wie es kam...

Tja, irgendwie verlaufen meine Reisen immer katastrophal, was mir den Spitznamen "Dr. Katastrophe" einbrachte. Leider sind nicht mehr alle Reiseberichte vorhanden. In manchen Fällen nur noch ein "Beschwerdebrief"...

kreative (!) Anregungen sind willkommen!

Euer
Dr. K.

Montag, 18. März 2013

Lanzarote

Die Insel der (Schein)Toten

Freitag Abend. Kneipentour.
Entsprechend fertig bin ich am nächsten Morgen, als es losgeht.
Im Zug um 10 Uhr setzen wir uns zu 2 Blauen. Die beiden sind noch jung und nicht ganz so blöde wie die meisten von denen. Am Flughafen dann (natürlich später auch in unserem Flieger) ein richtiges Paradebeispiel des Packs: ein fast schon ausgestorbener GoKeWeSo*.
Flughafen, Düsseldorf: Kalt, Nieselregen: Feinstes Abreisewetter!
Wir kommen nach einem angenehmen Flug mit abschließender holpriger Landung an. Unser Verein hat verkackt. Sollen wir uns ärgern? Blauer Himmel und 23 Grad. Nein! Alles richtig gemacht!
Wir holen unseren Mietwagen: ein fast neuer (ca. 13.000 km gelaufen) Zitrön. 100 Piepen für eine Woche. Ok, ich wusste vorher (seit Menorca), dass es etwas Beschiss ist (man muss einen vollen Tank kaufen), bin dennoch etwas überrascht: für 87 Mäuse und den hiesigen Spritpreisen müsste die Mühle einen 75 Liter Tank haben.
Die Hotelanlange ist komplett in blau-weiß. Naja, schwarz-gelbe habe ich eh noch nie gesehen. Unser Zimmer ist spa(ta)nisch eingerichtet. Ein riesiger Röhren-TV mit sagenhaften ca. 30 cm Diagonale und den VIER (!) Sendern Eurosport, SuperRTL, BBC und einem Spanier verleiten uns nicht zum Fernsehen. Aber es läuft ja eh keine WM oder so.
Nachts werden wir wach: aus dem Bad zieht Kloakenduft in unser Zimmer. Wenn man davon wach wird, ist das schon eine Nummer! Es bleibt so auch bei offenem Fenster für die gesamte Zeit unseres Aufenthalts...
Ansonsten sind Unterkunft und Anlage sauber. Es sind höchstens ein Viertel der Zimmer belegt. Überwiegend Briten und Skandinavier. Die meisten - wie auf der gesamten Insel - haben schon die erste Rente eingefahren.

Wir machen unseren ersten Ausflug. Teguise. Ein schönes Städtchen mit einem riesigen Markt. Nach vier Ständen hat meine Frau bereits drei Sachen gekauft. Ich befürchte den vorzeitigen Bankrott, aber wir kommen so davon.
Der Ort auch scheinbar was für Hippie-Aussteiger. Es sind nur 21 Grad. Ohne Wind sehr angenehm, mir sind meine kurze Hose und T-Shirt eigentlich zu wenig. Trotzdem unterschätzen wir die Sonne. Mit dem Ergebnis, dass wir am Abend aussehen wie Verwandte von Rudolf Rotnase.
Das Auto zeigt die Reichweite bei meiner Fahrweise an: 700 km. Dann 740. Auf dem Rückweg zunächst 800, dann sogar 880. Kurz vor unserem Heim 960 km. Ich beschließe, die Schleuder über Nacht laufen zu lassen. Meine Frau ist dagegen. Die Quittung folgt am nächsten Tag: 1060 km (dh wir können jetzt noch ca. 15 Mal die Insel von Nord nach Süd abfahren).

In Kamen (oder so ähnlich), wo wir wohnen, gehören alle Läden mit Touristenrotz Asiaten. Alle bieten das Gleiche an. Hauptsächlich Schrott.

Unsere wirklich nette 75jährige Nachbarin erzählt, dass ihr Mann schon 20 Jahre död ist und dass der Bühl im Nachbarhotel schöner sei. Außerdem macht sie gern FKK. Ein Schauer überkommt mich. Am nächsten Tag macht sie ernst. Ich schaffe mein Gesichtsfeld noch rechtzeitig in Sicherheit...

Wir besuchen noch ein paar andere Örtchen und zu Letzt Arrecife, die Hauptstadt. Eine einzige Enttäuschung. Überraschenderweise hängen hier ne Menge Penner rum.
Für uns der Hammer ist das riesige Lava Feld auf der Insel. Definitiv eine Reise wert!
Dann besuchen wir noch eine Lavahöhle. Auch sehr cool. Doch plötzlich höre ich hinter mir einen Japsen, ein Keuchen, ich gerate in Panik. Gibt es diese Höhlentrolle tatsächlich? Mit dem Mute der Verzweiflung (wenn er mich schon frisst, soll die Nachwelt wenigstens einen Beweis erhalten) drehe ich mich um und knipse das Monster.

Wenn ihr das lest, wisst ihr, dass ich entkommen bin…

Am Donnerstag ist mieses Wetter, sogar Nieselregen. Ich bin tauchen und friere mir beim zweiten Gang den A… ab.
Kurz vor Ende des Urlaubs hat uns unsere Nachbarin vollkommen ins Herz geschlossen.
Der Wein ist alle, das Bier auch. Bevor ich losgehen kann, lädt sie uns zu sich ein. „Ich habe noch Wodka“. Na gut. Sie trägt für ihr Alter ein sehr kurzes Kleid. Moment: Wo ist denn ihr Unterh… Ich stürze den Wodka runter. Gastfreundlich ist sie wirklich. Das abgesetzte Glas ist schon wieder voll. Rein damit! Ich muss dieses Bild aus der Birne kriegen…
Am letzten Tag ist es dann mal richtig „heiß“ und wir bleibend das einzige Mal am Pool. Meine Frau verdirbt sich den Magen noch am Hotelessen und ich habe ein Hühnerauge (wovon?).

Fazit:

Die Insel gefällt uns von Anfang an recht gut. Überall Mondlandschaften mit leichtem Bewuchs. Weiße Dörfchen mit netten Kernen, schönen Läden und günstigen Restaurants. Essengehen geht wirklich gut für zwei Personen inkl. Trinken und Trinkgeld für 25 €.
Wetter war natürlich deutlich besser als daheim, jedoch abends draußen sitzen ging nur mit 2 Pullis. Die durchschnittlichen 22/23 Grad sind ohne Wind sehr angenehm mit allerdings etwas frisch, jedoch "gefährlich" genug, dass man sich verbrennen kann!
Die Beschilderung ist teilweise katastrophal (in eine Richtung ausgeschildert, in die andere nicht oder ganz fehlend). Auch was die Radiolandschaft angeht sind wir mehr als verwöhnt: der Redeanteil beträgt ca. 90 % und davon sind ca. 80 % spanisch.
Die Insel bietet (obwohl nicht viel größer) unverhältnismäßig mehr als Menorca.
9 Tage reichen locker und ein zweiter Trip ist nicht unbedingt nötig. Trotzdem wären wir gern noch ein paar Tage geblieben und waren traurig, als es vorbei war!

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* GoKeWeSo (GoldKettchen, weiße Socken), sowas wie VoKuHiLa oder LeSchliBom