wie es kam...

Tja, irgendwie verlaufen meine Reisen immer katastrophal, was mir den Spitznamen "Dr. Katastrophe" einbrachte. Leider sind nicht mehr alle Reiseberichte vorhanden. In manchen Fällen nur noch ein "Beschwerdebrief"...

kreative (!) Anregungen sind willkommen!

Euer
Dr. K.

Dienstag, 13. März 2012

Mittelamerika

Vulkane, Seen, Ruinen und Karibikstrände

Na toll: einen Tag nachdem ich unsere Flüge gebucht hatte, kam die Meldung, dass American Airlines pleite seien. Einen Tag bevor wir fliegen wollten, kam die Meldung, dass am Flughafen in Frankfurt gestreikt wird. Naja, sollte mal bei mir irgendwann alles glatt laufen, würde ich mich auch Sorgen machen!
Am Tag vor dem Abflug fuhren wir mit dem Zug zu unseren Freunden in Wiesbaden, um die Reisedauer wenigstens etwas zu verkürzen. Die schnellste Verbindung brachte uns in 3,5 Stunden und SECHS Zügen (U-/S-Bahn, IC, ICE) dorthin. Wer in Erdkunde nicht gänzlich geschlafen hat, findet die Anreise DO-K-F-MZ-WI mehr als absurd. Passend stiegen wir also am Frankfurter Flughafen in den Zug nach DO. Wie wir dann erfuhren, hätten wir das gar nicht gedurft, weil das eben nicht der direkte Weg ist und wir ja zwei Mal an WI vorbei fahren, Deutsche Bahn...
Am nächsten Morgen kamen wir relativ entspannt in FRA an. Das währte natürlich nicht lang: unser Flieger war noch nicht mal da, > 2,5 Std. Verspätung => Anschlussflug wäre weg. Zum Glück buchte man uns auf die Lusthansa um. Das war super, der Service klasse. Wir kamen leicht verspätet in Guatemala Stadt an. Auf der "Autobahn" hatte es einen schweren Unfall gegeben. Durch den Rückstau dauerte es ca. 30 Min., bis wir überhaupt richtig fuhren. Als wir dann nach ca. 23 Std. mehr oder weniger ohne Schlaf ankamen war das nur die Bestätigung dafür, was wir bereits kurz vor der Abreise beschlossen hatten: SO werden wir nicht mehr fliegen: entweder geben wir mehr Kohle aus oder so manche Ziele müssen halt bis zur Rente warten.

Bei meiner 9. Ankunft in Lateinamerika tausche ich am Flughafen für einen ziemlich miesen Kurs Geld. Mieser als "normaler Weise mieser" am Flughafen - wie sich später herausstellte. Aber wir wussten ja nicht, ob Banken an Wochenenden geöffnet hatten und nachdem wir von mehreren (!) gehört hatten, dass man nach dem Abheben vom Automat (!) später mal die Gehälter der russischen oder einer anderen Mafia finanziert, nahmen wir den Aufpreis in Kauf.
Antigua (1.500 m) ist eine schöne koloniale Stadt, zu deren Kulisse nochmal drei fast 2.500 m höhere Vulkane gehören. Das Hotel war gut. Arm fand sogar ich als militanter Nichtraucher a.D., dass man selbst im Hof nicht rauchen durfte. Also musste Steffi das Willkommenspils "trocken" aufm Zimmer plätten. Später entdecken wir, dass die eine Dachterrasse haben. Warum die die so „verstecken“ ist uns vollkommen unklar. Entsprechend sind wir die einzigen oben und können die ganze Stadt überblicken, da hier kein Gebäude mehr all als zwei Etagen (EG & 1. OG) hat. Nur hier und da sieht man die unzähligen Kirchen etwas rausragen. Jedoch sind die die meisten nur noch Ruinen und man kann sich vorstellen, warum man die alte Hauptstadt von hier wegverlegt hat (Erdbebenregion).

Wir shoppten die ersten Tage wie blöd. Nicht nur auf dem riesigen Markt in Chichicastenango, wo alle Touris hin müssen. Preise (und auch Qualität) waren einfach super! Nicht so super war allerdings der Trip: wir wurden mit ca. 20 Min. Verspätung mit einem Minibus offenbar älteren Modells abgeholt. Der Wagen quälte sich im ersten Gang auf jeden Hügel, um anschließend auf der anderen Seite im 2. (Motorbremse) wieder herunter zu jaulen. Und wieder von neuem… Die etwas neueren Modelle überholten uns. Etwa 30 Min. nach der Abfahrt aus Chichi warteten wir immer noch, dass uns gleich der Motor um die Ohren fliegen würde. Die Sitze sind von der Breite entweder für einen Amerikaner oder zwei Einheimische, von denen mir in seltensten Fällen einer über den Ellenbogen reichte. Also nicht grad der bequemste Trip. Da telefonierte der Fahrer (wie konnte der bei dem Motorgeräusch überhaupt was verstehen???). Dann wurde gewendet. Zwei dämliche Amis hatten den Bus (obwohl er über 15 Min. später abfuhr) verpasst. Warum sich die zwei Pansen nicht in ein Taxi setzten und uns flux einholten, war niemandem klar. So kam es, dass ein Italiener und eine Französin sich zu Rädelsführern aufschwangen und heftigst protestierten. Ich hoffte, niemand von denen hätte bei einem Seilverkäufer auf dem Markt zugeschlagen, um nun den Fahrer zu lynchen. Doch der 1,40 m große Mann wies den pöbeln Mob in seine Schranken, auch wenn in der folgenden Zeit sich hinter uns im Bus tumultartige Szenen entwickelten.
Irgendwann waren wir dann in Panajachel. Ein Dorf am Atitlan-See, der von drei mächtigen Vulkanen umgeben ist. Eine atemberaubende Kulisse!

Ich hatte Steffi gewarnt: die Sonne (auch wenn nicht immer zu sehen) ist auf 1.500 m und vor allem in diesen Breitengraden gefährlicher. Sie verbrannte sich ihren Ausschnitt. Ich mir meine Nase und meinen Nacken. Danach waren wir vorsichtiger. Verbrannten uns dann noch mal am Meer im Schatten (tja, Reflexion ist auch nicht zu unterschätzen).

Des Abends wollten wir noch schnell das wichtigste kaufen: 0,5 l Cola, 1,5 l Wasser und ein Sixpack. Ich bezahle und suche die barbusigen Mitarbeiter, die man angesichts der stolzen 11 € dafür hier fast hätte erwarten können, doch es war nur ein ganz normaler Minimarkt. Ich fühle mich beschissen. Naja, am nächsten Tag stellen wir fest, dass diese Sorte auch in einem großen Supermarkt teuer ist. Im Restaurant allerdings das günstigste. Das muss man ja nicht verstehen. Es heißt "Gallo" auf Deutsch etwa "Gockel", der auch das Wappen des Biers ist. Wir machen ein paar Büxen am Hotel platt. Das ist richtig geil: wir sind fast allein, sitzen dick eingepackt (abends wurde es richtig kalt) vor unseren Zimmern im Garten. Es schmeckt gut. Rauchen ist natürlich erlaubt.
Am nächsten Morgen gehen wir irgendwo frühstücken. Es ist Rosenmontag. De Zoch kütt: ein paar hundert Kinder kommen vorbei. Irgendwie sehen alle niedlich aus.
Wir shoppen weiter. Irgendwann haben wir dann doch diese Nase voll. Wir kehren für eine Kleinigkeit in die Sunset Bar ein. Ein lauschiges Plätzchen, mit rauschenden Preisen (vor allem für was). Egal wo wir einkehren, wir sind fast immer die einzigen Gäste. Das verstehen wir nicht. Abends schreien wir uns an. Die Musik des Nachbarrestaurants ist zu laut. Gäste gibt’s dort nicht. Wir sind die einzigen in „unserem“.

Aschermittwoch. Alles ist vorbei. Zumindest, was meine Gesundheit angeht. Zunächst stehen wir jedoch gemütlich um 3:00 Uhr auf, um 4:00 zum Flughafen gebracht zu werden. Der Shuttlebus kommt natürlich zu spät. 20 Min. Unverständnis bei uns, vor allem weil leer. Ankunft am Flughafen 5:30. Wir sind schon leicht nervös, weil wir nur 60 Min. bis zum Abflug haben, aber alles ist entspannt. Die 1,5 l Flüssigkeit im Handgepäck interessiert niemanden. Nur Schusswaffen sind verboten. Ich vergewissere mich, dass meine auch sicher im Koffer verstaut ist, als mir einfällt, dass ich keine habe. Keine Durchgeh-Piep-Mopeds oder ähnliche Sicherheitskontrollen.
Es geht mit einer 20sitzigen Propellermaschine los. Der Service für den nicht mal einstündigen Flug (also die Verpflegung) schlägt den miesen von AA (American Airlines) für die über 3 Std. (von Dallas) um Längen. Ich sitze ganz vorn. Meine ausgestreckten Beine würden ins Cockpit reichen. Ich muss an Luke Skywalker denken ("die Mühle ist ja nur Schrott"). Zumindest was das Äußere (also Innere) Erscheinungsbild angeht. Wir haben etwas feuchte Hände. Mein letzter solcher Flug ist schon was her. Ich habe mächtigen Spaß: das Innere des Cockpits sieht aus wie der Meikroschrott Flight Emulator damals auf dem C64. Es wird laut. Sehr laut. Jeder hat Ohrenstöpsel bekommen. Die Piloten fummeln an den hundert Knöpfen und Rädchen. Nix Autopilot. Wir fliegen permanent auf 11.000 Fuß. Es geht rasend schnell vorbei. Inkl. Start und Landung zeigen die Jungs, was sie von ihrem Handwerk verstehen. Ein 1A Flug.

In Flores herrscht Tropenklima. Die kleine ca. 500 x 500 m große Insel erkunden wir fix. Von unserem (ansonsten gammeligen) Hotel haben wir Blick auf den See und später den Sonnenuntergang. Leider muss Steffi das Pils dabei allein genießen. Mein Magen will nicht.
Am nächsten Tag dann "die Mutter aller Mayapyramiden": Tikal. Sehr beeindruckend. Mehr hierzu mal mdl.

Wir verlassen das arme Land, in dem jeder 3. weder Strom noch fließend Wasser hat, wohl wissend, dass wir nur die reichsten Orte gesehen haben.

Es geht nach Belize. Grenze. Alle raus aus dem Bus und dann jeder seinen Krempel durchs Niemandsland der Grenze (das heißt hier so, weil hier niemand geteert hat) gezogen und wieder rein in den Bus. Manche Logik kann man nur durch überhöhten Drogenkonsum erklären.
Belize ist etwas anders: offizielle erste Sprache ins ausnahmsweise Englisch. Für Deutsche auch als „Sprachform“ falsch zu verstehen: die Hauptstadt heißt „Bell-Moppern“ (bzw. Belmopan). Es gibt viele Kreolen (Sklavennachfahren). Das alberne Land gehört zu den Komikerländern, die immer noch der britischen Königin huldigen (die Oma ist noch in jung auf den Geldscheinen abgebildet, die Rückseite jedoch ist cool: mit einheimischen Tieren, Ruinen, Inseln). Noch alberner ist dann, dass die Währung an den Dollar gekoppelt ist (1:2). Also irgendwie nix eigenes. Eigentlich schade, aber entsprechend viele (ca. 2/3) Amis gibt’s hier. Und teurer ist‘s auch noch.

Wir verbringen unsere Zeit auf Caya Caulker. Ich hatte nie zuvor davon gehört, aber die Auswahl des Reisebüros war topp: Steffi kam aus den Ohs und Achs gar nicht mehr raus: die Insel ist ca. 2 km lang oben (Norden) 100 m breit und unten (Süden) vielleicht 500 m. Meer zu beiden Seiten. Karibik pur: Palmen, glasklares Wasser, nur den Strand hat ein Hurrikan hinweggerafft. Wir gehen also vom Steg vorm Hotel ins Wasser. (Eigentlich ist die Insel länger nur hat der Hurrikan sie in zwei Teile getrennt, der nördlich ist Vogelschutzgebiet (in Google Maps übrigens NICHT im Kartenmodus zu finden)).

Wir kommen ca. 11:30 Uhr an. Die Leute begegnen uns mehrheitlich mit ner Pulle Bier. Ein Trinker stellt eine leere Flasche ab. Und schon schnapp sie sich ein Pfandpirat. Sauber! Pfand finde ich hier richtig weit vorne! Natürlich staunt man, dass es auf diesem kleinen Flecken überhaupt solche Leute und die klassischen Bretterbuden gibt. Irgendwie ist man doch zu Deutsch: für so eine kleine Insel gibt’s viel zu viel rumliegenden Müll (also es ist hier sauber, aber für so eine Mini-Insel nicht sauber genug) und ein paar Sachen vergammeln auch, die man mit nur wirklich wenig Mühe auf Vordermann bringen könnte. Ok, der Bagger am Strand (wie viele tausende Euros mag der gekostet haben??), dem ein Stück aus einer Kette fehlt natürlich nicht. Aber krass.
Und warum haben auf diesem kleinen Sandhaufen überhaupt streunende Hunde???
Auch interessant: die Vodafone-Mafia hat hier nicht Fuß gefasst. Ich bin länger offline, die heimische Liga bzw. die Ergebnisse müssen wir also anders verfolgen. Aber offenbar gibt’s auch in den hinterletzten Ecken dieses Planeten in jedem Hotel W-LAN, kostenlos natürlich.
Alle paar Meter ein Minimarkt. Wie wir erfahren, gehören ALLE Chinesen. Was einen Menschen bewegt, sich 15.000 km weit weg von seiner Heimat auf so einem Sandhaufen anzusiedeln, bleibt unbeantwortet…
Verkehrsmittel sind Golf Cars. Auch geil!
Vor Belize liegt das zweitgrößte Korallenriff der Erde. Am Horizont sieht man beständig eine kleine Wellenkrone.

Schnorcheltour: Das Segelboot gleitet leise mit vollen Segeln durch das kristallklare Wasser. Aus den Lautsprechern tönt Reggae Musik (normalerweise nicht mein Ding) und passt in ein perfektes Bild. Ein paar Spritzer Meerwasser kommen von Zeit zu Zeit auf uns zu und ich habe plötzlich das Gefühl, 2.000 Lichtjahre weit weg von allem anderen zu sein.
Dann schwimmen wir mit Meeresschildkröten, beim zweiten Gang mit Haien (ich hatte zwar zunächst Schiss, aber alle sind rein und es sind auch nur kleine Pflanzenfresser) und Rochen, die alle ganz zutraulich scheinen (der Guide mit den Rasterzöpfen, der zuvor jeden Satz mit „okay män“ beendet, krault die Tierchen und es scheint ihnen zu gefallen).

Abends dann eine Wahlveranstaltung. Die Partei (PUP) hat als Farben blau-weiß. Neben mir ein betrunkener Penner, der eine blauweiße Fahne schwenkt (ein Bild, dass wir nur zu gut von daheim kennen). Der Wahlspruch ist (kein Witz!): pup together. Typisch blau-weiß! Es gibt Bier (von der Pulle in Becher gegossen) und zum Abschluss der Veranstaltung die Nationalhymne. Die meisten stehen auf. Keiner Singt mit. Die Mischlingsfrau beweist, dass nicht alle stärker pigmentierte auch stärker singen können und wird dabei von der Mundharmonika begleitet. Sehr geil!

Wir reisen mit dem Schiff nach Mexiko ein. Auch eine neue Erfahrung.
Wir verbringen unseren Urlaubsausklang dort, wo die einzige Maya-Pyramide am Meer bzw. Strand steht – und was für ein Strand! Der ist fast weiß. Im Süden, wo die Hotelzone ist, sieht es aus wie auf der Postkarte. Dort sind die Preise mehr als doppelt so hoch wie im Ortszentrum. Naja am Strand zahlt man halt auch die Aussicht usw…
Wir kaufen noch die letzten Andenken. Wir fragen uns, wo die Zeit geblieben ist.

Die letzte Nacht verbringen wir (wieder) in dem uns bereits bekannten Hostel in Cancun. Zu kurz, wie alles hier. Wir wollen lieber bleiben.

Am nächsten Morgen sind wir um ca. 4:30 am Flughafen. Ein paar Leute haben natürlich Bier am Start. Am geilsten ist ein Typ so um die fufzich, der so unnatürlich braun ist, dass er aussieht, als sei er mit Schuhcrem eingeschmiert. Das Stehen fällt ihm schwer. Arg Schlagseite...

Auf dem Rückweg hatten wir 5 Std. Aufenthalt in Dallas. Zunächst fanden wird das blöde, aber so haben wir uns noch einen richtig schönen Tag da gemacht. Mit bummeln und schlemmen. Das Essen (auch in guter Qualität bzw. Restaurants) ist „gg“ (geil und günstig) und wir wundern uns nicht, dass draußen mal wieder ein paar Kugeln vorbei rollen. Ein schlechtes Gewissen haben wir nicht, haben wir doch zuvor ein paar Kilo abgenommen.
Wir schauen raus in den blauen texanischen Himmel und fragen uns, ob wir wirklich den Flieger ins kalte graue Deutschland besteigen sollen. Warum wir das machen fragen wir uns spätestens noch mal, als wir etwa über Grönland die wohl längsten Turbulenzen (schätze 45-60 Min.) in meinen über 200 Flügen erleben. Dafür gibt es wenigstens KEINEN Film (zur Erinnerung: siehe Anfang). Doch wir kommen sicher an. Endlich wieder zurück zu Hause. Man kann sich wieder auf einiges verlassen: der ICE kommt pünktlich in FRA an – und baut sich ab Köln eine Verspätung bis DO von 40 Min. auf. Endlich wieder so, wie man es kennt…

Fazit:
  • erlebe-fernreisen.de wird auch beim nächsten Mal unsere erster Ansprechpartner sein (natürlich abhängig vom Ziel), können wir nur empfehlen!
  • Wir haben uns immer sicher gefühlt.
  • Die Leute waren alle sehr freundlich, nur einen einzigen lästigen Verkäufer gab’s (nicht so wie Richtung Süd-Ost), was Einkaufen auch echt zu einer Freude machte.
  • Unterwegs haben wir ne Menge Reisende kennen gelernt. Alle nett! Nur eine Deutsche. Total gemixt, jedoch überwiegend Amis.
  • Eigentlich genau unser Ding und wäre perfekt gewesen, wenn wir gesund geblieben wären. Das war die eigentliche Katastrophe.

Also bis demnächst
Manolo Zapata