wie es kam...

Tja, irgendwie verlaufen meine Reisen immer katastrophal, was mir den Spitznamen "Dr. Katastrophe" einbrachte. Leider sind nicht mehr alle Reiseberichte vorhanden. In manchen Fällen nur noch ein "Beschwerdebrief"...

kreative (!) Anregungen sind willkommen!

Euer
Dr. K.

Sonntag, 30. November 2014

HANNgOVER

Ocam Pivo 4.0

Freitag kurz nach halb vier ging’s los: Treffen an der „Pommesbude mit Gleisanschluss“ - ideale Zeit und Ort für ein Bierchen. Oder Besser gesagt zwei Paletten.
Die Anfangsaufstellung: Nuschel, Snorre, V-Mann, Phantom, Faxe und natürlich Dok. K. himself.

Es war unsere erste Zugreise als Team. Vor uns lag ein endloser Trip von Dortmund in die angebliche Sprachhauptstadt Hannover. Lange 110 Minuten mussten überbrückt werden. Wir hatten sechs Plätze im Großraumabteil reserviert und das war für einen Freitagnachmittag eine wundervolle Idee. Die Leute um uns rum waren gut drauf und hatten auch ein paar passende Getränke am Start. Ein älterer Herr fällt uns auf, da er uns etwas an Genossen Erich H. erinnert. Er steht aber kurz nach der Abfahrt auf.
Faxe tauscht zwei Büchsen Pils gegen eine Mettwurst und einen Biss in ein Baguette einer älteren Dame die zu einer illustren Gruppe gehört, die möglicherweise eine Großfamilie ist oder aber auch ein Haufen entlaufener Irrer. In die andere Richtung sitzen vier Mädels die sich vom Land in die Großstadt zum Weihnachtsmarkt wagen. Die zwei oder drei, die nicht zu einer der drei Feiergruppen gehören, können einem fast leid tun, verhalten sich aber unauffällig. In Hannover angekommen sind die zwei Paletten weg. Während wir auf den Halt warten, kommt plötzlich Erich aus der anderen Richtung. Wir sechs stimmen „Erich, Erich“ Rufe an und die vier Mädels steigen ein. Eine ist sogar aus der SBZ und wir singen gemeinsam eine russische Volksweise.
In weniger als 20 Minuten sind am Hostel und warten dort auf Nr.7 mit den lustigen Initialen „LL“ (wie z.B. LummerLand oder LolloLecker). Statt zwei 4er Zimmern bekommen wir ein 4er und ein 6er. Ich nehme im 4er die Mittelposition zwischen Snorre und LL ein (also Snorre und ich im Doppelbett, LL unten im Doppelstockbett). Nuschel darf im anderen Zimmer allein das Doppelbett benutzen.
Dann geht’s los über den Weihnachtsmarkt. Der ist ganz nett, es kommt uns vor, als gäbe es weniger Ramsch und es schließt sich sogar ein Mittelaltermarkt an, den wir allerdings erst am nächsten Tag besuchen. Ich esse einen „argentinischen Spieß“, der zu 85 % aus Fett besteht. Ich versuche auf Spanisch mit der Dame vom Grill zu reden – immerhin spricht man in Argentinien ja spanisch – mit dem Erfolg, dass Snorre seinen Spieß auf Englisch bestellen kann. Die Kneipen sind alle rappelvoll. Irgendwann sind wir in einem Laden wo mich zwei Typen anquatschen, wovon einer aussieht wie die niedersächsische Antwort auf Pep G. (Glatze, Dreitagebart, Klamotten von Mutti rausgelegt). Ob ich Fußballfan wäre. Ich hatte keine Lust zum hundertsten Mal zu hören „was ist denn bei euch los“. Nein sage ich, wir sind aus dem Pott und wollen unser Handballmannschaft folgen – TUSEM Essen. Scheinbar bin ich nicht glaubwürdig. Ok, ich gestehe. Wir sind Eishockeyfans und folgen den Krefeld Pinguinen. Er lässt nicht locker und schließlich gestehe ich meine schwarz-gelbe Leidenschaft. Die beiden sind zwar 96-Fans, aber hegen Sympathien für uns. Man spendiert mir sogar einen Wodka. Später behaupten die anderen, die beiden hegten nicht nur Sympathien für unsere Mannschaft… Das hatten wir uns nicht unter „Männerwochenende“ vorgestellt!
Mittlerweile ist auch endlich Nr. 8 – Chorche – dazu gestoßen – endlich sind wir wieder Ocam Pivo. Und das fließt an dem Abend reichlich nur die beiden Mädels (Snorre und V-Mann) gehen noch vor Mitternacht heim. Und verpassen demnach nach den beiden Jungs meinen nächsten Fan: Auf der Suche nach einem guten Laden schließt sich uns Gudrun an. Sie hängt sich bei mir ein, dann das Laufen ist nicht mehr so ganz einfach. Gudrun hat genau wie wir Durst. Sie fragt mich, ob sie mir ihr Geld geben können. Offenbar bin ich vertrauensseliger als sie selbst in ihrem Zustand. Beim Döner-Stopp versucht sie, sich eine Zigarette anzuzünden. Als sie zu Boden fällt, sagt Nuschel, Newton wäre daran Schuld. Daraufhin fragt mich Gudrun „Wer ist denn der Arsch?“. So kennen wir sie halt. Die Abwesenheit von Bier im Dönerladen lässt auch Gudrun abwesend werden. Ich bin erleichtert. Anderseits find ich es auch schön, dass man mit 62 noch so Gas geben kann.
Wir landen noch so einer Art „Stade“, aber so viel wir auch trinken, die Frauen bleiben hässlich. Wir gehen heim. Nur Nuschel und LL bleiben noch. Und die müssen noch gut Gas gegeben haben: ich öffne das Fenster speerangelweit. Irgendwann des Nachts wird es geschlossen. Aber Snorre und LL liegen friedlich sägend in ihren Betten. Nuschel steht wie eine Lärche im Sturm schwankend in unserem Zimmer. Sehe ich da den Mond aufblitzen? Ich sage nur „falsches Zimmer“ und er geht, aber irgendwas hat er mitgenommen. Einige Zeit später ist schon wieder die Lärche da. Irgendetwas stimmt mit seinem Schlafanzug nicht, aber ich führe ihn besser zu seinem Zimmer. Nun steht die Lärche dort. Also sage ich „das große Bett ist deins und es gehört dir allein“ und das scheint zu fruchten.
Der Rest der kurzen Nacht verläuft zwischenfalllos – bis auf Säge rechts, Säge links mal nacheinander, mal im Duett. Am nächsten Morgen müssen wir zum einem Cafe am anderen Ende Stadt. Warum bleibt mir verschlossen. Das Ambiente und die Musik auf dem Klo sind ganz nett, aber als mir ein Brötchen auf den Teller fällt, zerspringt dieser in tausend Stücke. Wir machen noch ein Minikulturprogramm, ehe wir in der gemütlichen Markthalle endlich ein kühles Blondes bekommen (das ist hier allerdings eher Plörre). Es sind auch nur 2 Grad und laut Internet gefühlt -7, so dass es draußen nicht ganz so viel Spaß macht (der V-Mann muss sogar eine Damenmütze tragen). Der Nachmittag plätschert noch so dahin, bis wir abends zum Italiener von daheim starten. Am Hbf. kommt dann noch Dr. Furzinger auf dem Weg aus der Hauptstadt in die Heimat zu uns. Das Restaurant sieht aus wie ein großer Ballsaal aus dem vorletzten Jahrhundert - wirklich etwas Besonderes. Das Essen ist auf den ersten Blick nicht günstig, aber die Portionen fast unschaffbar und lecker. Wir haben einen erstmaligen Gast: Ette (Herr Etepetete: "Nein im Hostel im Mehrbettzimmer übernachte ich nicht mit euch.“).
Den Abend lassen wir in einer Disco mit mehreren „Floors“ ausklingen, auf einem ist immer Karneval, auf den anderen immer anderer Mist. Auf dem Heimweg finde ich noch eine Laterne und fühle mich wieder wie damals bei St. Martin – obwohl ich damals nie so lustig drauf war.
Wie das auf solchen Touren immer der Fall ist, stinkt es immer schlimm. Das Phantom legt gleich am ersten Abend die Messlatte hoch. Zwischenzeitlich gelingt es auch mir mal, die Führung zu übernehmen, aber spätestens als Dr. Furzinger kommt, sind die Verhältnisse wieder grade gerückt und wir wissen: der hat seinen Doktortitel im Stinken verdient!
Am nächsten Morgen frühstücken wir im Hostel - für den Preis super. Dann besuchen wir Chorche und sind nochmal große Jungs. Nach einem leckeren Burger geht’s heim.
Fazit: Ein anstrengendes aber sehr lustiges Wochenende; Unterhemd oder -hose - wo ist da der Unterschied? Die Hausaufgabe für Chorche ist klar: es muss doch einen guten Laden geben – finde ihn!

Montag, 13. Oktober 2014

Kreta

Am Ende Europas

Vorgeschichte

Klassischerweise fahren wir Ende September in Urlaub. Diesmal hatte sich der Arbeitgeber meiner Frau Folgendes überlegt: Urlaubssperre im September und keinen Urlaub in den Herbstferien. Also doch tatsächlich zwei Tage frei? Gnädigerweise wurde uns ein Kompromiss gestattet, der uns wegen der Ferien jedoch locker 200 Piepen schon allein für den Flug kostete. Steffi war dann eh bis nach der Ankunft krank. Sogar mit leichtem Fieber.
An einem Samstag sollte es losgehen. Ein Irrtum mit dem U-Bahn-Fahrplan brachte uns schwitzenderweise in den Zug. Wir erwarteten haufenwiese Fußballfans, trafen jedoch nur einen bedauerlichen Fan eines Karnevalsvereins, dessen Freund auch noch eine LL (langweilige Lederhose) war. Das Gespräch brachte uns allerdings ein paar Tipps fürs nächste Jahr.
Alles war ziemlich entspannt. Zeit satt, denn auch der Flug ging erst 1:15 später los. Also ein klassischer Doc. K.-Start.

Die Insel

Und wir bleiben klassisch: Bis Freitag waren es angeblich über 30 Grad, bei unsere Ankunft Regen und kühl, vor allem aber windig. Das Wetter blieb auch so ein paar Tage.
Dann Mietwagen abholen - und in was für einer Geschwindigkeit (keine (!) Ironie) - und los geht's.
Unsere Straße ist dem Navi jedoch nicht bekannt und Straßenschilder gibt's kaum. Trotz dieser Widrigkeiten kommen wir, ohne uns zu verfahren, an und das im stockdunkeln. Die erste Unterkunft höchstens Mittelmaß. Den Pool brauchen wir bei der Kälte eh nicht.
Wir besichtigen die berühmte Ausgrabungsstätte um den Palast von Knossos. " Kostenloser Eintritt – sowas kann sich ein Italienurlauber nicht vorstellen. Dann buchen wir eben noch die Führung dazu. Das war nicht die beste Idee. Die Dame weiß ne Menge und beginnt auch so in etwa mit „am Anfang war…“ schnarch. Grade fertig, da gibt's wieder Regen.
Abends gehen wir wieder in einem Restaurant gegenüber essen. Gutes Essen zu günstigen Preisen und es darf auch geraucht werden. Das sieht man hier nicht so eng. Am nächsten Tag heißt es shoppen in Heraklion. Dafür ist die Stadt gut. Ansonsten nicht wirklich schön.
Wir reisen weiter noch Osten. Durchs Gebirge. Hier sind 10 Grad weniger als am Meer. Leider ist es immer noch grau und man sieht nicht viel. Am Straßenrand stehen immer mal wieder ein paar Mietterchen und verkaufen ihr selbst geerntetes Gemüse, Honig und Öl. Sicherlich haben die alle ein Gewerbeschein und zahlen dem Staat die doch so dringend benötigten Steuern…
In Agios Nikolaus haben wir eine echt romantische Unterkunft, 24 Grad und wie immer Wind. Und zwar richtig heftigen – einen Morgen weht der mir doch tatsächlich das Brot vom Teller. Die Stadt ist auch ganz nett, aber klein. In einem Laden sind außer uns noch zwei deutsche Mädels. Die Verkäuferin mag Deutsche und bittet uns darum, doch zahlreicher zu erscheinen. Sie sagt – und das können wir bestätigen (viele Schilder sind in kyrillisch) – zwei Drittel der Touristen sind hier Russen und da ist die Gefahr immer groß, dass es eine Volksabstimmung gibt und ne Woche später ist Kreta plötzlich sowjetisch. Wir besuchen noch die Leprainsel, wo man seine Phantasie mal wirklich befeuern kann. Bis 1957 haben hier noch welche gelebt. Und schließlich noch Ierapetra, die südlichste Stadt Europas. Die Stadt ist noch kleiner und die Altstadt nicht erwähnenswert. An einem Abend haben wir uns vorbereitet, die Champions League Begegnung in des BVB in Belgien zu verfolgen: Genügend leckere Getränke stehen bereit und unser 5,5 Monate altes Tablet warten auf den ersten Einsatz, uns eine Übertragung zu liefern. Ein lauschiger Abend sorgt zudem für fast perfekte Randbedingungen. Aber wie das bei Doc. K. so ist, entscheidet sich die Elektronik noch vor Ablauf der Garantiefrist (die läuft erst nächste Woche ab, allerdings bevor heimkommen) in die ewigen Motherboard-Gründe einzugehen. Naja, ein von BILD „gefördertes“ „Volks-“Gerät – was will man da erwarten? Es klappt dann nicht mal mehr Radio über’s Handy. Meine Frau fängt an zu verzweifeln. Hauptsache gewonnen!
Wir schaffen es nicht zum berühmten Barcadi-Strand. Wir haben uns diesmal vorgenommen, mehr Zeit zu genießen und etwas weniger Programm zu machen.
Wir verlassen den Osten und bleiben die nächsten Tage in Rethymnon. Wir haben eine relativ neue Unterkunft fast am Strand und können sogar in die Stadt laufen. Auf dem etwa dreißigminütigem Weg stellen wir fest, dass ca. 75 % der Touristen schon die Rente eingefahren haben. Naja, wir sind da auch fast näher dran als am Abi…
Hier gibt es lokales Bier, das doch tatsächlich nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut ist. Und sogar in Pfandflaschen! Die Rückgabe – mittlerweile eines meiner Hobbies im Urlaub – gestaltet sich als „amüsant“. Die Supermarktkette hat im Eingangsbereich eine Art Infoschalter; ich muss zunächst anstehen, bis ich dran bin; dann gebe ich meine Flaschen ab und erhalte eine händisch ausgestellte Quittung, die ich beim anschließenden Einkauf einlösen kann. So funktioniert Bürokratie.
Wir (be)suchen das nächste Geisterdorf. Es war nur eine Randnotiz im Reiseführer, dafür jedoch eine Besichtigung wert. Wir fahren die Straße drei Mal rauf und zwei Mal runter, bis wir endlich gefunden haben. In besuchen steckt halt auch suchen. Das Dorf wurde wegen zu vieler Steinschläge verlassen. Ich trage stolz die Farben des heimatlichen Looser-Vereins und gleich der erste Tourist ist ein Leidensgenosse. Diese schönen Farben gibt’s halt überall.
Dann schauen wir noch einen im Reiseführer angepriesenen See an, der sich aber eher als langweilig entpuppt. Es ist eben nicht alles im Reiseführer so, wie es sich anhört – und das geht in beide Richtungen. Unser letzter Stopp heißt Chania, die angeblich schönste Stadt – bestätigt.
Drei Tage vor Abreise ist nochmal richtig mieses Wetter. Ok, machen wir also mit dem Wagen einen Ausflug. Kaum sitzen wir in der Schleuder, heut der Motor auf. Das passt uns heute natürlich richtig gut in den Kram, dass die Mühle grade jetzt den Geist aufgibt. Nach einigem Gefuckel finden wir jedoch raus, dass nur das Gaspedal nicht mehr zurückkommt und daher immer Gas gibt. Wir fahren in eine Schlucht (nein, die berühmte Samaria Schlucht haben wir auch nicht geschafft, also noch ein Grund mehr, zurückzukehren), wobei ich beim Schalten immer mit der Hand das Gaspedal zurückziehe. Am Nachmittag fahren wir noch nach Westen bis nach Kissamos, was keine Reise wert ist. Außerhalb besuchen wir noch ein Kloster, damit der Weg nicht ganz umsonst war.
Die Heimreise klappt reibungslos und kurz vor daheim sage ich zu meiner Frau, dass viel zu wenig schief gegangen sei. Naja, die Reise endet ja erst, wann man wirklich in seiner Wohnung ist. Und so stellten wir um 0:45 Uhr fest, dass im Keller unser Aquarium das zeitliche gesegnet hatte. Die Rettungsaktion verschob meine eigentliche Heimkehr auf 2:45 Uhr. Also war Doc. K.‘s Welt wieder im Lot.

Fazit

Das Wetter war schlechter als es normalerweise zu der Jahreszeit ist. Wenn es wirklich kurz zuvor 37° Grad waren, dann doch lieber so. Was seltsam war: wir haben für unsere Verhältnisse wirklich weniger gemacht als sonst. Komischerweise ging die Zeit schneller rum als sonst. Ich bin nicht mal zu Tauchen gekommen. Nur am letzten Tag haben wir wirklich gar nix gemacht.
In Supermärkten kommen die Preise für Deos uns doch recht hoch vor. Das Ergebnis riecht man häufig. Ansonsten kann man über die Menschen nur Positives berichten: sie sind fast immer freundlich, hilfsbereit. Außerdem eine südeuropäische gemütliche Gelassenheit, die man sich hierzulande auch öfter mal wünschen würde.
Das Beste sind die Salate: Einfach aber super lecker: Die Tomaten haben richtig Geschmack, der Schafskäse und das Olivenöl sind auch eine Nummer leckerer.
Alles in allem extrem kurze zwei Wochen, die uns auf alle Fälle zur Wiederkehr „zwingen“.

Samstag, 28. Juni 2014

Malta

Urlaub im Zwergenstaat

Vorgeschichte/ Anreise

Ich wollte schon länger mal nach Malta, als wir es dann letztendlich buchten, war ich erstaunt, wie viele Leute schon mal dort waren. Ich dachte, die Insel ist so winzig, da reicht eine Woche locker aus. Menorca ist etwa doppelt so groß, da ist eine Woche mehr als genug.
Online-Check-In gab es nicht. Heutzutage schon verwunderlich. Trotzdem bekamen wir gute Plätze.
Wir entscheiden uns, einen Zug eher zum Flughafen zu nehmen als den ursprünglich geplanten. Der kam dann fünf Minuten zu spät. Normal. Kurz vor Duisburg wurde es wuschig im Zug. Ein paar Leute rannten rum und es ging dann im Bahnhof auch erstmal nicht weiter. Nach 15 Minuten fragte ich dann doch mal nach. Ein Junger Mann hatte angeblich mehrere Frauen betatscht. Er wurde von Bahn-Fuzzies festgehalten, bis ihn zwei Polizisten mitnahmen. Nagelt die Brut an Kreuz, sage ich. Doch da geht es endlich weiter.

Die Insel(n)

Also auf geht's in das kleinste Land, in dem ich je übernachtet habe.
Der Service bei Air Malta war 1A, kein Vergleich mit so Schrottlinien wie Iberia, wo man noch nicht mal ein Glas Wasser auf solchen Flügen bekommt. Wir kommen nachts an und holen unseren Mietwagen. Ich soll eine Tankfüllung zahlen. „Nix da“, sage ich. Ich habe full-to-full gebucht. Bei den Spritpreisen alles richtig gemacht – über 10 % günstiger als daheim. Wie das auf einer Insel möglich ist, verstehe ich nicht. Die Schleuder hat allerdings auch schon bessere Tage gesehen. Der Wagen wird’s schon tun. Linksverkehr ist ja schon bekannt (Zypern) und kein Problem.
Die Sprache ist lustig. So eine Mischung aus Arabisch, Italienisch und was weiß ich. „Rauchen verboten“ heißt „tpejjipx“. Dann kann selbst finnisch kaum mithalten.
Der Winter auf Malta muss die Hölle gewesen sein. Nach unserem heimischen regen wir uns ja alle über die miesen Straßenverhältnisse daheim auf. Wir fahren Slalom um den Löchern auszuweichen. Das ist dort gar nicht möglich, weil man dann unweigerlich in ein anderes fahren würde. Außer im dreckigen Indien hab ich noch nie schlechtere geteerte Straßen gesehen. Also bevor du dich hier über sowas das nächste Mal aufregst, schau dir das an.
Kurz vor Mitternacht erreichen wir unsere Bleibe. Die Wohnung ist riesig: drei Schlafzimmer, zwei Bäder, zwei Balkone und ich frage mich daher immer noch, warum niemand von euch vorbeigekommen ist!
Blauer Himmel. Jeden Tag. Gleich am ersten Tag löst sich die Sohle von meinen Lieblingssandalen. Ich habe eine Einpackliste, die ich immer schön abarbeite. Dok. K. weiß schon warum da manche Sachen drauf stehen. „Klebe? So einen Unsinn brauchen wir nicht“, sagt meine Frau. Wozu habe ich diese Liste denn? Wenn du jetzt fragst, warum kaufst du dir nicht einfach neue, am Meer muss es doch davon nur so wimmeln... Da wo wir waren ist der Tourismus noch in den Kinderschuhen. Eigentlich ganz schön. Aber da gibt es dann nicht diese klassischen Touri-Firlefanz-Läden einen neben dem anderen. Ok, Flip-Flops gibt es. Ich hasse Flip-Flops! Als wir dann endlich welche finden (es hat schon ein paar Tage gedauert), lauten die Urteile meiner Frau: opamäßig, opamäßig, häßlich, opamäßig. Die Hoffnung ist schon fast dahin, da finden wir doch noch welche. „Nein, in Ihrer Größe haben wir sowas nicht.“ Zwei Mal! So groß sind meine Füße nun auch nicht. Aber der Dok. wäre nicht der Dok., wenn er sich nicht zu helfen wüsste. Schließlich heiße ich mit Nachnamen „Katastrophe“. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was so ein Kaugummi erstmal klebt und hält, wenn es einige Zeit in der Sonne verbracht hat.
Der zweite Tag bringt uns in eine kleine Bucht, wo wir mit dem Bötchen in ein paar Grotten fahren. Wunderschön! Bei der Abfahrt kommt ein braun gebrannter Opa an und hält die Hand auf. Was will der von mir? „Ich habe euer Auto bewacht“, sagt er. Er würde schließlich in der Affenhitze hier draußen sein müssen. Ich denke, ich sitze den ganzen Tag in meinem muffeligen Büro und er beschwert sich darüber bei strahlend blauen Himmel draußen rumlungern zu müssen? So nicht mein Freundchen! Ich sage ihm, wenn du nachher Kohle haben willst, musst du vorher ein Schild hinstellen. Wo kommen wir denn dahin!
Samstag Abend spielt die beste Mannschaft der Welt, die keinen Stürmer hat und den zweitbesten Torknipser gegen einen Abwehrspieler tauscht. An dieser Stelle soll jedoch nicht die Unfähigkeit eines Mannes besprochen werden, der all seine Kleidung im Doppelpack kauft. Wir schauen das Spiel in Kneipe um die Ecke. Auf dem Weg dorthin verliert meine Frau ihre Deutschland Devotionalien. Hoffentlich verlieren wir nicht mehr. Ich besorge uns zwei Pils. 0,25 l für 1,50 € - ein fairer Preis. Das Pülleken muss man sich allerdings selber holen. Der Keller räumt nur leere ab und karrt Essen ohne Ende an unseren Tisch. Also sowas wie Tapas. Auf dem fünften (!) Teller sind Schnecken. Die lassen wir mal lieber. Schließlich laufen deren Artgenossen ja grad im TV. Ein Schnaps wollen wir probieren. Da wird uns Jägermeister angeboten. Na gut. Der Laden wird drinnen zur Disko und es wird immer voller. Bevor es mit uns auch so wird, kratzen wir die Kurve.
Am Sonntag geht’s in die Hauptstadt. Warum Sonntag? Dort solle ein Markt sein. Es ist heiß. Sehr heiß. Wegen irgend eines Spektakels wurde der Markt verlegt. Etwa 20 bis 30 Minuten zu Fuß je Weg. Da gibt es nur Schrott. Eine einzige Enttäuschung. Und dann haben hier noch nicht mal die Läden offen. Aber wenn man schon mal da ist, erkundet man auch die Stadt. Sehr schön! Der Stern knallt. Aber wir müssen noch in ein Dorf. Sowohl im Reiseführer als auch von unserem Freund Chorche (Malta war mal so etwas wie seine zweite Heimat) wurde uns unbedingt der Besuch einer „Festa“ empfohlen. Leider ist während unseres Aufenthalts nur eine. Ein kleines Dorf (es gibt hier eh nur Dörfer) hat sich rausgeputzt. Die Hauptstraßen sind geschmückt für die Prozession. Die Leute sind rausgeputzt. Ein sehr katholisches Land, dass es jedoch geschafft hat, dass die Menschen Spaß an der Ausübung der Religion haben. Nicht so verstaubt wie daheim, es werden moderne Kirchenlieder im Freien vom Kirchenchor gesunden und der Pöbel klatscht mit. Kann mir vorstellen, dass so auch daheim mehr Leute Spaß an Kirche hätten. Das Feuerwerk packen wir nicht mehr. Diesmal gebe ich dem Opa auf dem Parkplatz einen Euro. Immerhin hat er es vorher gesagt. Wir finden an einem anderen Tag durch Zufall noch einen schönen Markt.
In den nächsten Tagen suchen wir verzweifelt einen schönen Strand. Das es hier überwiegend Steinstrände gibt, wussten wir, allerdings fehlt es in der Regel an Infrastruktur (zumindest im Süden). Also WCs oder gar Duschen sucht man vergeblich.
Wir machen auch eine Hafenrundfahrt durch den riesigen Hafen Maltas. Wir entscheiden uns für die „Captain Morgan“. Ich warte allerdings vergebens auf den Whiskey.
Ich tauche auch mal an einem Schlepper auf einem Riff mit einem Malteser (leider auch nichts zum Trinken), einem Engländer, einem Iren und einem Italiener. Wenn es überall so gut mit der Zusammenarbeit klappen würde, wie beim Tauchen, gäbe es wohl weniger Konflikte.
Wir fahren noch auf die kleine Nachbarinsel Gozo. Auch sehr schön. Dort gibt es einen roten Sandstrand. Um halb fünf will uns noch gleich eine Tante ein paar Liegen andrehen. Ne is klar. Der Sand bricht dem Kaugummi im Schuh das Genick. An diesem Tag ärgere ich mich über absolut bescheidene Beschilderung. An einer Kreuzung ist der Weg ausgeschildert, an der nächsten wieder nicht. Das nervt! Und das Navi sucht eigentlich die ganze Zeit nur GPS-Signale. Allerdings ist es so klein hier, dass jeder Umweg kurz ist.
Am letzten Tag besuchen wir noch mal den Strand vor der Tür. Da verbrenne ich mir noch den Ranzen. Die Ketzer unter euch werden jetzt sagen „klar, der ist ja auch näher an der Sonne als der Rest“, aber meine Nase bleibt dagegen verschont.
Das letzte Gruppenspiel des späteren Weltmeisters sehen wir wieder in unserer Kneipe. Der Wirt sei für Deutschland. Ich glaube ihm. An Häusern auf der Insel sehen wir unsere Farben wohl am dritthäufigsten. Sogar zwei mal an einer Kirche. Manchmal glaube ich auch, dass die Mannschaft Beistand von oben braucht. Bier ist 50 Cent teurer. Also in der Woche mehr zahlen muss ich jetzt nicht verstehen. Schnaps übrigens auch. Den brauchen wir sicher auch, wenn wir das T-Shirt des fetten Kellners und Teller so betrachten.
Wir lassen also die Sonneninsel hinter uns genauso wie meine heißgeliebten Sandalen. Ich denke noch kurz darüber nach, ob ich sie nicht doch mitnehme und repariere. Meine Frau untersagt es mir, schließlich habe sie ja auch eine olle Tasche aussortiert. Später daheim, was sehe ich da in ihrem Koffer? „Wir müssen reden…“

Fazit:

Das Wetter war klasse, zum Sightseeing allerdings fast etwas zu heiß. Mietwagen und Selbstversorgung erwiesen sich wieder gute Sache. Bei der Unterkunft frage ich mich bis heute, warum keiner von euch vorbei gekommen ist. Wenn du noch nie da warst, würde ich tatsächlich zwei Wochen empfehlen – vorausgesetzt du hast Interesse in Kultur und Geschichte. Ich würde dann auch eine Nacht auf Gozo bleiben. Dort den ganzen Urlaub verbringen würde ich nicht, da es mir zu aufwändig wäre, mehrfach nach Malta überzusetzen.

Euer
Dok. Alter Malta

Montag, 16. Juni 2014

SuffIA

Osam Pivo 3.0

Vorgeschichte

Du suchst „Osam Pivo 2.0“? Dok. K. hatte über 40 Fieber, konnte also nicht teilnehmen.
Wie man bei Osam Pivo (die erste Version erhält grundsätzlich kein Versionsnummer) nachlesen kann, war damals schon Sofia geplant. Für mich damals unvorstellbar, dass man acht Männer noch toppen könne, buchten wir diesmal zu zehnt.
Zusätzlich dabei: Dr. Furzinger, eigentlich ein früherer Teilnehmer, der sich damals schon geärgert hatte, nicht dabei gewesen zu sein – mit Recht!
Ganz neu: Das Phantom.
Und nun rückte der Termin näher. Wir hatten uns schlau gemacht, was in der Landessprache „zehn Bier“ heißt: Nämlich „Dewet Bira“. Mit der Melodie von „zehn kleine Negerlein“ sagen wir später:

  • Zehn Dewet Bira Trinker buchten einen Flug, einer wollte Arzt werden und nahm nicht mal den Zug.
  • Neun Dewet* Bira Trinker hatten ganz viel Durst, einer wurde krank und bekam nicht mal ne Wurst.
  • Acht Dewet** Bira Trinker wollten nicht zwei Taxen, es kam nur eins – da machten wir nur Faxen.

* Um den Refrain nicht zu vermasseln, verzichte ich hier auf die korrekte Anzahl (also „Deset“ bzw. „Osem“). Also Dr. Furzinger wieder nicht dabei und die Nuschel auch nicht. Blieben acht, also wieder der klassische Osam Pivo Trip? Ich bestellte ein Großraumtaxi für fünf (die anderen würden auf Grund der Lage anderes anreisen). Es kam nur ein normales. Was für Stümper! Zum Glück hatte der Taxifahrer genug Mumm, uns trotzdem mitzunehmen. (Sonst hätte es womöglich geheißen „Acht Dewet Bira Trinker wollten nicht zwei Taxen, es kam nur eins – da musste einer daheim relaxen.“) Schön kuschelig ging es dann zum Flughafen – nur der V-Mann hatte seinen eigenen Sitz, weil wir den am schlechtesten verstecken konnten. Am Flughafen sorgt Faxe bzw. sein Kontakt dafür, dass wir vor dem Abflug noch jeder ein leckeres (!) Dortmunder Pils bekommen. Dann geht's fast los. Wir werden als einzige Ocam Pivo Gruppe Deutschlands natürlich bevorzugt behandelt. Wir gehen also an allen vorbei in die erste Reihe. Ich muss wieder zurück, denn ich habe meine Jacke vergessen. Wenigstens hab ich es noch gemerkt. Wir haben vier 3er Reihen für uns. Ein Externer hat sich eingeschlichen.

Sofia

Ankunft am internationalen Hauptstadtflughafen. Geldautomat? Bank? Fehlanzeige! Irgendwie bekamen wir doch noch Geld und nahmen den Bus Richtung Innenstadt. Wo wir um- bzw. aussteigen mussten, hatte mir die Info-Dame am Flughafen erklärt. Im Bus gab es allerdings keine Ansagen oder Anzeigen. Also raten. Eine ältere Dame half uns mit gebrochenem deutsch aus, den Rest machte das Navi. Die Lage des Hotels war exzellent. Damit hatte es sich auch schon mit den positiven Sachen. Acht Matratzen unterm Dach auf dem Boden machten ein muckeliges Zimmer. Zum „Frühstück“ gab es totenweckenden Kaffee und Vollkorn(!)-Pancakes sowie noch etwas was viereckige Frikadellen aussah, sich aber als geschmacksneutraler Kuchen oder Brot herausstellte. Damit war klar, das nächste Mal gehen wir frühstücken. Als der erste Angestellte erfährt, dass wir aus Dortmund sind und dann noch einen Fanclub haben und ich der Vorsitzende sei, heiße ich fortan bei ihm „Mr. President“.
Außerdem haben die wohl Probleme mit dämlichen Nachbarn, die sich beim lauten Husten beschweren - ich fühlte mich gleich zuhause (die Nachbarn in meinem Haus sind topp, aber es gibt Leute, die an einem Samstagabend bei einem deutschen WM-Spiel um 22:15 Uhr die Uniformierten anrufen). Wir sollten also draußen leise sein. Draußen. Tja, da gab es eine Bank für drei Leute und einen Hocker und einen Stuhl. Wenn wir nicht das halbe Hostel gebucht hätten, hätte es eng werden können. Ok, nachts leise, aber als wir einmal um fünf Uhr nachmittags ermahnt wurden, leise zu reden…
Als wir nach der Ankunft endlich im Restaurant sitzen und Osem Bira bestellt haben, kommt die nächste Enttäuschung: Was ist das für eine Plörre? Dann kommt das Essen. Auch das ist ein Hereinfall. Fleisch ohne Beilagen oder einfach unlecker. Dabei war das Essen am ersten Abend noch das beste. Chorche bestellt sich später noch ein Stück Pizza. Da kann man doch eigentlich nichts falsch machen. Denkste! Da sind Gurken drauf. Wer macht denn sowas?
Am nächsten Morgen machen wir bei herrlichstem Wetter so eine „Free Walking Tour“ mit. Das kann ich jeden nur empfehlen. Das hatten wir in Tallinn auch. Ein Student führt dich durch die Stadt und erzählt ein bisschen was. Der macht das richtig gut und bekommt auch ein Trinkgeld. Zwischendurch inszeniert er noch ein Minischauspiel, um die Geschichte der letzten 150 Jahre nachzustellen. Wie meistens tun sich Freiwillige schwer, also übernimmt El Presidente die Rolle des ersten Königs. Als dann der zweite König auch aus der Osem Bira Gruppe gestellt werden muss, ist das Eis bei den anderen auch gebrochen. Dem Durazell-Mann fällt die undankbare Aufgabe des schwulen Königs zu. Und damit hat er auch seinen neuen Namen. Am Ende findet Chorche ein Handy. Er will es einer Streife geben, aber die wollen das nicht. Das loszuwerden war nicht so einfach, also lassen wir es in einem Café liegen. Wir laufen noch etwas durch die Stadt und versuchen vergeblich zu shoppen. Abends gehen wir in eine Empfehlung des Hostels essen. Das das nach dem Frühstück eigentlich nur Schrott sein konnte, hätten wir uns doch denken können. Der Laden sieht sehr nobel aus, ist aber für jedermann geeignet. Das Essen kommt alles durcheinander. Manch einer ist schon fast fertig, da bekommt der nächste erst seins. Eine Vorspeise sind Eselwurstscheiben. Das Osem-Bira-Bestellen haben wir längst aufgegeben, das auch die zweite Sorte genau so mies schmeckt. Nach dem Essen suchen wir ewig einen Laden, wo wir feiern können. Wir finden eine richtig coole Bar, wo man draußen trinken kann. So viele schöne Frauen wie an dem Tag habe ich selten bis nie gesehen. Unsere Gruppe besteht an dem Abend auch aus 3 Chicks („das ist mir hier zu laut“, „ich kann hier nicht sitzen“, „hier zieht’s“), die dann gleiche wieder verschwinden. Also trinken wir zu fünft. Und nicht zu knapp. Es kostet uns 50 Euro. Die müssen sich verrechnet haben. Dann ist der Kanal voll und wir machen noch einen Stopp für einen Happen. Wir stoßen die Kerze um. Etwas Wachs läuft auf den Tisch. Oh nein! Die Kellnerin scheißt uns zusammen. Ich bestelle vorsichtshalber nur eine Koka und verschütte die gleich. Fart – offenbar Angst vor einem erneuten Anschiss – versucht Schadensbegrenzung, indem er pitsch patsch mit den Händen die Flüssigkeit verteilt. Der schwule König findet das nicht lustig. Als wir dann aufbrechen, treffen wir auch die Mädels wieder. Im Hostel gibt’s dann noch einen Anschiss, weil wir zu laut die Treppe herauf poltern.
Am nächsten Tag wird auswärts gefrühstückt. Unleckere Bratkartoffeln, Wurst, Spiegeleier und etwas Salat. Was hat denn Chorche da? Ein kleine Nacktschnecke will ihm dem Salat streitig machen. Mmmmh. Das Wetter wird immer schlechter und es beginnt zu regnen. Wir machen ein bisschen was getrennt, um abends so eine geführte Kneipentour zu machen. Im ersten Laden gibt’s richten guten Ska, dann in einem Hinterhof eine coole Spelunke, dann auf ein Haus, was zu einen Club gemacht ist – sehr stylisch und zuletzt geht’s noch in eine Disko. Wir beobachten einen besoffenen Störenfried. Da wird nicht lang gefackelt oder diskutiert wie bei uns, nein, die beiden „Sicherheitsleute“ hauen dem direkt auf die Fresse. Musik ist auch super. Fart hüpft. Er vergisst nur, dass er ein volles Bier in der Hand hat. Mitten in der Nacht gehen wir heim. Chorche hat noch Glück, dass er beim Sturz an einem Gulli sich nicht verletzt. Eine richtig gute Tour. Der V-Mann bemerkt, dass die allein es Wert sei, wieder zukommen. Damit kommen wir zum

Fazit

Sofia ist eine wirklich langweilige Stadt mit wenig Sehenswürdigkeiten, schlechtem Essen, noch schlechterem Service und üblem Bier. Einziger Lichtblick sind die unglaublich vielen schönen Frauen. Aber da sind wir uns einig: lieber umgekehrt - also hässliche Frauen und dafür gutes Bier. Schließlich werden die mit der Zeit schöner, das Bier aber nicht leckerer. Trotz allem war’s wieder ein richtig geiler Trip, wobei unsere Truppe wohl auch an einem Wochenende in Wanne-Eickel Spaß hätte.

El Presidente Dok. K., alias der erste König

Sonntag, 30. März 2014

Wild West

Die Vorgeschichte:
Steffis Arbeitgeber war pleite und so war das Reisedatum und auch Länge – ihr vorerst letzter bezahlter Urlaub – festgelegt. Vor mir lag daher der längste Urlaub ohne meine Eltern – und das in meinem Alter!

Ein paar Monate vor Abreise: Kältewelle in den USA, diese hält bis zu unserer Abreise an. Flüge, die durch den Norden der USA führen, werden teilweise abgesagt. Wir müssen in Chicago umsteigen…

Eine Woche vor Abreise: ich werde krank und bleibe das auch noch ein paar tausend km.

Zwei Tage vor Abreise: Steffis E-Book Reader gibt den Geist auf. Wir brauchen also Ersatz. Die Garantie will weder Hersteller noch Händler übernehmen. Verbrecher!! Da es bereits zum wiederholten Male passiert, beschließe ich, nichts mehr online zu bestellen.

Dann geht's los! Endlich im Zug, der natürlich wie immer zu spät kommt. Reicht aber. Der 1. Flug mit Lufthansa ist – bis auf die Hitze an Bord - richtig gut. Dann haben wir zwei Stunden Zeit, umzusteigen - ein törichtes Unterfangen. Einreise. Dann Gepäck einsammeln. Dann zum anderen Terminal - eine Anzeige suchen wir vergebens. Also hoffen wir, dass wir im Shuttle das richtige raten. Dann wieder Körperkontrolle - was für ein schwachsinniger Ablauf! Wir schaffen es tatsächlich 2 (!) Minuten vor dem Boarding da zu sein. Der Pilot sagte, es wären -2 Grad. Ich schwitze trotz T-Shirt und kurzer Hose. Das Terminal ist um Längen hässlicher und auch oller als bspw. der Bahnhof in Marseille.

Noch mal vier Stunden später sind wir dann endlich am Ziel - im Land,

  • wo es mehr frei lebende Flusspferde gibt, als in ganz Afrika (nur müssen die hier - zum Glück - Kleidung tragen),
  • wo die Antwort eher lautet "it's a one minute drive" als "less than 5 minutes to walk",
  • wo das Umweltbewusstsein irgendwo zwischen dem von Ecuador und Vietnam angesiedelt ist,
  • wo man für 35 € volltanken kann,
  • wo Service in jedem (!) Restaurant und Geschäft um Längen besser ist, als daheim,
  • wo es den Beweis gibt, dass man zur Kompensation seiner Männlichkeit kein dickes Auto braucht (ansonsten tun mir die Frauen dort leid),
  • wo es notwendig ist, in öffentlichen Einrichtungen und manchen Läden darauf hinzuweisen, dass man doch bitte seine Wumme draußen lassen soll und
  • wo beim Frühstück derjenige gewinnt, der den meisten Müll produziert.
Im Folgenden werde ich den Bericht mit Orten aus der Heimat vergleichen, um sich das besser vorstellen zu können und um keinen Neid aufkommen zu lassen...

Über den Highway 1 am Pazifik entlang von L. A. nach S. F.
Könnte man auch so beschreiben: Von den Bavaria Filmstudios über die Nordsee nach Köln. Wir holen unseren Mietwagen ab: statt am Schalter halte ich ein Telefonhörer in der Hand und der Typ macht die Formalitäten mit mir am Telefon. Das ist offenbar "Homeoffice" (Teil 1). Der Wagen hat nur ein paar Meilen runter und riecht auch noch neu.

Am nächsten Morgen steht der obligatorische Besuch des Walk of Fame an. Dort ist alles ist gesperrt: LA Marathon. Mal abgesehen von Versorgungsresten der Läufer bin ich entsetzt, wie dreckig es hier ist. Die Pennerdichte (insgesamt erschreckend hoch hier im Land) ist hier besonders enorm. Diese Straße ist doch DAS Aushängeschild bzw. DER Touristenmagnet... Außer den paar übergroßen Blechbuchstaben auf dem Hügel hier. Warum die das so vergammeln lassen, ist mir schleierhaft.

Zum Glück hatte ich meine Frau vorgewarnt und die Enttäuschung hält sich in Grenzen. In LA hat der Verkehrskollaps schon üble Dimensionen erreicht: auf einer SECHSspurigen Autobahn (in eine Richtung versteht sich) geht nix mehr. Wir verlieren ca. 1,5 Stunden. Weiter geht's über Santa Monica (kennt der ein oder andere aus Filmen, ganz nett aber nix Besonderes), dort erreichen wir mit 32° C unseren Temperaturrekord, und dann über Solvang (so eine Art klein Dänemark, Tinnef Teil 1, aber zumindest und tatsächlich so bewohnt). Beunruhigen tut uns allerdings, dass der dänische Monarch eine Volkabstimmung dort fordert, um die dortigen Dänen vor dem ungesunden Futter zu schützen, damit das Kaff an Dänemark angegliedert werden soll. Ein paar Soldaten sind wohl bereits auf dem Weg (als Zivilisten natürlich, da in diesem Land jeder Penner eine Waffe kaufen kann). Es kann daher sein, dass wir zu den Letzten gehören, die ohne Passkontrolle hier durchkommen…

Danach geht’s noch durch Santa Barbara - sieht schön aus, fällt aber dem Verkehr (s.o.) zum Opfer. Alles immer über den Highway 1 entlang der Küste. Wir erreichen kurz nach Dunkelheit unsere Butze in der Nähe von Hearst Castle – praktisch die amerikanische Antwort auf Neuschwanenstein, das wir uns am nächsten Tag jedoch sparen. Wir fahren weiter die Küste entlang und schauen lieber den unzähligen Seelöwen beim Sonnen zu, bis wir schließlich Carmel und dann Monterey erreichen, um über den 17 Mile Drive weiter zu fahren. Eine Privatstraße, für die man Eintritt zahlen muss. Ganz nett, aber eigentlich Murks, fährt man nur an ein paar Superreichen vorbei. Schöne Straßen gibt’s hier auch so genug – Tinnef Teil 2. Immerhin steht für uns unser erster Golfclubbesuch an. Wir vertagen die Entscheidung über eine Mitgliedschaft zunächst und fahren ins schöne Santa Cruz. Bald darauf haben wir unsere Bleibe für San Francisco erreicht. Direkt am Pazifik und mit Whirlpool. Wir besuchen die Stadt, in der laut Reiseführer jede fünfte Frau schwul ist. Die Golden Gate Brücke, die ja angeblich die meiste Zeit im Nebel liegen soll, erleben wir unter strahlend blauem Himmel wie auch den Rest der Stadt. Parken am ersten Tag: 25 US$, am zweiten gar 33.

Eine Werbung fällt uns besonders ins Auge: Für eine Sicherheitssoftware, die doch auch besser unser Spanmerkel (inkl. Konterfei) eingesetzt hätte.

Abends steht ein besonderes Schmankerl auf dem Programm: Nord- und mittelamerikanische Champions League - Viertelfinale: San Jose Earthquakes gegen Deportivo Toluca. Wir quälen uns durch den Verkehr. Statt 45 Minuten brauchen wir eine Stunde länger. Vor uns liegt das Buck Shaw Stadium. Ja wo denn eigentlich? Weder auf der Autobahn noch auf den anderen Straßen sind irgendwelche Schilder. Irgendwann sind dann doch einige Menschen auf den Straßen und auch ein paar Polizisten. Da nicht mehr viel Zeit ist, nehmen wir den nächsten Parkplatz mit dem Schild "$5 all day" und bezahlen 15 Piepen. Und das war noch der günstigere. Ein paar rot-weise Mexikaner teilweise mit Poncho laufen neben uns her. Im Stadion noch schnell ein paar Pommes mit Hähnchenschnipsel für 10 $ und ein großes Bier für den gleichen Kurs. Hört sich teuer an, ist es aber nicht: das große Bier sind über 0,7 l. Da ich mir nicht sicher bin, wie hoch die Promillegrenze ist, frag ich, ob ich wohl als Autofahrer so ein großes Bier trinken kann. Antwort: "In Amerika sollte niemand trinken und fahren." Ich will ja auch erst trinken und dann fahren! Die Tante hat jedenfalls ihren Job verfehlt.
Wir sitzen auf Bänken im "Supportes Block". Etwa wie daheim auf 11. Neben uns dann tatsächlich die Supporter, die auch das ganze (!) Spiel singen und mit Fahnen wedeln. Sogar einen "Echo Song" wie bei uns gibt's mit „Earth“ und „Quakes“. Außer im Block neben uns sitzen alle Fans gemischt. Viele haben die blau-schwarzen Vereinsfarben an oder eben rot-weiß. Ich bin schwarz-gelb. Alles ist sehr friedlich. Es gibt auch ein paar Ordner und etwa genauso viele Popcornverkäufer. Das Stadion fasst sage und schreibe 10300 Zuschauer. Eine Ansage, wie viele da sind, gibt es nicht. Es hat eine lustige Form: Wenn man das mit dem Westfalenstadion vergleicht, fehlen Block 15 und Südost sowie die komplette Nordtribüne inkl. Ecken. Das Spiel ist so mittel, doch offenbar bringt die Kabinenpredigt was. Die Führung liegt in der Luft, aber das Tor machen die anderen. Einmal kurz hört man dann mindestens ein Drittel der Zuschauer "Toluca, Toluca" rufen. Sonst null Support von denen. Als Antwort gibt's von einem "show us your greencard". Allerdings Unsinn, da auch die Heimfans überwiegend Mexikaner sind. Klar, die Amis gucken ja eher Football oder Baseball. Ein paar Fans hauen dann auch kurz vor Schluss ab, aber nur wenige. Das hätte auch keinen Sinn gemacht, denn die Quakes machen tatsächlich in der 94. Minute den Ausgleich. Die Fans ziehen sich die T-Shirts aus und wedeln damit. Ende. Und das schon um kurz vor neun. Das wünsche ich mir mal daheim...

Nachmittags am nächsten Tag haben wir dann mal wieder einen Klassiker: wir trudeln gemütlich an der Anlegestelle zu unserem gebuchten Ausflug für die Verbrecherinsel ein, um zu erfahren, dass heute alle Trips abgesagt wurden. Der Himmel ist blau und das Meer ruhig. "Ja, jetzt ist das Meer ruhig, aber heut Morgen nicht und da haben wir alle Angestellten nach Hause geschickt." Arrrggh! "Und kann ich denn morgen sicher sein, dass das nicht wieder passiert?" "Ja, da kam das letzte Mal vor sieben Jahren vor." Klar, ich bin ja auch hier… Also buchen wir auf den nächsten Morgen um. Wir machen die Not zur Tugend und beschließen, am Strand vor unserer Unterkunft ein paar Pils plattzumachen. Das ist natürlich verboten im spaßfreien Kalifornien, so dass wir zunächst aus einer Gauloises-Stofftasche trinken, aber dann doch bequemer in Prohibitionsmanier die Büxen in Papier einwickeln.

Alcatraz ist ein cooler Ausflug. Wir verlassen nach insgesamt 90 Dollar Parkgebühren S. F. und machen uns auf den Weg zum Yosemite Park.

Auf ins Landesinnere
Nennen wir es „vom Allgäu zur Spielbank Hohensyburg“.
Wir checken abends per Telefon ein, dass vor unserer Unterkunft hängt, wo man uns den Türcode nennt - Homeoffice Teil 2. Unser Zimmer ist schön mit einer kleinen Veranda davor, um ein Gläschen Wein zu genießen. Allerdings fragen wir uns, ob eine Mikrowolle, eine Kaffeemaschine und ein Kühlschrank eine "voll ausgestattete Küche" ist. Da muss ich wohl mal hinschreiben...

Am nächsten Morgen geht's in den Nationalpark. Meine Frau – durch mich angesteckt - ist mittlerweile richtig krank. Sie schlägt sich tapfer, gehört aber eigentlich ins Bett. (Größere) Wanderungen fallen also aus. 1000 Meilen sind schon rum. Also fahren wir weiter noch durch den Sequoia Park mit den Baumriesen. An diesen Tag sind es nicht viele km, aber wegen des Gebirges und der vielen Kurven dauert alles sehr lang. Hier liegt Schnee und es sind nur 8 Grad. Nach einer Millionen Kurven nehmen wir das erste Motel, was uns in die Quere kommt. Ich besorge schnell zwei Pizzen und weiß nachher auch, warum so viele Psychofilme hier gedreht werden: ein kleiner, untersetzter Mann Ende fufzich mit einer wirschen Frisur steht von seinem Tisch auf, wischt mit seinem Gästehandtuch seinem Mund und anschließend seine Nasenlöcher aus. Dann wirft er sich den Lappen lässig über die Schulter. An der Tür wartet er auf seinen Kumpel. Ein hagerer Typ mit Daunensteppweste (ich habe kurze Hose und T-Shirt an). Dann kommt ein Kerl mit dem dreckigsten Sweatshirt und seinem kleinen Sohn rein. Ich starre ihn verdutzt an und dann grüßt er mich - Freakshow Teil 1.

Heute liegt vor uns die längste Etappe, die nicht nur lang sondern auch langweilig ist. Nach dem Sonnenaufgang in den Bergen geht es durch endlose Orangenplantagen, die offenbar grundsätzlich nicht geerntet werden, denn der Boden ist voller Apfelsinen. Kurz vor Bakersfield ist alles voller kleiner Bohrtürme. Wir tanken hier den teuersten Sprit außerhalb von L. A. Das versteh einer...

Wir legen einen Zwischenstopp an einer Geisterstadt ein. Tinnef Teil 2: vom Prinzip her kann man überall auf der Welt ein paar Hütten aufstellen und macht daraus Fressbuden, Souvenirläden und ein paar Buden mit angeblichen Handarbeiten, dann packt man noch ein letztes Häuschen mit Krempel voll, den man bei Oma im Keller gefunden hat und fertig ist "Ghost Town". Die Buden müssen dabei nicht alt sein, sondern nur alt aussehen. Ach ja: 15 Piepen Eintritt nimmt man noch zum "Erhalt" des Ganzen...

Egal, wir mussten ja ne Pause machen. Der Rest der Reise ist öde, bis wir abends den Sündenpfuhl des Landes erreichen: Las Vegas. 19 Meilen vor dem Ziel fahren wir noch 13 Meilen durch den Red Rock Canyon. Das Auto sagt, wir haben noch 40 Meilen Reichweite. Dann fängt die Anzeige an zu blinken. Ein unnötiger Stress und wir erreichen ziemlich fertig unsere Lasterhöhle.

Ein sehr großes Hotel am Stadtrand inkl. Casino (also so wie Hohensyburg) versteht sich! Steffi wähnt sich bereits im Fieberwahn, als uns in der Spielhöhle die ersten Leute mit Fluppen in der Fresse entgegenkommen. Auch in den Flurs und auf den Zimmern darf geraucht werden!

Am nächsten Tag gibt's dann einen kleinen Ausflug zum größten Staudamm des Landes, dem Hoover Damm. Nachmittags lungern wir zum ersten Mal an einem Pool rum. Dann nehmen wir ein extrem günstiges und genauso vielfältiges Buffet ein. Ich finde es ja klasse, dass man in diesem Land nicht anders bedient wird, je nachdem, was man an hat. Aber halbwegs saubere Klamotten könnten es doch wenigstens sein! Vor uns in der Schlange stehen zwei stinkende Vollasseln, mit fettigen Haaren, kaputten und dreckigen Klamotten. Überhaupt staune ich, wie viele degenerierte Exemplare unserer Spezies hier rumlaufen. Fast eher eine Monster- als eine Freakshow Teil 2. Und krass auch, wie viele Rentner ihre Kohle hier verzocken. Der "Strip" (sozusagen der Westenhellweg) ist nachts schon krass. Ein paar Hotels haben immer noch ihre Shows draußen, auf drinnen haben wir keinen Bock. Es gibt wohl kaum eine andere amerikanische Stadt, wo abends so viel los ist. Manche Hotels sind mit einer "Bahn" miteinander verbunden, um die fetten faulen Zocker zu transportieren. Parken in Las Vegas kostet null. Da könnten sich die anderen Städte mit ihren Puffpreisen mal ne Scheibe abschneiden! Das erklärt vielleicht auch, warum die in den Filmen immer Taxi fahren... Lokale Kulturbesuche, von denen hier viel(versprechende) Werbung verteilt wird, werden von meiner Frau untersagt.

Wir fahren heim, um noch unsere Pflicht zu tun: Wir starten das obligatorische Spiel an zwei einarmigen Banditen. Als ich vor 19 Jahren hier war, konnte man für 25 Cent zocken. Willkommen in der Gegenwart: 2 US$ Minimum, die meisten Automaten wollen gar nur Kreditkarten. Ich stecke also zwei Scheine rein und nach etwa zwei Sekunden sind die auch weg. Jetzt ist Steffi dran. Es dauert kaum länger, aber sie gewinnt 80 Piepen! Ein Teil davon wird gleich umgehopft. Absacker? Kennen die nicht. Aber Jägermeister ist grad im Angebot...

Die Nationalparks
Das war's schon mit Nevada. Auf geht's zu Tante Utah. Aber erst mal durch Arizona. Zunächst langweilige Gurkerei, bis wir dann kurz vor dem gelobten Land sind. Meine Frau knipst wie verrückt. Die Landschaft ist beeindruckend! Der biblische Name "Zion" kommt nicht von ungefähr: gegründet wurde der Nationalpark 1909! So ein T-Shirt muss ich natürlich haben. Nach einer kleinen Wanderung und einer atemberaubenden Fahrt erreichen wir am St. Patricksday (das einzig deutsche, was dem nahe kommt, ist wohl das Oktoberfest: nur statt weiß-blau haben alle grüne Sachen an) unsere erste miese Unterkunft. Wir haben in dem Kaff auch noch 2 Nächte gebucht. Angeblich wurden hier Folgen von „Rauchende Colts“ und „Der Mann in den Bergen“ gedreht (kennen die jüngeren von euch wohl nicht mehr). Wir holen uns ein 12er Pack Bier und gehen auf dem Heimweg ins Restaurant. Das Bier dürfe ich hier aber nicht trinken meint die Kellnerin. Auf was für Ideen die hier kommen, worauf die uns hinweisen müssten... Gemütlich haben die Amis ja null drauf. Es ist nicht so, dass in dem 5.000 Seelen Nest die Leute Schlage für das Restaurant stehen, aber nach unserem zweiten Bier bekommen wir auch die Rechnung. Scheinbar dauert es der Tusse zu lang und nach Kurzem fragt sie, ob sie unsere Kreditkarte schon mal haben kann.

Am nächsten Morgen geht's dann in den Bryce Canyon. So'n bissle wie eine Mischung aus einer aufgeschnittenen Tropfsteinhöhle und dem Sauerland. Ein offensichtlich geistig behinderte Frau macht uns auf folgendes aufmerksam: Von Kanab aus ist die Straße bis 11:30 gesperrt. Na super. Dann eben shoppen. Erstaunlich, wie diese Menschen hier integriert werden. Wir knacken die 2.000 Meilen kurz vor dem Gipfel auf über 3.000 m.

Die Idee war ursprünglich, dort etwas zu wandern und dann Abend hier noch mal zu pennen. Aber bei exakt 0° C haben wir da auch exakt null Bock drauf und da selbst an St. Patricksday in dem Ort aber auch absolut null los ist, sagen wir die zweite Nacht ab. Das mit der Straße konnte man nicht wissen, höchstens das mit dem Wetter - das höchstens erste von zwei Sachen, die ich anders machen würde. Auch in Page - unserer nächsten Station - wollen wir keine zwei Nächte bleiben. Wir hatten uns vorher im Web ein paar Butzen angesehen, aber nix gebucht. Zum Glück! Nun raucht meine Frau bekanntlich. Auf dem Zimmer natürlich nicht, aber in manchen Absteigen darf man noch nicht mal auf dem gesamten Hotelgelände rauchen („Sie können auf dem Parkplatz rauchen.“). Dafür hab selbst ich kein Verständnis! Das bringt uns in die - zwar von außen gammeligen - kuhle Traveloge, denn wir haben einen kleinen Balkon mit Blick zum Sonnenuntergang.

Ein Bisschen wie am Möhnesee – der geilste Tag
Der Plan auf dem zweitgrößten US-Stausee Bötchen zu fahren, wird bei 11° C gestrichen. Der Vorteil der Übernachtung in Kanab bringt uns allerdings zu zwei ungeplanten und relativ unbekannten Orten: der Antelop Canyon, eine durch Wasser gewaschene Felsspalte. Einzigartig! Und dann zum Horseshoe Bend - praktisch so was wie die Moselschleife. Uns stockt der Atem! Ich bin zwar schwindelfrei, aber hier geht es hunderte von Metern senkrecht in die Tiefe. Abends geht's dann ins Monument Valley. Beeindruckend! Aber wir fahren zunächst 20 Minuten weiter. Ebenfalls von den Touristenströmen - unverständlicherweise - missachtet zum Gänsehälse "Park" (was hier alles Park heißt, ist nicht nachzuvollziehen). Also nochmals die Moselschleife, nur drei Mal hintereinander. Dann geht's zur besten Unterkunft der Reise: eine komplette Wohnung (heißt hier Suite) und gar nicht mal teuer. Wir nehmen uns ein paar Pils und eine Decke mit und genießen den wundervollen Sonnenuntergang, der die roten Felsen noch roter werden lässt. Dieser Tag wird lange in Erinnerung bleiben. Unfassbar geil!

Dort in der Nähe hören wir im Radio tatsächlich so einen Indianer-Sender und wie aus dem Winnetou-Film mit „Hey Ja, Hey Ja,…“. Da es arg rauscht, vermuten wir eine geheime Sendung, die jetzt nur über Radio statt mit Rauchzeichen verbreitet wird. Am Straßenrand gibt es immer wieder Schilder mit Pfeilen drauf, die uns offenbar vor wilden Indianern warnen wollen. Deren Kolonisierung wundert mich nicht, wenn die damals so enthusiastisch waren, wie Leute in der Touristeninfo („Wann ist denn Sonnenuntergang?“ –„Ähm, ja, so um 7.“ – „ok, und wann ist denn Sonnenaufgang?“ –„Ähm, ja, so um 7.“ Das war schon extrem präzise…).

Der Rückweg
Wir verlassen Monument Valley, nachdem ich mir tatsächlich bei 3 Grad noch den Sonnenaufgang reingetan hab. Ziel ist Flagstaff. Die Reise ist nicht so lang, doch der zweite Teil langweilig. Wir beschließen, einen kleinen Umweg durch den Wupatki Park zu machen, eine Art frühzeitliche Siedlung (also praktisch Xanten) und dann vorbei am Sonnenuntergangskrater (der heißt so, weil so aussieht, als ob die untergehende Sonne ihn anleuchtet. Drum herum sieht's so aus wie auf Lanzarote. Wir sind relativ früh in Flagstaff und wollen die Freizeit in mickrigen aber durchaus netten "Altstadt" nutzen. Eine Fahrt über die Girls Ranch Road wird mir verboten. Zunächst suchen wir uns eine Unterkunft. Unser einziges Hostel auf diesem Trip ist ganz nett und direkt neben der oben genannten Innenstadt. Bevor da aber hinkommen, müssen wir auf den Zug warten. Wir beide zählen zwei Loks und 104 Wagons. Dann kommt ein etwa gleich langer in die andere Richtung. Auch nachts fahren die alle ca. 45 Minuten weiter. Direkt nebenan essen wir lecker Steak und probieren einige dort gebrauten Biere. Zwei schmecken nach Tannennadeln, die anderen drei sind lecker und wir nehmen uns ein Sixpack mit.

Dann steht ein klassisches Highlight auf dem Programm: der Grand Canyon. Das Wetter ist super und auch der Rest ist genial. Zwei asiatische Eltern stauen ebenfalls, während das Asia-Kind lieber mit seinem Gameboy spielt. Das nenn ich mal Geldverschwendung. Ursprünglich hatte ich hier auch eine Übernachtung mehr eingeplant, aber unsere Birnen sind total voll und wir würden hier morgen eh nichts mehr machen, also fahren wir raus und wollen auf die Route 66. Die beginnt (ohne Highway) in (Tr)Ash Fork. Wir fahren durch das Rattenloch und ich muss tanken. Ich frage, ob es denn Motels in dem Ort gibt. "Ja, zwei." Die Bruchbuden waren also tatsächlich in Betrieb! Wir hauen schnell aus der Kulisse für den Standard-US-Psychotriller ab. Und erreichen kurz vor Sonnenuntergang Seligman. Das Motel, was uns ins Auge fällt, wird von einem Deutschen geleitet, der vor ca. 25 Jahren aus Freiburg ausgestiegen ist. Die Zimmer sind "Themenzimmer“. Wir nehmen das Elvis-Zimmer. Das Bett ist so breit, dass ich nicht von einer Seite zur anderen greifen kann und so hoch, dass ich kaum mit den Füßen an den Boden komme, also überlege ich, ob ich kurzer Hand eine Leiter für meine Frau organisiere. Der Breisgauer empfiehlt uns noch "Lillos Café", ebenfalls von einer Deutschen geführt. Am nächsten Morgen shoppen wir noch Route 66 Kram und die einzigen 100 km des Urlaubs fährt meine Frau bis Kingman. Kurz vorher finden wir zum ersten Mal überhaupt in den USA einen Trödelmarkt. Hier kann man natürlich auch Waffen kaufen. Zum Mittag bestell ich mir richtig geiles Frühstück. Auf meine Frage, ob es denn hier auch eine Altstadt gibt, schaut mich die Kellnerin fragend an. Wir seien doch mitten drin. Ah so. Also abhauen. Da wir nicht den ganzen Tag im Auto sitzen wollten, fahren wir einen 20minütigen Umweg an den See Havasu. Irgendein Superreicher Trottel hat eine ausrangierte Brücke aus London gekauft und die hier wieder aufbauen lassen. Wir legen uns bei ca. 29 Grad an den Strand. Dann suchen wir uns mal ein Zimmer... Dabei haben wir Folgendes nicht beachtet: es ist Samstag und zu allem Überfluss auch noch Springbreak (Partyferien oder Schützenfest für Postpubertierende). Dann wären wir nicht hergekommen. Meine Frau ist entsetzt, für was für Bruchbuden die hier solche Preise nehmen. Wir hätten durchaus mehr gezahlt, aber dann bitte auch was Nettes. Überall macht man und darauf aufmerksam, dass es laut werden kann. In einer Lobby hat der Typ am Empfang auch schon einen sitzen. Was nun kommt, ist etwa „vom Halterner Stausee an die Nordsee mit Zwischenübernachtung in Wanne-Eikel“: wir verlassen also den Stausee und wollen das nächste Motel nehmen. Nur kommt das erst in 2,5 Stunden. Das ist ungewöhnlich. Also reißen wir heut noch die 3.000 Meilen-Marke. Wir müssen eh tanken. Der Stopp besteht aus einer Tankstelle, zu der ein Motel und ein Café gehören. Sonst nix! Die Typen an der Tankstelle sehen aus und sprechen wie Hinterwäldler. Ein Opa meint in meiner Frau die Zwillingsschwester seiner Nichte zu erkennen und möchte uns knipsen. Freakshow Teil 3. Warum wir nicht noch die eine Stunde bis Barstow gefahren sind, kann ich nicht sagen. Wir bleiben also in dem Loch. Ich zieh mir in den nächsten 70 Minuten 6 Büchsen Bier rein und geh schlafen.

Und wie das in Wanne-Eikel so ist, ist man 2,5 Stunden später am Meer. Die Straßen werden voller und der Sprit unverständlicherweise teurer. Bei uns ist der doch in entlegenen Ecken am teuersten?! Gegen Mittag sind wir im Schickimicki-Ort Laguna Beach. Die Superfrau im Visitor-Center besorgt uns das günstigste Zimmer am Stadtrand mit Meerblick vom Balkon – wir fragen selber noch ein paar Nobelbutzen an und sind dann sehr glücklich über unser teuerstes Zimmer im Urlaub. Wir sind hier nur Abschaum. Wir lungern etwas am Strand rum, um dann mit drei Pullen Wein die Romantik des Augenblicks vom Balkon zu genießen.

Zurück am Meer
Der nächste Tag zeigt, woher der Autor dieses Blogs seinen Namen hat: Auf geht’s nach San Diego. Die Gegend hier hat über 300 Sonnentage im Jahr. Und bei 10 % Regenwahrscheinlichkeit regnet es natürlich. Ich bin dann auch wieder krank (keine Ahnung, ob ich überhaupt gesund war), vermutlich habe ich mich vor zwei Tagen verkühlt, als wir mit durchgeschwitzten Sachen in einem auf -273° Grad runtergekühlten Supermarkt waren.

Wir fahren die Küste runter, bis wir bemerken, das Ladekabel für unsere Handys vergessen zu haben. Statt 100 mi hin und her zu fahren, kaufen wir für 20 Piepen ein Autoladekabel. Die Trottel senden uns das dann am Freitag nach, obwohl sie das eigentlich schon zwei Tage eher machen wollten. Noch ein paar Kröten weg. Dann wird bei dem miesen Wetter geschoppt, was das Zeug hält. Abends erreichen wir unsere einzige Privatunterkunft, allerdings können wir erst kurz vor 20:00 Uhr aufs Zimmer, weil der immer noch bewohnende Bodybuilder sich erst mal vier Hacksteaks braten muss. Wir wohnen bei einem Mormonenehepaar. Die trinken keinen Alkohol. Noch nicht mal Kaffee. Sie unterrichtet von daheim im Bademantel übers Internet und Telefon an Militärkrankenhäusern – Homeoffice Teil 3.

Wir besichtigen am nächsten Tag noch San Diegos Altstadt und alte Stadt (ja, hört sich dämlich an, sind aber zwei verschiedene Sachen), das uns bis auf die Parkhauspreise gut gefällt. Da das Wetter immer noch richtiger Rotz ist („Das kommt hier sonst nicht vor, dass wir zwei Tage die Sonne nicht sehen.“), reisen wir vorzeitig ab Richtung Palm Springs. Kollateralschaden ca. 75 €. Wir sind beide sehr traurig. Sowohl ein lecker Bierchen am Pool mit Derby im Radio hören als auch ein Trip rüber nach Mexiko fällt aus. Wir bekommen noch ein „superneues Testament“ (also ein, das neuer ist als das neue – die Mormonenbibel). Unterwegs fängt es dann auch noch an zu regnen. Angeblich soll es nach zwei Autostunden deutlich (!) besseres Wetter sein. Noch 25 Minuten. Immer noch 16° C. Unsere Hoffnung sinkt fast auf null, aber dann kommt zunächst ein Sandsturm und darauf steigt das Thermometer in 20 Minuten um 6, in den letzten 5 nochmal um 4 Grad. Endlich haben wir noch etwas Zeit am Pool.

Palm Springs, das ist Schickeria pur. Der letzte Abend, gleichzeitig unser 4 5/6ter Hochzeitstag. Wir wollen nochmal lecker Essen gehen. Wir laufen in die Innenstadt, die brummt. Die meisten Restaurants sind rappelvoll und die aufgebrezelten Schnösel sind uns noch mehr zu wider als die horrenden Preise. In einer Nebenstr. Werden wir dann doch noch fündig. Der beste Service, den wir je hatten. Ich mache meine Gattin darauf aufmerksam, dass ca. 85 % der Gäste Männer sind – sogar die Frau am Nachbartisch…

Wir verlassen am letzten Morgen den Ort, der früher für Partys der Springbreaker berühmt war, die jetzt aber alle „vertrieben“ wurden – nach Lake Havasu. Hätten wir das mal eher gelesen… Noch einmal wollen wir amerikanisches Frühstück, aber das ist nicht so einfach von der Autobahn aus. Hauptsächlich Burger- oder Mexiko-Läden also landen wir wieder bei ihop, wo wir nicht mehr hin wollten, weil da nur Pansen arbeiten. Auch da: Ich spreche mit drei Leuten, der so leise, dass ich bei jedem Satz nachfragen muss; der zweite nuschelt so, dass bei jedem Satz nachfragen muss und der dritte versteht mich nicht. Die Frage für mich war: Hash Browns, ZWEI Eier, ZWEI große Würste: 9,69 US$ und dann Hash Browns, DREI Eier, DREI kleine Würste, drei Panne-Kackes: 9,29 US$. Häh??? Panne eben, oder die großen Würste müssen wirklich sehr groß sein. Das Essen ist wenigstens gut.

Gegen Mittag sind wir am Strand – hinter ein paar Villen, DIREKT daneben Industrie. Dort mache ich den größten Fehler: Wir lesen etwas in der Sonne und entscheiden, noch ein letztes an Meer zu gehen. Anschließend sind meine Fußsohlen schwarz. Auch mehrfaches Waschen hilft nicht.

Wir sind am Flughafen. Der Flughafen ist ein klitzekleines Bisschen größer als z.B. der in Dortmund. Ich frage sage und schreibe sieben (7!) Leute, wo denn der Briefkasten sei. Zwei Terminals weiter sagt man uns dann, wo es sei und das er „winzig“ sei und der einzige im ganzen Flughafen. Den finden wir natürlich nicht.

Nach dem mindestens drittlängsten Flug meines Lebens landen wir zunächst in der sportlichen Hauptstadt der Langeweile. Die Türen des Busses sind bereits zu, da stelle ich fest, dass wir Steffis Ehering im Flieger verloren haben. Ich schaffe es doch noch raus und finde den Ring wieder.

Fazit:


Fahren: 3631 mi (ca. 5850 km) hört sich viel an, ist es aber dort (!) nicht. Der Wagen fährt mit Tempomat auf den meist schnurgraden Straßen fast von allein. Die Amis halten sich schon arg an das Tempolimit (normalerweise 110 bis maximal (!) 130 km/h). Einen Drängler hab ich nur einmal erlebt. Wer allerdings denkt, dass dich einer reinlässt, weil du blinkst, der irrt.

Tiere: Davon hätte ich gern mehr gesehen, ich meine das „Wildleben“. Ein paar Bergziegen und Elche haben wir geknipst, für den einzigen Kojoten waren wir zu lahm. Totgefahrene Tiere braucht man hier offenbar nicht wegräumen. Ok, so ein Hase oder Eichhörnchen werden schnell eins mit der Straße, aber Hund, Ziege und kurz vor dem Wendepunkt unserer Reise sogar ein Pferd bleiben dann doch etwas länger am oder auf dem Asphalt liegen.

Alkohol: Mit dem Bier muss man aufpassen, dass man nicht überall erhältliche Plörre (Budweiser usw.) nimmt. Die hat meist nur 3 %. Auf ganz vielen Dosen steht gar nix drauf. Nur die Warnung für Schwangere und Autofahrer weißt überhaupt auf Alkrückstände hin. 80 % des amerikanischen Weins kommen aus Kalifornien. Also den hier trinken! Allerdings wo? Als wir vor ein paar Jahren in Mittelamerika ein paar Jungs von dort getroffen haben, stellte ich die Frage, warum sie denn von einem Strand (also Kalifornien) zu einem anderen Strand fahren. Die Antwort war: „In Kalifornien kann man keinen Spaß haben.“ Stimmt leider bzw. man muss einfallsreich sein (wir haben den Rotwein in Kokapullen umgefüllt).

Natur: Die ist sicherlich in Sachen spazieren oder gar wandern zu kurz gekommen, was aber unserer Gesundheit geschuldet war. Es war praktisch immer einer krank.

Strand: Sehr angenehm, dass es hier keine nervigen cold-drinks-my-friend-Vögel gibt, allerdings muss man sich vorbereiten bzw. aufpassen, wo man was macht (s.o.). Aber unbedingt einplanen. Sonnenuntergang am Meer hat ja auch immer was!

Essen: Die Mikrowelle war unser bester Freund. Wir hatten definitiv keine Lust drei Wochen lang zweimal am Tag essen zu gehen. Man muss nicht zwangsläufig zunehmen, was wir auch nicht gemacht haben. In allen Supermärkten gibt’s ne große Auswahl an TK-Gerichten für die Mikrowelle. So kann man auch mal im Bett essen.

Einkaufen: Kundenkarte rulz! Bei vielen Ketten kann man sich lediglich unter der Angabe eine Kundenkarte besorgen und so Rabatt bekommen. Klappt leider nicht immer, also findet eine US-Telefonnummer raus. Zum Glück hatten wir auch so genug Platz im Koffer gelassen. Es wurde ganz schön eng. Bei dem miesen Wetter auf dem Weg nach SD haben wir durch Zufall so ein Factory Outlet gefunden. Da macht Einkaufen richtig spaß. Generell ist die Einkaufssituation deutlich entspannter als hier. In der Innenstadt wird man in vielen Läden fast tot getrampelt, dort waren wir oft die einzigen Kunden.

Reisezeit/ Wetter: Wir waren genau in den drei Wochen dort, die uns die USA in der Sommerzeitumstellung voraus sind, also nur acht Stunden Zeitunterschied. Arizona macht da nicht mit, Utah aber schon, was extrem dämlich ist (das wäre so, als ob Deutschland und die Schweiz umstellen, Österreich aber nicht). Bei Temperaturen von 0° bis 32° C war eigentlich alles dabei, was natürlich entsprechend flexible Klamotten verlang. Bis auf den südlichsten Punkt mit dem vermeintlich besten Wetter (San Diego), das sich dann als das einzige miese herausstellte, hatten wir fast immer blauen Himmel (super für Fotos).

Für Nachmacher: Unbedingt im ADAC sein! Die Mietwagenkonditionen sind sehr gut und in manchen Motels gibt’s 10 % Rabatt. Ich würde den Trip wieder fast genauso machen (außer s.o. (Lake Havasu, Kanab)). Da wir an dem Tag des Fußballspiels nicht noch stundenlang im Auto sitzen wollten, mussten wir den Abend vorher in SF (oder Nähe) sein. Apropos SF: Das Ziel war gesetzt und ich wollte unbedingt in Monument Valley. Auf dem Weg dorthin fährt man mehr oder weniger an all den Zielen oben dran vorbei. Falls wir nochmal her kommen (was wir definitiv wollen), evtl. mal im Mai (um in LV noch mal zu heiraten) und dann vom Yosemite über den Tioga Pass (der ist bis Mai normalerweise gesperrt) und durchs Death Valley. Das hätte ich auch vorher gesagt und daher mussten wir auch durch den Sequoia Park, weil man an dem dann eben nicht vorbei käme. Wir hatten einige Hotels vorgebucht, was auch gut war (die erste Nacht sowieso immer, in LV – also großen Städten – macht das auch Sinn) und einige spontan, was auch gut war (hinter dem Sequoia Nationalpark). Einmal hatten wir ein Hostel (Flagstaff) und einmal privat (SD). Also alles dabei.

Alles in allem ein absolut geiler Trip!

Euer
Häuptling Schwarzfuß

Freitag, 31. Januar 2014

Gastbeitrag: Braunschweig ruft uns

Wahre Liebe vs. Echte Liebe 1-2

„Hamburger Straße, ein Gewühl Schluckspechte suchen sich ihr Ziel Stadion Gegengerade. Dafür ist keine Mark zu schade“ (Daily Terror)
Getreu der legendären Huldigung der alten Braunschweiger Kloppertruppe (Schluckspechte), machten wir uns (Schluckspechte), mit dem Fokus auf 3 sicheren Punkte, im freitäglichen Feierabendverkehr auf, ins Zonenrandgebiet nach Braunschweig zur legendären Hamburger Straße zu reisen. Mo hatte sich als Fahrer geopfert, Holger, Marcel und Manuel opferten sich für die Dortmunder Brauereiwirtschaft. Die ersten Begrüßungsgetränke gab es bereits vor der Dienststelle von Holger und Manu in Dortmund. Den ersten Schnee gab es in Ostwestfalen(-Idioten). Also, den, der vom Himmel fällt und auf der Straße liegen beliebt. Die Fahrt verlief relativ angenehm. Pinkel- und Raucherpausen hielten sich die Waage und so erreichten wir Braunschweig doch schneller, als gedacht. Trotz nur 2.500 Gästekarten, konnte man bereits auf der A2 viele Gleichgesinnte begrüßen. Pünktlich zur letzten grünen Patrone Brinkhoffs erreichten wir das Stadionumfeld. Geparkt wurde klassisch und oldschool im Wohnviertel in Stadionnähe. In Braunschweig, jetzt nicht gerade die Perle der Welt – zumindest nicht da, wo wir gestrandet waren – erwarteten uns sibirische Kälte, verschneite Gehwege und ne Menge gelber Leute, die unterwegs waren. Das war echt eine kniffelige Aufgabe an dem Abend, Freund und Feind zu unterscheiden. Ein leerer Rahmen Brause, das Alter und die Dunkelheit schärften nicht gerade die Sinne dafür. Nach 500m Gehweg, das Stadion vor Augen, waren wir schon wieder dehydriert, so dass wir zielstrebig eine Tanke ansteuerten, um nachzuladen. Kurz vor dem Ziel wurden wir jedoch von den Staatsdienern in Grün angehalten. Scheiße, das wars, dachten wir. Nun geht’s auf direktem Weg zum Gästeeingang. Der Gästeeingang war im Vorfeld ungefähr wie der Todesstreifen beschrieben worden: wenn man einmal drauf ist, kommt man nicht mehr heile runter bzw. raus. Die Polizei erwies sich aber dieses Mal als äußerst freundlicher Helfer. Da man uns ansah, aus welcher schönen Ecke der Welt wir kamen und das wir hilflos Richtung Eintracht-Kurve steuerten, wies man uns freundlich den Weg. Und – das sollte an dieser Stelle lobend erwähnt werden – man wies uns den Weg in die Fankneipe der Braunschweiger, direkt vorm Stadion. Ich bin ja immer noch der Meinung, dass diese Hilfsbereitschaft an unseren eingefallenen Gesichtern und vertrockneten Lippen lag, ansonsten wären wir vermutlich direkt zum Gästeeingang eskortiert worden…
Nach kurzer Wegstrecke erreichten wir dann die Wahre Liebe, so der ansprechende Name der Pinte, direkt vorm Stadion. Im Laden waren wir durchaus willkommen. Das Publikum war durchwachsen. Schnell kam man ins Gespräch mit den Braunschweigern. Daily Terror, gute alte 70er/80er-Jahre, Hörnertee, unsere Erfolge usw. War wirklich angenehm. Die Freundschaft führte sogar so weit, dass Manu die Tage noch einen Anruf von einem aus der Kneipe bekommen hat… Gut, keiner weiß, was Manu da wieder für Pfandgeschäfte gemacht hat. Vielleicht hat der Typ auch einfach sein Kringe-Trikot an gehabt… Nach dem wir ein paar Wolters gestemmt hatten, entschlossen wir uns dann ca. eine Stunde vor Kick-off Richtung Checkpoint Auswärtsfans zu gehen, in froher Erwartung, nun bis Anpfiff in der Kälte zu versauern. Aber, auch hier ein dickes Lob an die Ordnungskräfte der Braunschweiger, das ging fix und freundlich über die Bühne! Das Stadion an sich ist einfach etwas für Romantiker. Eine typische Schüssel, wie es sie in allen Größen und Variation in den 70ern gegeben hat, mit Laufbahn und früher sicher mit dem Attribut „hässlich“ oder „0815“ versehen. Heute jedoch absoluter Kult, wenn man sonst nur in betonierte Ponyhöfe, langweilig blinkende Schlauchboote oder löchrige Getränkehalle fahren darf.
Die Kurve – ja! endlich mal wieder traf dieser Name zu – war prall gefüllt. Der Veranstalter wusste wohl, dass man es mit durstigen Zeitgenossen aus dem Ruhrpott zu tun bekommen würde und da die ortsansässige Brauerei scheinbar Angst hatte, der Nachfrage Stand zu halten, schenkte man nur bleifreies Bier aus. Gut so, so konnte man klaren Kopfes das Spiel verfolgen… Der Support von beiden Seiten war gut.
Das Spiel hatte was von G-Jungend. Einer pöhlt die Kugel irgendwo hin und ein Mob von 20 Leuten stürzt sich auf den Ball. Spielkultur? Keine Ahnung. Ab und an blitzte unser Können mal auf. Verheißungsvoll anmutende Angriffe wurden dann aber fahrig zu Ende gespielt usw. Leider nichts Neues. Hummels Anwesenheit strahlte etwas Sicherheit aus, zumindest hatte man den Eindruck auf der Tribüne, aber sonst war es ziemlich mau. Ein schöner Angriff reichte zur Führung, danach wenig Konstruktives und Zwingendes. Dass die zwar wacker kämpfenden, aber äußerst bieder spielenden Braunschweiger dann doch ausgleichen durften, war eigentlich zu erwarten. Zum Glück durfte dann Spiderman noch mal ran. Anstatt den Sack danach zu zumachen, machten die Jungs es dann noch mal unnötig spannend. Ob man dann ausgerechnet noch mal den Pfosten zur Hilfe nehmen musste, weiß ich nicht… Egal, Ende, Aus, 3 Punkte, Welle, nach Hause.
Der Weg zum Auto führte dann wieder am Dunstkreis der Heimkurve her. Hier gabs dann doch die ein oder andere leichte Aufforderung zum Tanz. Naja. Nichts desto trotz verlief der Weg einigermaßen ruhig und wir kamen schnell wieder Richtung A2 und heim. Die Stimmung in der Karre war aber irgendwie gedämpft. Kälte, Spiel und keine Brause mehr, hinterließen Spuren.
Fazit:
Schön Freitagabend im Winter ins Zonenrandgebiet, Schnee, Kälte, traditionelle Mannschaft und Stadion – was will man mehr. Ach ja, 3 Punkte mitgenommen ist auch nicht ganz unwichtig. In 28 Jahren können wir dann wieder nach Braunschweig fahren…