Nachmittags machen wir unsere gebuchte Themsetour.
Dann geht’s auch zum Stadion.
Vor dem Stadion verlieren wir uns irgendwie alle kurzzeitig. Ich gerate an einen schmierigen Fuzzi, der mir noch 2 Tickets für unsere vielen Fans ohne Karte zu „relativ günstigen Schwarzmarktpreisen“ verkaufen will. Es löst Euphorie bei zweien aus, aber die sind zu weit weg. Bevor sie uns treffen, hat der Verbrecher die Tickets anderweitig veräußert, weil er nicht warten konnte. Das ist emotionale Achterbahn und extrem bitter.
Ich bin scheinbar der einzige, der nicht nervös ist. Ich hatte nichts erwartet. Das ändert sich ich nach 20 Minuten, als ich denke, „hier kann was gehen“.
Im Stadion gibt es mehr Bauern als welche von uns, weil unser Superverein ja auch gern mal Karten in den freien Verkauf gibt (inkl. des offiziellen Fliegers des vereinseigenen Reisebüros). Ich nenne „welche“ extra nicht „Fans“. Wir hören Sätze wie „das ist mein erstes Auswärtsspiel“ und einige kennen von keinem Lied den Text. Die Stimmung ist entsprechend schwach verglichen mit anderen unserer Begegnungen dieser Art.
Ansonsten machen (vor allem vor dem Spiel in der Stadt) nur Schwarz-Gelbe Stimmung.
Wenigstens machen wir auch unsere Bude und wenn Tore mit ihren Emotionen an daraus resultierenden blauen Flecken gemessen werden, das war das schon die Reise wert. Meine Beine sind immer noch blau und tun höllisch weh.
Ok, verloren. Aber musste es unbedingt in der 89. sein?
Zunächst bin ich nicht traurig:
Als wir auf dem Weg zur U-Bahn sind, bin ich beeindruckt von der Party, die die Bauern-Fans hier abliefern. Zunächst mal erstaunlich, dass wir (d.h. die Mehrheit der Anhänger) offenbar genauso lange im Stadion waren wie die des Siegers. Entsprechend gleichverteilt bzw. gemischt ist es auf dem Weg.
Auf der letzten Beerdigung, auf der ich war, war ne bessere Stimmung. Treffend, dass der Kapitän den richtigen Namen hat: Lahm!
Erinnernd an 2008 sagen wir: Seid mal leise, die Bayern wollen feiern.
Wir feiern trotzdem!
Wieder zurück im Miller’s gibt es endlich nach über 5 Stunden wieder Bier. Spätestens jetzt sollte es dann doch zu einem richtigen Dreckswochenende werden: Glaube nicht, dass nach der Leistung des Schiris den Italienern schwarz-gelbe Sympathien entgegen schlagen. Ich bekomme noch etwas „dazu“: In der Kneipe sind ein paar Penner neben uns, die immer wieder „Napoli, Napoli“ singen (ja, praktisch der Geburtsort von Dr. Katastrophe (aber das ist eine andere Geschichte) und so schließt sich der Kreis). Auf alle Fälle klaut einer der Arschlöcher mein Trikot.
Der Abend ist für mich gegessen. Ich gehe auf mein 8er Zimmer in unserem Rattenloch und da hat man mir noch meine 2 Pullen Wasser genommen. Zur Toilette muss ich von der 4. in die 1. Etage (weil die in der 3. kaputt ist).
Am nächsten Tag ist dann die Stimmung doch unter null. Ich bin irgendwie total leer. Ich laufe bei traumhaftem Wetter entlang eines kleinen Kanals zu einem Markt und die Ruhe abseits des hektischen London lässt mich die Sache verarbeiten.
Ein Engländer gratuliert zum Spiel und zur Mannschaft vom Rad aus. Und das ist nicht der Letzte. Etwas Balsam.
Zum Abschluss fahre ich zum falschen Terminal. Ich springe in den Zug zum anderen Terminal, aber der ist falsch. Der Offizielle, den ich zuvor gefragt hatte, kommt tatsächlich freundlicherweise hinterher um mich auf meinen Fehler aufmerksam zu machen. Zu spät: die Tür geht zu. Meine Hand ist dazwischen. Ein paar Bayern-Fans versuchen mir zu helfen. Aber erst mit vereinten Kräften eines Engländers und weiteren Offiziellen werde ich befreit. Einige Finger sind auch drei Tage später noch blau - wie meine Beine.
Fazit des Wochenendes: Eigentlich ein Griff ins Klo, aber trotzdem ne klasse Sache!
Und ich kann das nächste Mal schon kaum noch erwarten…
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