Schafe im Nebel
Ein lägst
überfälliger Bericht; die Schriftsteller unter euch kennen das: Schreibblockade
Vorgeschichte:
Schon länger
hatten wir eine ganze Woche anstatt eines PärchenWEs geplant. Irland war
eigentlich auch als Ziel gesetzt. Zeitraum in den Sommer(!)ferien, um maximal
bestes Wetter zu bekommen. Die Anreise mit der deutschen Bahn an einem
Freitagnachmittag zum Düsseldorfer Flughafen gestaltete sich wie gewohnt
reibungsvoll und mit einiger Verspätung, neu war hingegen, dass wir während der
Fahrt im Wasser wa(r)teten. Der Flug war dann auch leicht verspätet, so dass
wir erst um Mitternacht am Hotel waren und es nur noch für ein Smithwicks
reichte.
Von Dublin zur äußersten Südwestspitze:
Trotz 5 Tage
Männerwochenende vor einem Jahr entdecke
ich ein paar neue Ecken in Dublin. Und auch ein Bierchen in unserer damaligen
Stammkneipe muss sein. Mein prägendste Erinnerung: Wir treffen eine wegen der
Arbeit dorthin gezogene Bekannte. „Und
gefällt es dir hier?“ – „Nein.“ – „Warum?“ – „Das Wetter…“ Ich habe allerdings
tatsächlich nur ein T-Shirt an. Als es dann nieselnd weiter geht finden unterwegs
wir nirgends eine Möglichkeit, zu frühstücken. Das hatten wir uns anders
vorgestellt. Gegen Mittag wird das Wetter immer besser. Wir erreich das
niedliche Kilkenny. Das Wetter ist mittlerweile traumhaft und es ist leider nur
ein Zwischenstopp, also können wir uns nicht mit Kilkenny volllaufen lassen. Es
folgt für mich einer der Höhepunkte der Rundreise: Rock of Cashel, eine große
Klosterruine gegenüber einer noch größeren einer Burgruine. Der Weg dorthin ist
später die meisten Wege: Wir fahren Landstraßen, um mehr zu sehen (oder mangels
Alternativen), doch sehen tun wir gar nix: Die grüne Insel ist so grün, dass
rechts und links neben den Straßen – ja was eigentlich? – so eine Arte
natürlicher Hecke ist. Auf beiden Seiten ist das höher als unser Auto und es
fühlt sich an, wie durch den Todessterngraben zu jagen. An manchen Stellen
gibt’s noch Bäume und man fährt dann wie durch einen Tunnel. Die
Geschwindigkeitsbegrenzungen erscheinen uns doch eher für Harakirifahrer
geeignet und ein paar Eingeborene geben auch gut Gas.
Am Abend
erreichen wir das unspektakuläre Cork. Lustig allerdings die Menschmassen, die
in ihren Farben zu einer Randsportveranstaltung laufen. Ob die das gleiche hier
an einem Samstagnachmittag denken? Abends kehren wir noch in einen Pub ein. Als
die Leute dort erfahren, woher wir kommen, würden uns alle gleich am Liebsten
mal im schönsten Stadion der Welt besuchen. Die meisten haben allerdings schon
ordentlich getankt. Es ist ja auch ein Sonntagabend, also ideal zum Betrinken.
Mein Lieblingssatz sagt einer über seinen Kumpel: „Er sprich zwei Sprachen:
Englisch und Rubbish.“
Von hier aus
geht es zur äußersten Südwestspitze, dem Mizen Head – nicht zu verwechseln mit
Miezen. Das Wetter ist am Anfang noch gut. Aber der Wind an der Spitze ist
schon sehr kalt.
Von Mizen Head bis Galway:
Bei der
Abreise kommen wir an ein paar weißen, breiten, sauberen Stränden vorbei. Ein
paar Ir(r)e liegen sogar dort rum. Wenn die hier nur ein bisschen besseres
Wetter hätten, wäre das ein Reiseziel, was überfüllt wäre.
Immer wieder
reihen sich Ruinen in die Landschaft ein und ein paar alte Herrenhäuser, die
wir besuchen, erinnern ebenfalls an eine interessante Vergangenheit.
Das Wetter
ist ab jetzt nur noch typisch irisch und manchmal ein bisschen mieser. Statt
dem Ring of Kerry machen wir den Ring of Beara. Angeblich genauso schön, aber
weniger überlaufen. Alles in grau und Nebel. Wir wollen eine Ruine besichtigen,
die laut Reiseführer reizvoll zu scheinen ist. Das Bild gehört definitiv nicht
zu der Ruine, von der nur noch ein Torbogen sowie ein paar Mauerreste vorhanden
sind. Aber wir sind offenbar nicht die einzigen, die die großartigen Reste
eines Schlosses suchen. Der Reiseführer wandert in den Müll. Auf dem Rückweg
machen wir noch an einem kleinen Wasserfall halt. Das Parken dort war der einzige
Nepp auf unserer Reise.
Wir haben
hier (in Kenmare) für drei Tage eine schnuckelige Wohnung. Und so kann meine
Frau auch mal wieder ihre Kochkünste zeigen: Hier gibt es im Aldi oder Lidl
irisches Rinderfilet. Und das ist so gut, wie sein Ruf. Abends sind wir dann
auch mal wieder in einer Kneipe mit Livemusik. Die meisten Pubs sind gerappelt
voll. Schon erstaunlich, was in diesem 1700-Seelendorf los ist. Ein Trottel aus
Deutschland zählt uns an, wir mögen doch bitte etwas leiser reden. In einer
Kneipe mit Livemusik??? Was für ein peinlicher Idiot. Wir ignorieren das
natürlich.
Die Strecken
hier sind – wie schon erwähnt – nicht gerade einfach zu fahren und so dauern
auch km-mäßig kurze Ausflüge recht lang. Außerdem gibt es immer wieder Gründe
anzuhalten.
Zu den
spektakulären Cliffs of Moher geht es noch mit einer Fähre über Irlands größten
Fluss, den Shannon. Die Cliffs sind wirklich beeindruckend, allerdings ist die
Sicht wegen der dicken Wolkendecke nur mittelmäßig.
Der letzte
Stopp heißt Galway. Durch Feierabendverkehr geht auf den Straßen nichts mehr.
Wir haben eine Wohnung, in die man direkt (!) von der Straße reinfällt, wenn
man die Tür öffnet. Das Wetter ist mittlerweile zum Abreisen. Wir gehen zuvor
nochmals richtig gut essen (außer, dass das Bier aus der Dose kommt). Shepards
Pie. Typisch irisch, kannte ich bisher noch nicht und saulecker. Das Frühstück
im Hostel gleicht etwa dem Gefühl, wenn du aus Versehen in einen Ameisenhaufen
trittst und alles loswimmelt. Wir gehen doch lieber in unsere Wohnung nur mit einem Kaffee.
Auf dem Rückweg besuchen wir noch in Athlone eine - ja was wohl - Ruine.
Auf dem Rückweg besuchen wir noch in Athlone eine - ja was wohl - Ruine.
Fazit:
Das einzige
was man in Irland häufiger sieht als Ruinen, sind Schafe. Die meisten sind
lustig mit Farbe bepinselt. In dem dichten Nebel kann man die manchmal kaum von
den Felsen unterscheiden. Und die Insel ist eigentlich nicht nur die grüne,
sondern die bunte Insel: In vielen Städten blühen Petunien in Kübeln. Also kann
das Wetter doch gar nicht so mies sein?
Ich will auf
alle Fälle wieder hin. Meine Frau ist (wegen des Wetter (noch)) dagegen. Die
Klimaerwärmung spielt mir allerdings in die Karten. Es gibt hier noch so viel
zu sehen… Allerdings wäre mir selber eine Woche Wetterlotto heikel genug.