wie es kam...

Tja, irgendwie verlaufen meine Reisen immer katastrophal, was mir den Spitznamen "Dr. Katastrophe" einbrachte. Leider sind nicht mehr alle Reiseberichte vorhanden. In manchen Fällen nur noch ein "Beschwerdebrief"...

kreative (!) Anregungen sind willkommen!

Euer
Dr. K.

Mittwoch, 3. Juni 2015

Riga

EuropaLetten - Ocam Pivo 5.0

Die Vorgeschichte:

Wir hatten Riga als Ziel auserkoren, da es mehrere Jahre mal Snorres zweite Heimat war. Einen besseren Reiseführer bekommt mal wohl kaum. Aber es kam anderes – familiäre Verpflichtungen ließen es nicht zu. Auch Dr. Furzinger und der Durazellmann konnten nicht teilnehmen. Dann wurden die Flugzeiten geändert, so dass auch noch Fart absagen musste. Aber es gab eine Neuverpflichtung: nach den letzten Flops von LL & Ette im Herbst kam Hans dazu. So dass wir zu folgender Aufstellung kamen: Hinten Chorche und Hans, davor Nuschel, das Phantom, der V-Mann, Faxe (wer hat den so genannt? Er wollte auch endlich einen richtigen Künstlernamen und schlug Pupu vor (oder so ähnlich vor, was wohl die Kurzform für „puh Pups“ sein sollte)) und natürlich ich.

Also sind wir nur zu siebt – das heißt „Septimi Alus“!

Auf geht’s!

Mit dem Taxi hatten wir ja im letzten Jahr schon so unsere speziellen Erfahrungen gesammelt. Diesmal kommt mich eine Dame abholen. Sie muss zunächst noch den V-Mann und dann Hans einsammeln – alles in der Nähe – und verfährt sich auch noch. Ihr Fahrstil kann auch ansonsten getrost als defensiv bezeichnet werden.

Am Flughafen gibt’s dann endlich das erste Kaltgetränk. Es wird schnell klar: Eine Gruppe pubertierender Jungs ist unterwegs. Das hohe Niveau wird zügig von ca. 14 Jahren auf 13 gedrosselt. Schnell erreicht auch unser Jüngster (Nuschel) wieder sein Sprachlevel. Pupu hat auch wieder sowohl Bier also Prio-Check-In organisiert. So ist’s recht! Der Flug verläuft reibungslos. Angekommen brauchen wir kein Geld tauschen – auch super! Ich möchte bitte sieben Bustickets kaufen. Ich bekommen nur 5 auf einmal. Ein Überbleibsel der Planwirtschaft? Kurz darauf sind wir auch schon im Zentrum Rigas. Zunächst sind wir über die Sauberkeit der Umgebung überrascht. Auch das Hostel ist wirklich sauber. Man muss sogar seine Schuhe im Eingangsbereich ausziehen, was allerdings für eine leckere Duftnote in diesem Teil des Hostels sorgt.

Die restlichen Gäste sind bunt gemischt, eine weitere Person fällt allerdings besonders ins Auge: Ein Schwede, der für 6.000 € ein Haus gekauft hat - wie er später erzählt, aber jetzt kein Geld mehr für die Rückfähre hat. Das wenig übrig gebliebene Geld setzt er statt für Schampon lieber für Bier ein. Auch ein Zimmer hat er nicht mehr. Der Schmierlappen darf aber mal eine Nacht auf dem Sofa im Aufenthaltsraum pennen. Noch schlimmer als er ist allerdings ein Typ (vermutlich auch noch unser Landsmann), der plötzlich mit einem weißen Hemd auftaucht. Ich bin ja bekannt für meine Toleranz gegenüber Randgruppen und Minderheiten, aber bei einem weißen Hemd im Hostel ist Schluss!

Unser erstes Essen nehmen wir in einem kantinenähnlichen Restaurant ein. Das lokale Bier ist lecker! Wir erkunden die Innen- bzw. Altstadt. Abends trinken wir zunächst ein paar Leckerbierchen im Hostel, was dazu führt, dass Hans und ich dort versacken, während die anderen einen guten Laden finden, den wir auch am nächsten Abend besuchen.

Am nächsten Tag gibt’s zunächst ein echtes Männerfrühstück. Ich bin der einzige, der auch ein Bierchen zum Abschluss nimmt: Im Angebot ein halber Liter für 1,19 €! Wegen des miesen Wetters sparen wir uns die Free-Walking-Tour. Dann erkunden wir ein Gebiet abseits der Innenstadt. Die Straßenverhältnisse sind gleich mieser, die Gegend dreckiger und die Pennerdichte um ein Vielfaches höher. Chorche kauft sich auf dem Markt, auf dem es sonst nur Müll gibt, einen dicken Pulli, der sich bei Abreise auch schon auflöst. Wir fahren auf den Turm der „Lettische Akademie der Wissenschaften“ und besichtigen die Stadt von oben. Von dort sieht man noch deutlicher die rausgeputzte Innenstadt neben den runtergekommenen Vororten. Das Wetter ist sehr wechselhaft. Nach dem Turm laufen wir an Fluss, wo es ganz plötzlich richtig warm wird. Eins, zwei, drei – Oberkörper frei. Anschließend machen wir eine kleine Flusskreuzfahrt, bei herrlichem Wetter – eine wunderbare Erinnerung an Belgrad.
Wir essen auf einem der Plätze in der Altstadt. Das Essen ist nicht so dolle und das Bier kostet 5 €!

Am Abend sind wir im tags zuvor gefunden riesengroßen Kneipendiscorestaurant. Trotz der Größe ist es sehr gemütlich, da verwinkelt, da es wohl früher mal sowas wie ein Wein- oder Bierkeller war. Wir haben eine wirklich klasse Kellnerin: wir bestellen meterweise Schnaps und sie lässt sich nicht lumpen, um jeweils einen mitzutrinken.

Ich werde natürlich wie immer als erster wach. Stunden vor allen anderen. Zwei Jungs schaffen es tatsächlich, im Kanon zu schnarchen. Ich habe Durst. Durst ist schlimmer als Heimweh, aber irgendwer hat mein Wasser getrunken. Zum Glück steht ein Rest Bier von gestern Nachmittag an meinem Bett. Ich möchte meiner Frau mal eine Nachricht senden. Irgendwas stimmt aber mit meinem Handy nicht mehr: Es kann nur noch Französisch und Polnisch, ich schaffe es trotzdem irgendwie.

Die Free-Walking-Tour haben wir verpasst. Also fahren wir ans Meer. Der Zug fährt nur 30 Minuten und hält insgesamt zehn Mal. Es ist sehr grün überall und am Meer ist es wieder schön. Wir spazieren am Strand entlang und finden eine Bierbude. Die Zapfhähne sind wohl nur Fake. Man macht uns je eine Büchse auf, die man dann in Plastikbecher füllt. Das Wetter wird wieder schlecht. Wir kehren noch in ein Restaurant ein, um endlich richtiges lettisches Essen zu bekommen. Aber auch hier ein Flopp: zunächst warten wir ewig auf den Kellner, bis einer von uns eine Menükarte findet, auf der „Selbstbedienung“ steht – das macht Sinn, es nur dorthin zu schreiben. Mein Rumpsteak ist ein Schnitzel. Pupu klopft meins gegen seins, um die Tonnen Dill loszuwerden. Wir bestellen alle einen Bier-Entwurf (tja, manchmal mach es eben doch keinen Sinn, den Computer Übersetzungen durchführen zu lassen). Kurz vor der Abfahrt suchen wir die Örtlichkeiten am Bahnhof auf, die wohl seit seinem Bau in den Nachkriegsjahren auch nicht mehr gereinigt wurden.

Abends haben wir die Pub-Crawl Tour gebucht. Was wir jeden Tag gebucht hatten war Pup-Tour. Wenigstens drei von uns sollten dringen mal einen Arzt aufsuchen, denn wer solche Gerüche produziert, kann nicht gesund sein. Wenn du vorher meine Frau gefragt hättest, hätte sie mir auch Chancen auf den ersten Stinkplatz zugesichert, aber an diesem Wochenende rieche ich immer gut, egal, was für einen Müll ich auch in mich hineinstopfe.

Wir treffen uns also um 22:30. Alles beginnt später, weil ein paar deutsche Mädels für das „Fertigmachen“ noch länger brauchen. Der Führer an diesem Abend ist ein Chinamann mit Namen Dixi(klo) oder so ähnlich. Der hat es nun gar nicht drauf. Nach der ersten Kneipe rennen wir planlos durch die Stadt. Wir kennen uns mittlerweile schon besser aus als er. Nachdem wir duzende von Läden links liegen lassen, stehen wir wieder vor dem ersten Schuppen. Nach dem nächsten Gewaltmarsch sind wir endlich vor dem zweiten Laden. Fast überall das gleiche Bild: Kleine Kneipen, die bis zum Rand voll sind und genau ein Klo für alle haben. Das haben die nun davon: aus dem berühmten Pulverturm machen wir da eben den Pullerturm. Irgendwann finden wir dann doch noch einen guten Laden. Als wir irgendwann heimgehen, ist es bereits hell draußen.

Die Free-Walking-Tour verpassen natürlich auch wieder. Es gibt ein recht chilliges Café, in dem Chorche auf den Kissen auch gleich einpennt. Sowas hätten wir alle gern daheim. Wir versuchen noch mal etwas zu schoppen und landen abends wieder in dem Laden, wo wir schon zwei Mal waren. Danach wird’s irgendwie durcheinander, was im Endeffekt dazu führt, dass ich mit Nuschel und dem Phantom heimgehe, um noch ein Sicherheitsbier zu trinken. Am nächsten Morgen müssen wir ja früh raus und es geht heim.

Fazit:

Ein klasse Trip (wie immer) in eine schöne Stadt. Das Bier ist lecker, das Essen eher enttäuschend – richtig einheimische Küche ist nur schwer zu finden, vieles ist „Standardessen“. In der Altstadt ist das noch schlimmer als außerhalb und zudem noch teuer. Die Architektur ist abwechslungsreich und es gibt viele Baustile. Allerdings hat man bei weitem nicht dieses Mittelaltergefühl wie in Tallinn. Außerdem war der eine Tag mehr, den wir durch die Fluggesellschaft bekamen, genau richtig.

Ich freu mich schon auf den nächsten Trip

Prosit