wie es kam...

Tja, irgendwie verlaufen meine Reisen immer katastrophal, was mir den Spitznamen "Dr. Katastrophe" einbrachte. Leider sind nicht mehr alle Reiseberichte vorhanden. In manchen Fällen nur noch ein "Beschwerdebrief"...

kreative (!) Anregungen sind willkommen!

Euer
Dr. K.

Dienstag, 30. April 2013

real – einmal hin, Finaltickets drin…

…und wenn du es lieber kuschelig auf dem Sofa hast: wir haben auch spanische Pantoffeln.

Zur Vorgeschichte:
Wir hatten uns im Vorstand des Fanclubs darauf geeinigt, dass zunächst Leute dran sind, die bisher noch nicht auswärts waren. Entsprechend war ich auf Platz 12. Also keiner Grund für Aktionen Richtung Anreise oder gar Nervosität. Irgendwie hatte ich allerdings schon richtig Bock. Also behielt ich alles irgendwie „im Auge“.
Dann kam der eine Mittwoch und die Leute vor mir verschwanden wie die Fliegen (keinen Urlaub, kein Geld, keine Geduld – also lieber andere Quellen gesucht). Und plötzlich war ich auf Rang vier – und nervös.
Am Donnerstag kam die Zusage für die Tickets, am Freitag um 20:11 Uhr die Bestätigung für unsere Plätze im Fanflieger. Der Buchungscode lautete „MAD 023“. Passend – es war ja schon etwas verrückt…

10 Tage später ging‘s los: 3:55 Uhr am 30.4. ging der Wecker. Um 4:45 Uhr geht der Zug zum Flughafen DDorf. Zu unser kleinen Reisegruppe gesellen sich noch zwei weitere Bekannte.
„Wenn aus Herrn Weber…“ ein Mann ohne Gel in den Haaren wird. So kann’s ja nicht gehen. Aber er ist vorbereitet. Er hat es mit, um sich später entsprechend zu stylen.
Wir fliegen mit einem Charterflieger von Hamburg Airways, die auch genau zwei Flugzeuge besitzen. Der Service ist gut. mehrere Getränke (ohne Alk), Brötchen und später noch einen Riegel. Nach einem etwas holprigen Flug in einem sehr engen Flugzeug kommen wir leicht verspätet in Madrid an.
In der Stadt (wir starten an dem offensichtlichen „Haupttreffpunkt“ („Sol“ – also Sonne)) herrschen schon schwarz-gelbe Farben. Wir gehen ein paar Meter und es gibt eine Bar, die den halben Liter frisch Gezapftes für einen (!) Euro anbietet. Warum es hier nicht von Borussen wimmelt, ist uns unklar. Scheinbar gibt es aber in der Hauptstadt weniger Penner als bei uns. Trotz Wirtschaftskrise. In Dortmund würde der Laden platzen. An jedem Tag!
Dort lernen wir ein englisches Pärchen kennen, das morgens eine Stadionführung gemacht hatte und da ganz regulär (also auch zu regulären Preisen) noch Eintrittskarten kaufen konnte - hier unvorstellbar!
Keine Ahnung, wie die Meteorologen ihre Vorhersagen machen. Knochen werfen? Oder ob die richtig dicht waren. So eine daneben liegende Vorhersage hab ich noch nicht erlebt. Es ist niemals kalt und Regen gibt es nur einen Schauer, keine halbe Stunde. Die meisten Fans sind zu dick angezogen. Man riecht’s auch hier und da.
Nach dem dritten Glas (wir sind über acht Stunden auf und haben jeder nur zwei Brötchen gegessen) fängt die Lampe an zu brennen und wir beschließen über den Plaza Mayor zum Palast zu laufen (keine 500 m). Unsere einzige „internationale Auswärtsfrau“ in dieser Saison hat nicht ihren Tag: Zunächst verliert sie ihre Kamera, später auch noch das Ticket zwischen diversen Kontrollen am und im Stadion. Aufregung aber erstaunlicherweise kein Problem.
Das Wetter wird immer besser. Sonne. Eis. Lecker. Wir kommen an unserer Bar vorbei, um Herrn Weber einzusammeln, da er nicht mit war.
Wir gehen zurück zum Platz „Sol“. Ich hole ein paar Büchsen Bier am Kiosk. 1 € (da hätten wir doch lieber das gezapfte genommen). Aber da geht die Post ab. Einstimmungsgesänge. Es hat sich eine Art Kreis gebildet. Da drin stehen abwechselnd ein Vogel, der sich zum Anpeitscher hinauf schwingt und eine Latino-Penner-Oma, die bettelt.
Jeder von uns trifft irgendwen, nur ich nicht. Halte die ganze Zeit Ausschau nach meinen Donezk-Bekanntschaften, aber entdecke leider niemanden.
Wir fahren zum Stadion. Das Ding ist wie ein Vulkan innen. Nur ist unten statt Lava Rasen. Ach ja, brodeln tut es da nicht. Wir sind fast auf der Spitze und bis auf den Kraterboden bräuchte man ein Opernglas.
Das sind schon Jammerlappen diese Spanier: Auch hier gibt’s im Stadion von oben ne Heizung. In der Ukraine lass ich das ja vielleicht noch durchgehen, aber hier… Sehr cool allerdings dass es hier überall kostenloses W-LAN im Stadiongibt – und es geht! Davon kann man bei uns nur träumen…
Wir werden x-mal kontrolliert. Herr Webers Gel schafft's nicht durch die Kontrollen. Ich muss mein Plastikflaschendeckel abgeben.
Eine super Stimmung aller Borussen, fast ein Lied folgt dem nächsten. Kaum Pausen. Die Madrilenen pfeifen ab und zu, wenn unser Tormann den Ball hat.
1:0. Leichtes klatschen. Das war’s.
2:0. Doch, die leben ja tatsächlich. Wenn es so weiter geht, ich nicht mehr lange. Wir stehen kurz vor dem Herzkollaps. Durch das viele Stahlbeton scheint es eine Art Raum-Zeit-Verzerrung zu geben. Am TV habt ihr gedacht, es geht noch 2 Minuten. Tatsächlich waren es einige Stunden. Die Zeit war gedehnt. Es nahm kein Ende. Es gab kein Bier, um die Nerven zu beruhigen.
Dann ist Ende.
Ich weiß nicht mehr, wie lange wir vier uns in den Armen halten. Zeitdehnung.
Unsere Jungs kommen später immer wieder raus auf den Rasen. Die Blocksperre vergeht wie im Flug. Umgekehrte Zeitdehnung. Am Ende kommt nochmal Kloppo. Einfach nur geil! Das macht Spaß.
Vor dem Stadion brauchen wir dringend Pils. Ein Verbrecher verkauft uns ein paar Büchsen für Stück 4 €.
Dann geht’s zum Flughafen. Zwischen 0 und 6 Uhr scheint es genau einen Flieger zu geben. Also alles schön leer. Glücklicherweise hat der Flughafenimbiss 24 Stunden geöffnet. Es reicht noch für ein letztes Pils bis zum Einchecken.
Vor dem Gate erweist sich der Fußboden zwar als kalt aber doch recht bequem. Selten so gut geschlafen, bis mich Herr Weber aufgeregt darüber informiert, dass es gleich in die Sardinenbüchse zurück geht.
Nach meinem 250. Flug komme ich – wie nach Donezk – 28 Stunden später in unsere schöne Heimat. Kaputt, aber glücklich. Finale!

Dienstag, 2. April 2013

Warschau

Weiße Ostern

Vorgeschichte:
Wir buchten den Nachmittagsflug zurück und zahlen dafür je 20 Piepen mehr. Dann die Info, dass der Flug gestrichen wurde und wir auf den Abendflug umgebucht wurden. Rausgeworfenes Geld.
Am Gründonnerstag kaufe ich BVB-Tickets. Meine Kreditkarte ist scheinbar "voll" (Limit erreicht). Dann stelle ich fest, dass meine zweite Kreditkarte weg ist. Also topp Voraussetzungen vor einem Urlaub…

Bei Ankunft in Warschau schneit's.
Vom Flughafen nehmen wir den Bus. Ein Chinese, der kaum englisch spricht, fragt uns um Hilfe. Er kommt (also wohnt da) aus Irland. Was spricht man da nochmal?
Dann steigt ein polnischer Opa ein. Der fragt den Chinesen (der auch aussieht wie ein Chienese): "Sprechen Sie deutsch?" Eine durchaus amüsante Szene.
Wir kommen gegen kurz nach halb 2 in der Straße an, wo unsere Wohnung sein soll. Es schneit immer noch.
Die polnischen Adressen sind nicht selbsterklärend: die Adresse lautet soundso-Straße 8 / 25 (Office). Für uns klar: wir wohnen in Haus 8 und das Büro ist in 25. Die Straße geht aber nur bis 14. Wir finden heraus, dass wir zu Nr. 8 müssen und dort zu Wohnung 25, wobei der Eingang nicht in der Straße liegt. Es ist natürlich niemand da, obwohl wir uns per Mail und Telefon angemeldet hatten (und das auch bestätigt wurde). Wir gehen leicht angesäuert mit all unserem Gelumpe in das allernächste Restaurant (das ist glücklicherweise nicht weit in der Altstadt). Es schneit. Uns ist kalt. Ich schaue rein und sage: da drin muss es warm sein, die Kellnerin hat ein Kleidchen an (d.h. es ist kurz, hat kurze Ärmelchen und sie trägt natürlich keine Strümpfe oder Strumpfhose (oder nur eine ganz dünne – das bleibt ungeklärt). Ich bestelle zunächst einen Glühwein, Steffi einen Pott mit einer Art Tee zusammen mit einem doppelten Wodka (das ist also soetwas wie Punch, den man sich selber zusammengießen muss).
Dann essen wir lecker (mmmhhh Piroggen!) und gehen zurück.
Offizielle Eincheck-Zeit ist 15:00 Uhr. Natürlich ist immer noch niemand da. Ich muss also anrufen. "Ich bin in 20 Minuten da." Nach 50 Minuten kommt endlich jemand...
Die Wohnung ist nur 100 m entfernt und sehr schön (stylisch, vor allem neu eingerichtet und sauber). Auch hier: eine Hausnr., drei Eingänge...
Wir gehen noch einmal durch das Schneetreiben in die Stadt. Dann in den Supermarkt um die Ecke. Der ist ca. 200 m lang und 6 m breit. Wir nehmen uns von der "Frischetheke" 5 verschiedene "Rölleken" mit. Was drin ist? Das sehen wir dann beim Essen am nächsten Tag (war alles essbar).

K-Sa.: die Temperaturen sind explodiert: drei Grad. Allerdings genug, um den weißen Mist von den Straßen verschwinden zu lassen.
Wir laufen die Stadt "ab". Wir sind etwa zur besten Bundesligazeit so kaputt, dass wir irgendwo einkehren möchten. Fußball: Fehlanzeige! Zur Erinnerung: drei polnische Nationalspieler spielen beim BVB, von denen auch noch 2 treffen. Unverständnis... (Andererseits wüsste ich daheim auch nicht, ob man andere Ligen (außer der englischen) zu sehen bekommt, das geht evtl. in Wettbüros.)
Abends stehen die Polen Schlange vor den Kirchen. Der Rest der Stadt beginnt auszusterben.

Ostern! Man muss sich das mal vorstellen: wir sind in der Hauptstadt Polens und 100% aller Museen sowie über 50 % aller Restaurants haben geschlossen und das bei so vielen Touristen!* Mittags fängt es an zu schneien. Und zwar heftiger als am Fr. Wir fahren einfach mit einem Bus bis zur Endstation und zurück - sozusagen als Stadtrundfahrt. Von der Haltestelle bis zu unserem Zimmer kehren wir in vier Cafés o.ä. ein, um uns aufzuwärmen und zu trocken.

Oster-Mo.: wir besichtigen noch ein Museum, essen nochmal Piroggen, trinken noch eine angepriesene heiße Schokolade und machen uns zum Flughafen auf. Mehr war nicht drin. Mit Koffern und Schneeregen war selbst das schon nicht ohne. Am Flughafen will ich die letzten Slottis für ein Wasser ausgeben. „Nur mit Bordkarte.“ - ??? Was auch immer… Wir verlassen Warschau, ohne ein einziges Mal den Himmel gesehen zu haben…

Fazit:
Die Stadt ist wirklich schön, jedoch etwas runtergekommen (Putz und Farbe fehlen). Allerdings fällt eine objektive Beurteilung schwer, da alles weiß war (keine Ahnung, ob die Stadt sauber ist oder besonders grün sein kann…).
Die Fahrt vom Flughafen in die Stadtmitte kostet einen guten Euro, d.h. daheim sind die Preise ca. sieben (!) mal so hoch. Wieder mal der Beweis, dass der ÖPNV in Deutschland unverhältnismäßig überteuert ist.
Essen und Trinken ist hier günstig und gut (allerings keine Küche für Gesundheitsfanatiker - dafür gibt's allerdings recht wenig Dicke, zumindest was uns so über den Weg lief).
*In meinen Augen gab es hier überdurchschnittlich viele ausländische Besucher, deren Aufteilung mir sehr ungewöhnlich vorkam:
Schweizer, Holländer, Franzosen und andere Randgruppen 1 %
Engländer 2 %
Japaner 3 %
Russen 4 %
Deutsche 5 %
Amis 5 %
Skandinavier 10 %
Italiener 30 %
Spanier 40 %
Ach ja, und er eine irische Chinese, aber der zählt nicht, weil ich nur Leute "ohne Zusammenhang zum Flughafen" in meine Beobachtung einbezog.

Als Reiseziel durchaus empfehlenswert, allerdings auf keinen Fall über Ostern !

Euer
Doc. Schneehase