wie es kam...

Tja, irgendwie verlaufen meine Reisen immer katastrophal, was mir den Spitznamen "Dr. Katastrophe" einbrachte. Leider sind nicht mehr alle Reiseberichte vorhanden. In manchen Fällen nur noch ein "Beschwerdebrief"...

kreative (!) Anregungen sind willkommen!

Euer
Dr. K.

Montag, 13. Juli 2015

Nordfrankreich

Eine neue ErFahrung

Vorgeschichte

Unsere hessischen Freunde hatten die Idee, gemeinsam mit uns einen Wohnmobilurlaub zu unternehmen: Nordfrankreich – das Ziel reizte mich auch immer schon mal. Wir wären eigentlich etwas später gefahren, aber wegen der Ferien starteten wir Mitte Juni. Am bis dahin heißesten Tag des Jahres packten wir also bei 33° C Grad die Mühle voll mit unserem Gerümpel. Ich hatte vor zehn Jahren in Kanada schon mal einen WoMo-Urlaub gemacht. Der Unterschied dazu war: Diesmal war das WoMo sozusagen „nackt“. D.h. fast wie bei einem Umzug mussten wir vom Oberbett über die Zahnbürste bis zur Kaffeetasse alles einpacken. Dann zum Supermarkt und den Kühlschrank füllen…

Die erste Etappe

Danach ging’s direkt los über Aachen nach Belgien, wo wir unsere erste Nacht auf einem Rastplatz verbrachten. Vor dem Gefährt noch ein paar leckere Dortmunder Pilsetten und dann gute Nacht.
Am nächsten Morgen gießt es aus Eimern. Wir machen uns ein leckeres Frühstück und sind gegen Mittag in Rouen, wo wir am Fluss auf die anderen beiden warten. Wenn das Zementwerk gegenüber nicht wäre, wäre es ein perfekter Standort. Da es Samstag ist, ist die Stadt voll. Für mich eine der schönsten Städte, die ich je gesehen habe. Viel Fachwerk und tolle und große Kirchen.
Von diesen Kirchen besuchten wir noch einige weitere. Wenn du „Die Säulen der Erde“ kennst, fühlst du dich dahin versetzt. Auch wenn es in England spielt, passt es irgendwie.
Am nächsten Morgen fahren wir zur Steilküste nach Etretat. Trotz Navi – oder vielleicht grade deswegen – dauert die Fahrt statt 45 Minuten etwa das Dreifache. Immerhin essen wir irgendwo auf dem Weg das leckerste Brot des Urlaubs… Von der Steilküste fahren wir mit dem Rad in den Ort. Und wie das bei Steilküsten so ist, muss man an den Ort am Meer natürlich nur Bergab fahren. Und eine alte Regel besagt „alles was du runter fährst, musst du nachher wieder rauf fahren“. Und so waren wir nach dem kleinen Ausflug gut durchgeschwitzt.
Dann geht’s über die „Pont de Normandie“ (die längste Schrägseilbrücke in Europa) bis Honfleur, einem sehr netten Städtchen wo wir dann auf dem ersten richtigen Stellplatz lernen, dass nicht jeder auch einen Elektrogrill verkraftet. Am nächsten Tag geht es weiter an der Küste entlang durch gleich drei Städtchen, wo nur Villen am Strand stehen. Einladend ist es bei grauem 18-Grad-Wind jedoch nicht. Das ist möglicherweise der Grund, warum keine einzige der Villen bewohnt ist: Den Reichen, die nur im Sommer hier sind, ist es wohl noch zu kalt. Die Nacht verbringen wir auf einem Mini-Stellplatz kurz vor Caen. Abends sitzen wir dann zu viert in unserem Mobil. Draußen ist es auch mit 2 Pullis kaum auszuhalten.
Am nächsten Tag fahren wir über Caen und Bayeux bis an die normannische Küste. Zum ersten Mal übernachten wir auf einem Campingplatz. Endlich mal ausgiebig duschen… Der Ort heißt Arromanches. Ein richtig hässliches Drecknest. Berühmt wurde es jedoch, weil hier 1944 ein „künstlicher“ Hafen angelegt wurde. Der Ort besteht nur aus D-Day Trödel. Irgendetwas anderes zu finden, ist unmöglich. Ohne den Krieg würde wohl niemand hier her kommen, sogar der Strand ist Schrott. Am nächsten Tag fahren wir die Küste über u.a. Omaha Beach entlang. Dieser Strand ist schön. Aber es ist viel zu kalt, um an einen längeren Aufenthalt zu denken. Viel spannende Geschichte kann man hier sehen, aber es schade, dass die Gegend – insbesondere mit ihren schönen Städtchen – auf das schlimme Gemetzel reduziert wird. Abends übernachten wir auf einer Wiese eines Bauernhofs. Als wir am nächsten Morgen zunächst eine Schlossruine besichtigen und danach Granville im grauen Nieselregen erreichen, ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Wir sind kurz vor dem vermeintlichen Höhepunkte der Reise: Le Mont-Saint-Michel. In einem konspirativen Treffen entscheiden die anderen drei in meiner Abwesenheit, sich die komplette Bretagne zu knicken und ins Landesinnere zu fahren. Die Küste runter wäre es zwar vermutlich wärmer aber der permanente Wind hat den anderen die Lust an der Küste genommen.
Der Rückweg

Wenigstens machen meine Frau und ich noch einen Stopp in Rennes, der schönen Hauptstadt der Bretagne. Mittags gehen wir Crêpes essen, der hier aber nicht Crêpes heißt. Wir bestellen einen Cider, der in der Tasse serviert wird.
Hinter Le Mans wollen wir von der Autobahn runter. Das Navi meint jedoch, um zwei (!) Minuten eher am Ziel sein zu können, ist ein Umweg von 40 km ok. Das meinen wir nicht. Wir verplempern 30 km, 30 Minuten und ein paar Euros Maut.
Der 5-Sterne Campingplatz liegt am einem künstlichen See. Und ansonsten im Nichts. Immerhin ist es heiß und endlich mal nicht windig. Nach drei Tagen wird es den anderen (ich wär ja eh nicht hier her gefahren) zu langweilig und wir fahren auf einen Platz in der Nähe von Alt Orliens (wie man sagen könnte). Kurz vor der Ankunft fährt uns eine freundliche Dame in die Karre. Ein zufällig vorbeikommender zweisprachiger Mann hilft uns etwas aus der Patsche, d.h. dem Ausfüllen des Unfallbogens. Wenigstens ist nicht Wichtiges kaputt gegangen. Der Platz ist auch nett und – zum ersten und einzigen Mal – gibt es kostenloses WLAN: willkommen in der Steinzeit! Hier nutzen wir auch endlich mal unsere Räder und fahren die Loire entlang. Man muss sagen, dass die Autofahrer hier tatsächlich rücksichtsvoll fahren. In Orleans beginnt am nächsten Tag der Sommerschlussverkauf und in der Stadt ist die Hölle los und einige Läden scheinen vor kaufwütigen Damen zu platzen. Ich lasse mich stattdessen vor der Jungfrau fotografieren.
Auf dem Rückweg machen wir noch einen Stopp in Peronne, wo scheinbar alle unfreundlichen Leute (denen wir bisher nicht begegnet sind) der Gegend hausen, bevor wir die Nacht wieder in Belgien verbringen. Am nächsten Tag (es ist der zweitheißeste Tag des Jahres) treten wir dann den letzten Teil der Rückreise an.

Fazit:
Ein zwar schöner, aber wenig erholsamer Urlaub und von allen, die ich mit meiner Frau gemacht habe, der schlechteste.
Es lag nicht daran,

  • dass uns der Kloakengestank im Wagen störte (nicht, was du jetzt denkst, sondern das ganz normale „Brauchwasser“ z.B. vom Spülen verursachte den Geruch) oder
  • dass du deine eigene Brühe entsorgen musstest oder
  • dass du das Ding am Ende auch noch Putzen musstest oder
  • dass die Plätze in der Regel eher in der Natur sind und dies meine Hochphase des Heuschnupfens ist, so dass ich meist aussah wie ein Karnickel mit Niesanfällen oder
  • dass Camping für mich gleich Grillen ist, dass aber in Frankreich kaum möglich ist: wir haben in sämtlichen Läden (d.h. Supermarktketten und auch Metzger) jegliche Wurstsorten und auch eine Menge Fleisch probiert – richtig lecker war nichts!

Wir würden wohl nochmal hinfahren, aber dann mit dem PKW und uns ein paar Unterkünfte suchen.
Die Fremden- oder gar Deutschfeindlichkeit haben wir nicht erlebt. Die Leute waren in der Regel hilfsbereit und freundlich, wobei wir klar als Deutsche (oder besser bzw. meist als Dortmunder) erkennbar waren. Genießen kann der Franzose, daher sind auch Lebensmittel bzw. Restaurants relativ teuer. Eine Kugel Eis kostet überall 2,50 Euro. Nur Olivenöl und Wein sind günstig (und lecker). Die Tomaten waren auch großartig im Geschmack. Außerdem schienen die 5-L Weinkanister weniger zu enthalten als ausgezeichnet und waren entsprechen schneller alle.

Euer
Monsieur Docteur Catastrophe