wie es kam...

Tja, irgendwie verlaufen meine Reisen immer katastrophal, was mir den Spitznamen "Dr. Katastrophe" einbrachte. Leider sind nicht mehr alle Reiseberichte vorhanden. In manchen Fällen nur noch ein "Beschwerdebrief"...

kreative (!) Anregungen sind willkommen!

Euer
Dr. K.

Dienstag, 22. Oktober 2013

Malaga...

...oder doch lieber ein Tütchen... Stracciatella?

Wie immer war zunächst etwas anderes geplant: Türkei. Als allerdings der Preis in vier Tagen um ca. 40 % gestiegen war, entschieden wir uns kurzer Hand für Malaga. Ich komme also zum vierten Male nach Lanzarote, Madrid und der Costa Verde dieses Jahr nach Spanien.
Zum ersten Mal buchten wir Ryanair. Nachdem wir ca. hundert Fragen über Ryanair-Koffer, Ryanair-Telefonkarten und sonstigem Firlefanz verneinten, bekamen wir sogar einen recht günstigen Flug. Schön ab Dortmund und da gab es gleich noch für jeden ne Tüte Gummibärchen, wenn man 3 Statistikfragen beantwortete. Die Fragen wurden allerdings von den beiden Knaben am Stand mehr oder weniger selber durchgeführt, was mein Glauben an Umfragen noch weiter sinken ließ.
Dank guter weiblichen Beziehungen der Osam-Pivo-Gruppe durften wir schnell einsteigen und es ging los. Gut angekommen und unseren Miet-Opel Meriva abgeholt ging’s zur Unterkunft. Die hatte uns ein Bekannter von Chorches Schwester überlassen. Zunächst trafen wir den Hausmeister/ Putzmann in einer Bar am Strand. Dann ging‘s ca. 500 m zum Häuschen. Also eine recht nette Lage leicht erhöht. Die Aussicht ist allerdings mau. Chorche (der vom Fach ist) kommt auch am zweiten Tag nicht darüber hinweg, wie chaotisch hier alles zugebaut ist. Manche Bürokratie daheim hat dann doch was Gutes! Unsere Unterkunft: Eine echte Bruchbude, wie sich herausstellte. Und der Putzmann hatte seinem Beruf keine Ehre gemacht – also eine dreckige Bruchbude. Die erste Aktion des Putzmanns war, eines unserer Begrüßungsbiers zu trinken. Später am Abend kam er nochmals, um etwas vorbeizubringen. Und er trank ein Bier.
Vor Ort stellte ich fest, dass man zwar die Handymafia dazu gezwungen hatte, einheitliche Kabelstecker zu schaffen, aber glaubt ja nicht, dass ich mein Gerät mit Chorches Kabel laden konnte…
Wir hausten in den nächsten Tagen in dem Loch, so wie es sich jeder Mann wünscht, dessen Hirn nach jahrelangen Beziehungen nicht vollkommen gewaschen worden war. Chorche verfeinerte den Anblick, in dem er gebrauchte Taschentücher und Unterbuxen auf dem Tisch drapierte.
Hier in diesem Stadtteil startete vor genau 11 Jahren meine Spanischkarriere. Alte Erinnerungen wurden wach und ich fühlte mich fast ein bisschen zu Hause. Die Innenstadt ist deutlich schöner, als ich es im Gedächtnis hatte. Der Strand und das Wasser sind allerdings so dreckig, wie ich es im Gedächtnis hatte. Ein Besuch in einer der alten Stammkneipen ist auch anders: Früher hatten wir Spaß und tranken gemeinsam. Am Nachbartisch sitzen fünf vermeintliche Sprachschüler etwa so alt wie ich damals. Unterhaltung oder gar Spaß: Fehlanzeige. Alle fuckeln mit ihren Smartphones rum. Traurig!
Wir erkunden in den nächsten Tagen etwas die Umgebung. Ich sehe wenig neues, viel schönes bekanntes. An den Stellen, wo ich mit meiner Frau war, vermisse ich sie besonders. Chorche ist so nett, auf den schmalen und kurvenreichen Hügelstraßen die Rolle der klassischen Frau zu übernehmen („Fahr nicht so schnell!“, „Fahr nicht so dicht auf!“ usw.). Aber das hilft nicht (klar, meine Frau ist ja auch keine „klassische Frau“). Trotzdem ist es schön.
Das Wetter ist nahezu perfekt (24 – 28 Grad). Die Blumen stehen noch in voller Blüte und in den Straßen duftet es regelrecht. Manchmal auch nach nicht frischen Blüten. Marokko lässt grüßen. Abends gibt’s normalerweise Wein am Strand zum Sonnenuntergang.
Dann ist Samstag und wir gehen in die Stadt. Vorab sei gesagt, dass Andalusien eine relativ arme Gegend in Spanien ist. An dem Abend sehe ich allerdings 85 % mega aufgebrezelte Ischen. Alle scheinen im direkten Wettbewerb der höchsten Absätze zu sein. Flache Schuhe: Fehlanzeige! Wo sind denn die „normalen“ Leute? Wir machen etwas Club-Hopping. Nirgends Eintritt, aber überall muss man ein Cocktail und einen Schnaps trinken. Nach dem dritten haben wir keine Lust mehr. Die meisten Leute hier könnten fast meine Kinder sein. Wo sind denn die anderen? Wir kommen auf die Straße und es gibt keinerlei Auflösungserscheinung, wie sie bei uns so ab 3:00 Uhr einsetzt. Dann kann es ja nicht so spät sein. 4:45 Uhr. Tja, in Spanien ist halt ein anderer Rhythmus…
Ein angetrunkener Halbstarker Madrid-Fan ruft uns noch einen Haufen Schimpfwörter entgegen, als er erfährt, wo her wir kommen. Der Stachel schein ganz schön tief zu sitzen. Schon arm, dass es hier eigentlich nur zwei Fanlanger gibt.
In Andalusien geht es noch ruhiger zu als im restlichen Spanien. Jeder Kunde hat immer und überall Zeit für ein Schwätzchen. Und wenn der Apotheker mal nicht genau Bescheid weiß, dann zieht man halt mal den Schuh und Socken aus und hält im den Pillefuß hin. Hektik? Fehlanzeige!
Ein für meine Verhältnisse doch recht ruhiger Urlaub ist fast vorbei. Wir stehen um 3:30 auf und gurken zum Flughafen. Damit es auch noch etwas mehr Doc. K.-like wird, vergesse ich zunächst meinen Pulli am Flughafen. Dann fällt noch eine Bilderbuchassel auf. Kurz vor dem Einsteigen wird dann auch klar, dass es nur einen Fleck auf Erden geben kann, wo es Steine gibt, wo der heraus gekrochen kam. Er sitzt natürlich in unserem Flieger in seine Lieblingsstadt. Zum Glück nicht in unserer Nähe.
Wir bleiben im Flieger jedoch noch ca. 90 Min. am Boden. Weil die Streikweltmeister mal wieder trainieren. Natürlich gibt’s nix zu trinken o.ä. im Billigflieger. Man muss fast noch glücklich sein, immerhin werden 9 Flüge gestrichen.
Warum bleiben wir nicht hier?