. Typisch irisch, kannte ich bisher noch nicht und saulecker. Das Frühstück im Hostel gleicht etwa dem Gefühl, wenn du aus Versehen in einen Ameisenhaufen trittst und alles loswimmelt. Wir gehen doch lieber in unsere Wohnung nur mit einem Kaffee.
Auf dem Rückweg besuchen wir noch in Athlone eine - ja was wohl - Ruine.

Fazit:
Das einzige was man in Irland häufiger sieht als Ruinen, sind Schafe. Die meisten sind lustig mit Farbe bepinselt. In dem dichten Nebel kann man die manchmal kaum von den Felsen unterscheiden. Und die Insel ist eigentlich nicht nur die grüne, sondern die bunte Insel: In vielen Städten blühen Petunien in Kübeln. Also kann das Wetter doch gar nicht so mies sein?
Ich will auf alle Fälle wieder hin. Meine Frau ist (wegen des Wetter (noch)) dagegen. Die Klimaerwärmung spielt mir allerdings in die Karten. Es gibt hier noch so viel zu sehen… Allerdings wäre mir selber eine Woche Wetterlotto heikel genug.

Euer
Nebelmann


Dienstag, 20. Juni 2017

Thessaloniki

OP 8.0

Fart hatte diesmal die Idee, die Reise wie Malle Kegelclub Ausflug zu beginnen und hatte entsprechende Schrottmucke dabei, um diese laut im Taxi zum Flughafen aufzudrehen. Sogleich wurde dies ihm vom Rest untersagt. Kurz darauf waren wir auch schon am Flughafen und wie gewohnt durch geheime Kanäle vor dem Gate mit ein paar kühlen Blonden versorgt.
Die Unterkunft lag auf den ersten Blick recht gut, hatte eine kleine Bar und es gab ein kleines leckeres Frühstück. Wir waren am ersten Abend in Minuten am Meer. Einen Strand gibt es allerdings nicht. Alles ist zugebaut. Restaurants zu Hauf am Meer, aber dazwischen noch eine lärmende Straße. Viele Leute können deutsch und sind freundlich. Von Krise keine Spur: Mitten in der Woche sind alle Läden prall gefüllt.
Am nächsten Tag wandern wir den Hügel hinauf bis in die unspektakuläre Altstadt. Die gesamt Stadt bietet ein ähnliches Bild: Durch Bauwut und Naturkatastrophen wechseln sich einige historische Häuser mit hässlichen Neubauten durcheinander. Es ist schwül und einige von uns haben einen neuen Tick entwickelt: Das Schmierbauchzeigen. Oben auf dem Hügel angekommen frönen gleich drei von uns ihrem neuen Hobby. Zum Glück habe ich gerade nichts gegessen. Anders als in vielen anderen Ländern, gibt es zwar viele Plätze (die manchmal auch als Park bezeichnet werden), jedoch bestehen diese nur aus Stein. Und in so einer Stadt bieten grüne Oasen doch mehr Entspannung. Am Abend wird zünftig getrunken. Wohl zu viel. Irgendwann ist unserer Jüngster weg und wird Opfer eines Raubüberfalls. Zum Glück muss man sagen ist nur das Handy futsch und er trägt nur ein paar kleinere Blessuren davon. Von dieser hässlichen Seite hatte ich Griechenland noch nicht kennengelernt und der nächste Urlaub dorthin ist ja auch schon gebucht.
Am nächsten Tag fahren wir mit einem Mietbulli zum Olymp. Die Götter wollen heut keine Gäste empfangen und so ist leider alles in dicke Wolken gehüllt. Zum Abschluss der kleinen Wanderung fahren wir an den nächsten Strand, der an sich schon recht hässlich ist. Drei mutige gehen ins Wasser. Nach dem Abtrocknen sehen die weißen Handtücher aus, als hätten sie diese nur zum Abputzen einer bestimmten Stelle nach der Notdurft benutzt.
Am nächste Tag fahren wir auf einen der drei Finger der Halbinsel. Hier ist es wieder so schon, wie ich es kannte. An einer Stelle lädt das diesmal klare und saubere Wasser uns. Da einige keine Badehosen dabei haben, ziehen wir halt alle blank. Es entsteht zudem der Begriff „Minusglied“.
Abends haben noch einmal ein richtig geniales Essen und leider müssen wir am nächsten Morgen wieder heim.
Epta Bira
Mανυ