wie es kam...

Tja, irgendwie verlaufen meine Reisen immer katastrophal, was mir den Spitznamen "Dr. Katastrophe" einbrachte. Leider sind nicht mehr alle Reiseberichte vorhanden. In manchen Fällen nur noch ein "Beschwerdebrief"...

kreative (!) Anregungen sind willkommen!

Euer
Dr. K.

Donnerstag, 19. Oktober 2017

Ironische Inseln

Der eingerahmte Urlaub


Vorgeschichte:
Eigentlich wollten wir eine Woche eher fahren, aber eine meiner seltenen Dienstreisen wollte ich unbedingt mitnehmen und so starteten wir Anfang Oktober. Die Zugfahrt nach Süddeutschland startete ich im T-Shirt. Bei feinstem Herbstwetter stieg ich mit Pulli und Jacke aus - kurz vor tiefgefroren. Das Ergebnis war, dass ich 20 Stunden vor Urlaubsbeginn krank wurde.

Zu Hause war meine Frau derweil damit beschäftigt, die Mehlwürmer (oder was auch immer es war, was in meinem Müsli genistet hatte) und deren „Folgeprodukte“ zu beseitigen.
Zakynthos:
Nach einem leicht verspäteten aber ansonsten angenehmen Flug (auf dem wir für die Mutter, die ca. 2 Dutzend Mal betonte, dass sie Ihren 11jährigen Sohn daheim gelassen hatte, den Speicherchip ihres Handys vollknipsen sollten) kamen wir bei sehr angenehmen Wetter an, schnappten uns den für griechische Verhältnisse normal verbeulten Wagen und machten uns zur Unterkunft direkt am Meer auf. Dort nahmen ein paar griechische Snacks und Bier am Meer ein. Ein traumhafter Einstieg in einen Urlaub. Die eher spartanische und zusammengewürfelte Ausstattung tat dem keinen Abbruch.
Am nächsten Tag besuchten wir den berühmten Schiffswrackstrand. Toll. Das Wasser dorthin war glasklar und dazu der blaue Himmel lud mich zum Sprung ins Wasser ein, ich war mittlerweile jedoch richtig krank, so dass ich mir das leider sparen musste. Anschließen wollten wir natürlich von oben ein Foto schießen. Die Beschilderung war dermaßen bescheiden, dass wir  - wie eine Menge andere Leute – wie Bergziegen in die falsche Richtung kraxelten. Als wir dann zurückgingen, war das Licht nicht mehr das Beste, dafür war der Strand fast menschenleer.

Lefkada:
Zunächst nahmen wir die Fähre zum Festland und fuhren – während ich eine halbe Klopapierrolle wegschnupfte - durch das mit Abstand hässlichste Stück unser gesamten Reise bis zur wirklich sehenswerten Brücke über den Golf von Korinth bis nach Nafpaktos, ein kleines Städtchen mit winziger Altstadt und einer mittelalterlichen Mauer „oberhalb“. Am nächsten Tag ging es Richtung Lefkada über ein kleines Gebirge, wobei das Navi uns über eine ziemlich unsinnige Strecke lotste, die uns definitiv einiges an Zeit kostete. Lefkada ist eigentlich mit dem Festland verbunden. Als Brücke dient eine ausgemusterte Fähre. Der Hauptort mit gleichem Namen wie die Insel ist ganz nett, da wir allerdings zu Mittagspausenzeit da sind, ist dort der Hund begraben. Die Saison ist vorbei. Alles ist günstig. Wir fahren zu unserer Unterkunft ebenfalls direkt am Meer an einer kleinen Bucht. Die Omi kann nur griechisch. Namen? Egal! Irgendwelche Unterlagen nötig? Natürlich nicht. Hier ist der Schlüssel.
Einen kleinen Pool haben wir da auch. Es sind nur noch zwei Restaurants geöffnet. Da die Küche noch behelfskochen erlaubt – und meine Frau kann wirklich gut improvisieren – probieren wir eines der Restaurants aus – und fallen auf die Nase. Naja, wenigstens das Bier am Meer schmeckt. Der nächste Supermarkt ist Luftlinie ein paar hundert Meter entfernt, wegen des Höhenunterschiedes und der Serpentinen tatsächlich jedoch ca. fünf Kilometer. Hier auf der Insel haben wir den einzigen schlechten Tag in zwei Wochen Urlaub. Wir fahren bei grauem Himmel und nicht so warmen Temperaturen an die Südwestspitze zu einem exponierten Leuchtturm. Auf dem Rückweg machen wir in einem kleinen Ort Pause, um dort zu essen. Als wir diesen verlassen wundere ich mich über ein komisches Geräusch: Ein Reifen ist platt. Ein Nagel steckt drin. Zum Glück ist ganz in der Nähe eine Tankstelle und der Tankwart offenbar gleichzeitig Mechaniker. Er sieht gleich was los ist und flickt das Loch in Windeseile. Und das Ganze für sagenhafte fünf Euro!


Kefalonia:
Am Tag der Weiterreise (einem Sonntag) haben wir wieder herrlichstes Wetter: Keine Wolke, kein Wind. Ich sage noch, dass es wunderbares Reisewetter ist. Wir packen ein und ich bin ungewöhnlich nervös. Macht keinen Sinn: Die Fähre geht erst kurz nach dem Mittag und wir müssen keine 30 Minuten zum Hafen fahren. Als wir dort ankommen, kommt ein Restaurantbesitzer auf uns zu. Na klar will der uns sein Essen verkaufen, denken wir. Aber er teilt uns mit, dass wohl keine Fähre fahren wird. Und so ist es denn auch. Irgendwie hatte ich das wohl gespürt. An einer Notfalltelefonnummer kann man uns natürlich nicht weiterhelfen, weil ja sonntags keiner im Büro sitzt. Zum Glück gibt es ein kleines kompetentes Reisebüro in dem Ort, wo man uns eine größere Fähre in 100 km Entfernung empfiehlt, die statt zwei dreieinhalb Stunden braucht. Diese Verbindung findest du nicht mal bei Gugl. Wir machen das, schließlich gibt es ja keine Garantie, dass morgen das Wetter besser ist. Wir kommen statt ca. 16:00 Uhr um 1:00 an und verpassen den angeblich schönsten Ort auf der Insel (Fiskardo). Der Schlüssel steckt in der Tür – hier ist die Welt noch in Ordnung! Ich gieße die letzten drei Pils runter und gehe erschöpft ins Bett. Trotz allem die richtige Entscheidung!
Am nächsten Morgen geht die Sonne an einem wiederum strahlendblauen Himmel auf. Unsere Unterkunft liegt auf einer Anhöhe zwar weiter weg vom Meer, das man aber weithin sehen kann. In dem Kaff gibt es allerdings sonst nichts und der nächste Supermarkt ist fünf Kilometer entfernt. Am nächsten Abend möchte meine Frau mal unter Leute. Es gibt drei weitere Hotelgäste (der fünf), die sich abends an der Bar einfinden. Der Abend wird lustig. Wir dürfen unseren eigenen Sprit anbieten, nicht zu Letzt, weil der Vater des Besitzers irgendwann auch in Bett möchte und die Bar abschließt. Am nächsten Morgen fällt das Aufstehen schwer. Zu späterer Stunde fahren wir in die nette Inselhauptstadt. Der Tribut des gestrigen Abends bringt, dass wir dort ohne Bargeld auflaufen. Aber anders als in unserem ach so fortschrittlichen Land kann man dort wirklich alles bis zur Kugel Eis mit der Kreditkarte bezahlen. Also ist der Shoppingausflug gerettet. Anders als auf Lefkada ist es hier nicht so günstig, was daran liegt, dass es eine direkte Flugverbindung nach England gibt. Wir besuchen noch eine eingestürzte Grotte und einen Ort für Briten.
Abschluss und Fazit:
Wir beenden unsere Reise, wo wir anfingen: Auf Zakynthos. Machen dort noch eine Grottenfahrt und shoppen ein letztes Mal in der kleinen niedlichen Inselhauptstadt mit gleichem Namen.
Mal abgesehen davon, dass ich während des gesamten Urlaubs krank war, war nahezu perfekt: Das Wetter reichte (sogar am grauen Tag) immer für Sandalen.
Die Fährverbindungen zu dieser Zeit sind deutlich eingeschränkt, einige Restaurants haben schon geschlossen, fast überall gibt es Rabatt.
Die Leute sind ausnahmslos nett, viele können gutes Deutsch. Wein, Ouzo und Bier sind lecker.
Die Entfernungen sind kurz, brauchen aber viel Zeit, weil die Straßen viele Kurven haben und es daher überall Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt. Daher haben wir auch zu viel Zeit im Auto verbracht und konnten nicht alles sehen, was wir wollten. Darum kommen wir wieder. Beim nächsten Mal lassen wir nur die nördlichste Insel weg.
Wir kommen bei goldenem Oktoberwetter heim. Ich genieße meine 16 Stunden Aufenthalt, bevor es nach Zypern geht und ich am nächsten Tag fast noch einmal über unsere drei Inselchen fliege.

Euer Geographieexperte

Doc. K.

Samstag, 29. Juli 2017

Irland



Schafe im Nebel

Ein lägst überfälliger Bericht; die Schriftsteller unter euch kennen das: Schreibblockade

Vorgeschichte:
Schon länger hatten wir eine ganze Woche anstatt eines PärchenWEs geplant. Irland war eigentlich auch als Ziel gesetzt. Zeitraum in den Sommer(!)ferien, um maximal bestes Wetter zu bekommen. Die Anreise mit der deutschen Bahn an einem Freitagnachmittag zum Düsseldorfer Flughafen gestaltete sich wie gewohnt reibungsvoll und mit einiger Verspätung, neu war hingegen, dass wir während der Fahrt im Wasser wa(r)teten. Der Flug war dann auch leicht verspätet, so dass wir erst um Mitternacht am Hotel waren und es nur noch für ein Smithwicks reichte.

Von Dublin zur äußersten Südwestspitze:
Trotz 5 Tage Männerwochenende  vor einem Jahr entdecke ich ein paar neue Ecken in Dublin. Und auch ein Bierchen in unserer damaligen Stammkneipe muss sein. Mein prägendste Erinnerung: Wir treffen eine wegen der Arbeit dorthin gezogene  Bekannte. „Und gefällt es dir hier?“ – „Nein.“ – „Warum?“ – „Das Wetter…“ Ich habe allerdings tatsächlich nur ein T-Shirt an. Als es dann nieselnd weiter geht finden unterwegs wir nirgends eine Möglichkeit, zu frühstücken. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Gegen Mittag wird das Wetter immer besser. Wir erreich das niedliche Kilkenny. Das Wetter ist mittlerweile traumhaft und es ist leider nur ein Zwischenstopp, also können wir uns nicht mit Kilkenny volllaufen lassen. Es folgt für mich einer der Höhepunkte der Rundreise: Rock of Cashel, eine große Klosterruine gegenüber einer noch größeren einer Burgruine. Der Weg dorthin ist später die meisten Wege: Wir fahren Landstraßen, um mehr zu sehen (oder mangels Alternativen), doch sehen tun wir gar nix: Die grüne Insel ist so grün, dass rechts und links neben den Straßen – ja was eigentlich? – so eine Arte natürlicher Hecke ist. Auf beiden Seiten ist das höher als unser Auto und es fühlt sich an, wie durch den Todessterngraben zu jagen. An manchen Stellen gibt’s noch Bäume und man fährt dann wie durch einen Tunnel. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen erscheinen uns doch eher für Harakirifahrer geeignet und ein paar Eingeborene geben auch gut Gas.
Am Abend erreichen wir das unspektakuläre Cork. Lustig allerdings die Menschmassen, die in ihren Farben zu einer Randsportveranstaltung laufen. Ob die das gleiche hier an einem Samstagnachmittag denken? Abends kehren wir noch in einen Pub ein. Als die Leute dort erfahren, woher wir kommen, würden uns alle gleich am Liebsten mal im schönsten Stadion der Welt besuchen. Die meisten haben allerdings schon ordentlich getankt. Es ist ja auch ein Sonntagabend, also ideal zum Betrinken. Mein Lieblingssatz sagt einer über seinen Kumpel: „Er sprich zwei Sprachen: Englisch und Rubbish.“
Von hier aus geht es zur äußersten Südwestspitze, dem Mizen Head – nicht zu verwechseln mit Miezen. Das Wetter ist am Anfang noch gut. Aber der Wind an der Spitze ist schon sehr kalt.

Von Mizen Head bis Galway:
Bei der Abreise kommen wir an ein paar weißen, breiten, sauberen Stränden vorbei. Ein paar Ir(r)e liegen sogar dort rum. Wenn die hier nur ein bisschen besseres Wetter hätten, wäre das ein Reiseziel, was überfüllt wäre.
Immer wieder reihen sich Ruinen in die Landschaft ein und ein paar alte Herrenhäuser, die wir besuchen, erinnern ebenfalls an eine interessante Vergangenheit.
Das Wetter ist ab jetzt nur noch typisch irisch und manchmal ein bisschen mieser. Statt dem Ring of Kerry machen wir den Ring of Beara. Angeblich genauso schön, aber weniger überlaufen. Alles in grau und Nebel. Wir wollen eine Ruine besichtigen, die laut Reiseführer reizvoll zu scheinen ist. Das Bild gehört definitiv nicht zu der Ruine, von der nur noch ein Torbogen sowie ein paar Mauerreste vorhanden sind. Aber wir sind offenbar nicht die einzigen, die die großartigen Reste eines Schlosses suchen. Der Reiseführer wandert in den Müll. Auf dem Rückweg machen wir noch an einem kleinen Wasserfall halt. Das Parken dort war der einzige Nepp auf unserer Reise.
Wir haben hier (in Kenmare) für drei Tage eine schnuckelige Wohnung. Und so kann meine Frau auch mal wieder ihre Kochkünste zeigen: Hier gibt es im Aldi oder Lidl irisches Rinderfilet. Und das ist so gut, wie sein Ruf. Abends sind wir dann auch mal wieder in einer Kneipe mit Livemusik. Die meisten Pubs sind gerappelt voll. Schon erstaunlich, was in diesem 1700-Seelendorf los ist. Ein Trottel aus Deutschland zählt uns an, wir mögen doch bitte etwas leiser reden. In einer Kneipe mit Livemusik??? Was für ein peinlicher Idiot. Wir ignorieren das natürlich.
Die Strecken hier sind – wie schon erwähnt – nicht gerade einfach zu fahren und so dauern auch km-mäßig kurze Ausflüge recht lang. Außerdem gibt es immer wieder Gründe anzuhalten.
Zu den spektakulären Cliffs of Moher geht es noch mit einer Fähre über Irlands größten Fluss, den Shannon. Die Cliffs sind wirklich beeindruckend, allerdings ist die Sicht wegen der dicken Wolkendecke nur mittelmäßig.
Der letzte Stopp heißt Galway. Durch Feierabendverkehr geht auf den Straßen nichts mehr. Wir haben eine Wohnung, in die man direkt (!) von der Straße reinfällt, wenn man die Tür öffnet. Das Wetter ist mittlerweile zum Abreisen. Wir gehen zuvor nochmals richtig gut essen (außer, dass das Bier aus der Dose kommt). Shepards Pie. Typisch irisch, kannte ich bisher noch nicht und saulecker. Das Frühstück im Hostel gleicht etwa dem Gefühl, wenn du aus Versehen in einen Ameisenhaufen trittst und alles loswimmelt. Wir gehen doch lieber in unsere Wohnung nur mit einem Kaffee.
Auf dem Rückweg besuchen wir noch in Athlone eine - ja was wohl - Ruine.

Fazit:
Das einzige was man in Irland häufiger sieht als Ruinen, sind Schafe. Die meisten sind lustig mit Farbe bepinselt. In dem dichten Nebel kann man die manchmal kaum von den Felsen unterscheiden. Und die Insel ist eigentlich nicht nur die grüne, sondern die bunte Insel: In vielen Städten blühen Petunien in Kübeln. Also kann das Wetter doch gar nicht so mies sein?
Ich will auf alle Fälle wieder hin. Meine Frau ist (wegen des Wetter (noch)) dagegen. Die Klimaerwärmung spielt mir allerdings in die Karten. Es gibt hier noch so viel zu sehen… Allerdings wäre mir selber eine Woche Wetterlotto heikel genug.

Euer
Nebelmann


Dienstag, 20. Juni 2017

Thessaloniki

OP 8.0

Fart hatte diesmal die Idee, die Reise wie Malle Kegelclub Ausflug zu beginnen und hatte entsprechende Schrottmucke dabei, um diese laut im Taxi zum Flughafen aufzudrehen. Sogleich wurde dies ihm vom Rest untersagt. Kurz darauf waren wir auch schon am Flughafen und wie gewohnt durch geheime Kanäle vor dem Gate mit ein paar kühlen Blonden versorgt.
Die Unterkunft lag auf den ersten Blick recht gut, hatte eine kleine Bar und es gab ein kleines leckeres Frühstück. Wir waren am ersten Abend in Minuten am Meer. Einen Strand gibt es allerdings nicht. Alles ist zugebaut. Restaurants zu Hauf am Meer, aber dazwischen noch eine lärmende Straße. Viele Leute können deutsch und sind freundlich. Von Krise keine Spur: Mitten in der Woche sind alle Läden prall gefüllt.
Am nächsten Tag wandern wir den Hügel hinauf bis in die unspektakuläre Altstadt. Die gesamt Stadt bietet ein ähnliches Bild: Durch Bauwut und Naturkatastrophen wechseln sich einige historische Häuser mit hässlichen Neubauten durcheinander. Es ist schwül und einige von uns haben einen neuen Tick entwickelt: Das Schmierbauchzeigen. Oben auf dem Hügel angekommen frönen gleich drei von uns ihrem neuen Hobby. Zum Glück habe ich gerade nichts gegessen. Anders als in vielen anderen Ländern, gibt es zwar viele Plätze (die manchmal auch als Park bezeichnet werden), jedoch bestehen diese nur aus Stein. Und in so einer Stadt bieten grüne Oasen doch mehr Entspannung. Am Abend wird zünftig getrunken. Wohl zu viel. Irgendwann ist unserer Jüngster weg und wird Opfer eines Raubüberfalls. Zum Glück muss man sagen ist nur das Handy futsch und er trägt nur ein paar kleinere Blessuren davon. Von dieser hässlichen Seite hatte ich Griechenland noch nicht kennengelernt und der nächste Urlaub dorthin ist ja auch schon gebucht.
Am nächsten Tag fahren wir mit einem Mietbulli zum Olymp. Die Götter wollen heut keine Gäste empfangen und so ist leider alles in dicke Wolken gehüllt. Zum Abschluss der kleinen Wanderung fahren wir an den nächsten Strand, der an sich schon recht hässlich ist. Drei mutige gehen ins Wasser. Nach dem Abtrocknen sehen die weißen Handtücher aus, als hätten sie diese nur zum Abputzen einer bestimmten Stelle nach der Notdurft benutzt.
Am nächste Tag fahren wir auf einen der drei Finger der Halbinsel. Hier ist es wieder so schon, wie ich es kannte. An einer Stelle lädt das diesmal klare und saubere Wasser uns. Da einige keine Badehosen dabei haben, ziehen wir halt alle blank. Es entsteht zudem der Begriff „Minusglied“.
Abends haben noch einmal ein richtig geniales Essen und leider müssen wir am nächsten Morgen wieder heim.
Epta Bira
Mανυ

Dienstag, 4. April 2017

Kuba

Urlaub im Freilichtmuseum

Vorgeschichte und Anreise

Zum dritten und wohl letzten Mal machten wir uns im ausgefallenen deutschen Frühling auf den Weg nach Kuba. Nach einer Busrundreise 2008 sollte es nun eine Mietwagenrundreise werden. Wir hatten uns auf eine Reiseroute geeinigt, ich hatte das Buchungsformular ausgefüllt, da ruft mich die Frau vom Reisebüro an und sagte mir, dass die Flüge plötzlich pro Person (!) um 500 Piepen teurer geworden waren. Wir waren kurz davor, dass Ziel zu wechseln. Statt Gabelflug hatten wir nun einen Inlandsflug, einen Tag Verschiebung und „nur“ 40 € pP Mehrkosten. Immerhin konnte ich so noch am Freitagabend zum Fußball gehen.
Am nächsten Morgen ging es dann um kurz nach fünf Richtung Frankfurt. Am Gate wollten wir dann noch etwas essen und trinken, aber in dem gesamten Terminal C gibt es keine Cafés oder ähnliches. Nochmal zur Erinnerung: Wir waren in Frankfurt, dem zweitgrößten Flughafen Europas und nicht etwa in Lemberg. Also mussten wir zum Terminal B – natürlich inklusive Kontrolle. Warum auch immer es die nicht in Terminal C an sich gibt, sondern nur am Gate, ist mir ein Rätsel. Es kam wie es kommen musste: Meine Powerbars machten wohl ein komisches Bild auf dem Röntgenapparat und dann wurde so ein Papierschnipsel durch meinen Rucksack gezogen, der einen Hinweis auf gefährliche Substanzen hatte. (Zugegeben: Der Sack ist ca. 18 Jahre alt und war schon auf mehreren Kontinenten – wer weiß, in was für Zeugs der schon gestanden hat. Meine Frau entschließt sich zu einer Grundreinigung nach der Rückkehr.) Der herbeigerufene Beamte ist indes immer noch nicht da und an der Kontrolleinrichtung befinde nur noch ich mich, da ich meine Frau losgeschickt hatte, die Leute vom Flieger zu informieren, dass es wohl noch etwas dauern könne. Nachdem dann der letzte Aufruf kam und man erneut den Uniformierten angerufen hatte, kam der dann auch gemütlich vorbeigeschlendert. Dann ging es endlich – mit (nicht wegen mir) Verspätung los.
Bei der Ankunft in Varadero am Flughafen stand dann auch ein Fuzzi mit einem Schild „Stephania – Manuel“. Ein Schreibfehler, dachte ich. Der wollte uns nach Varadero bringen. Wir wollten aber nach Havanna. Es stellte sich heraus, dass der Mann tatsächlich auf wen anderes wartete. Nach zwei Stunden waren wir dann auch endlich mit dem richtigen Fahrer im Kolonialhotel angekommen. Und ich wusste, dass ich nachts auf kubanischen Landstraßen nicht sein wollte – was da alles so unbeleuchtet rumeiert…
Das Hotel mit super Lage war schon weit über hundert Jahre alt, die Matratzen allerdings auch. Am zweiten Morgen gibt es kein fließend Wasser. Ein Teil in der Pumpe ist kaputt und wird auch nicht so schnell repariert… Das Personal war auch gut: gleich beim Einchecken las er laut meine Stadt vor: Dortmund? Borussia! Auch später sprachen mich einige auf mein schlichtes T-Shirt mit der Aufschrift Dortmund an. Das war neu. Im Baseball verseuchten Kuba war Fußball bisher ziemlich unbekannt. Und dann auch noch unser Club...

Vom Anfang bis zur Mitte

Zum Frühstück gab es natürlich Eier. Da meine Gattin diesen nicht traute, hatte ich vier. Dann Oldtimertour durch die Hauptstadt: cool. Dann Mittagessen: Ich bestelle mal Hühnchen, damit kann man nix falsch machen. „Huhn ist aus.“ Ok, dann Rind. „Rind ist aus.“ Damit fallen etwa zwei Drittel der Speisekarte aus. Am Abend gibt es kein Huhn und Schwein. Bier ist auch aus (außer Hai-necken – ich trinke doch hier bitte nur kubanisches Bier!). Ok, nehmen wir Cuba Libre. Später kommt plötzlich eine Lieferung Bier. So war das eigentlich immer: irgendwas gibt es nicht. Außer Eier. Die gibt es immer. Die werden locker zu 30 Stück auf der Palette auf dem Fahrrad balanciert oder lose Tüten transportiert.
Gleich am Anfang tauschen wir Geld im Hotel, da wir keine Lust haben, in Schlagen vor Wechselstuben zu stehen und auch heute schon ne Menge Kohle für das Auto brauchen. Später stelle ich fest, dass wir dadurch etwa 50 € verbrannt haben, aber immerhin Zeit gespart.
Am Ende des ersten Tages müssen wir auch schon unseren Mietwagen holen. Der Papierkram selber dauert nicht lange, lediglich das Zurverfügungstellen des Autos dauert schlappe 110 Minuten, da man es erst von was weiß ich wo herfahren muss. Damit liegt die Geschwindigkeit bzw. der Service auf dem Level von Fuerteventura.
Am nächsten Morgen geht es dann auch schon los Richtung Santa Clara über Cienfuegos. In den Städten gibt es do gut wie keine Schilder, die dir helfen könnten, aus der Stadt und dann auch noch in die richtige Richtung zu kommen. Ohne Navi kannst du da einpacken. Genau Adressen kennt unsere Offlinenavigation auch nicht. Unser Zimmer ist einen Block nach Osten und einen nach Süden verrutscht, daher müssen wir etwas länger suchen. Die Privatunterkunft ist wie alle anderen topp: Doppelzimmer, eigenes Bad, zum Glück fast immer mit Kühlschrank, sauber, jeden Morgen gibt es frisches Obst (hier bin ich gegen einiges allergisch, dort vertrage ich alles), frisch gepressten Obstsaft, leider nur Weiß- oder gar nur Milchbrötchen und natürlich Eier. Eigentlich sitzen wir immer draußen. Fensterscheiben gibt es so gut wie nirgends. In der Unterkunft hier handelt es sich ebenfalls um einen Kolonialbau, mit den (nicht nur vom Alter her) dazu passenden Einrichtungsgegenständen.
Abends bestellt meine Frau eine Pizza. Das war ein Fehler. Das konnten die damals schon nicht. Am nächsten Tag fahren wir in das ca. eine Stunde entfernte Remedios und von dort für einige Stündchen ans Meer. Niemals wieder hatten wir so eine Ruhe. Die Sonne ist allerdings deutlich aggressiver als erwartet und etwas liederliches Eincremen verursacht an der ein oder anderen übersehenen Stelle kleinere Verbruzzelungen. Abends besuchen wir noch ein Museum und versuchen (man beachte, dass dieses Wort hauptsächlich aus „suchen“ besteht) etwas zu Essen zu finden. An einer lebhaften Bar bekommen wir ein paar gute Kleinigkeiten zum Bier. Wir wollen noch ein zweites. „Ist aus.“ Cuba Libre tut‘s auch.
An nächsten Morgen fahren wir weiter Richtung Osten und wollen tanken. Da ich mit einem 50 CUC-Schein (1 CUC ist ca. 1 €) bezahle (der einzige, den ich hier bekam), muss ich mich registrieren. Komischerweise zeigt der Bordcomputer unseres MGs über hundert Kilometer mehr Reichweite an als bei der Entgegennahme des Fahrzeugs – Volltanken ist eben nicht gleich Volltanken…
Weiter geht es über die einzige Autobahn des Landes. Warum die so heißt, ist mir ein Rätsel: Neben Eselkarren, Radfahren und Fußgängern gibt es Kreuzungen und Wendemöglichkeiten sowie ordentliche Schlaglöcher.
Gegen Nachmittag erreichen wir dann Camaguey. Wir flanieren durch die Einkaufsstraße. Wie ich feststelle, gibt es mittlerweile auch hier Fitnessstudios, was man vereinzelten Leuten auch ansieht. Es ist heiß. Wie immer. Da unser Mittagessen aus einem Toast und ein paar Keksen Bestand und wir eine kleine Pause machen wollen, kehren wir eine Art Kneipe eine, stillen unseren Durst und bestellen ein paar Häppchen. Mit dem leeren Magen knallt das Bier natürlich doppelt. Da kommt ein Opa herein und will mir Zigarren (natürlich ohne Banderole) verkaufen. Mehr aus Mitleid halte ich ihm 1 CUC hin und hätte gern zwei Stück (bei dem Preis kann es sich nur um Abfall handeln). Der Opa will schon gehen und dreht sich nochmal um, um mir noch eine dritte zu geben. Seine Großzügigkeit (immerhin hat er etwas verschenkt) gepaart mit seiner Armut berührt mich.

Von der Mitte bis in den Osten

Der Vermieter unserer Unterkunft ist tatsächlich ein echter Italiener (warum jemand in diese Richtung auswandert…) und im angeschlossenen Restaurant gibt es dann auch eine richtig gute Pizza. Beim Frühstück lernen wir ein Pärchen aus dem ehemaligen sozialistischen Bruderland kennen. Wir fahren gemeinsam über Bayamo (keine Reise wert) nach Santiago de Cuba. Darauf hatte ich mich schon lange gefreut. Ich hatte das schöner als Havanna in Erinnerung, diesmal empfand ich es anders: Ich zitiere hier den Reiseführer: „Santiago ist anstrengend.“ Ja, es ist laut. Und zwar immer! Bis auf Havanna kräht auch jeden Morgen ein Hahn auf Kuba. Wobei „Morgen“ eher „mitten in der Nacht“ bedeutet, wie jeder weiß, der schon mal auf dem Land übernachtet hat. Auch hier in der Innenstadt. Zur Strafe landen die dann normalerweise auf meinem Teller. Schon erstaunlich, dass Sie die Viecher überhaupt gegen das Knattern der alten Schleudern und Mofas durchsetzen können. Ach ja: Musik ist auch immer laut. Aber davon gab es mir am Abend zu wenig. Am späten Nachmittag sah ich öfter Livemusik, aber nach dem Abendessen nicht (in Havanna war auch das anders). Ich habe extra nicht geschrieben „zum Bier“, denn das wird hier offenbar rund um die Uhr getrunken. Macht auch Sinn: Es ist immer schönes Wetter und außer den paar Leuten in den Läden muss niemand arbeiten. Was mein schönes Bild über Santiago trübte, war das viele Betteln oder das „Anbieten von Diensten“: Eine Bettlerin folgte uns bis in den Laden und wartete dann sogar an der Kasse mit uns. Dafür gibt’s natürlich nix! Und auf dem Hauptplatz geht es etwa so zu: Taxi? Taxi? Taxi? Internet? Taxi? Taxi? Taxi my friend? Taxi? Cigar? Taxi? Taxi? Hola amigo, Taxi? Taxi? Internet? Taxi? Restaurant? Taxi? Taxi? Und jetzt das ganz wieder von vorn. Und wenn du schnell lesen kannst, hast du das auch in dem Tempo gelesen, wie das auf dich einprasselt.
Hier findet einer unserer Höhepunkte der gesamten Reise statt: Wir wollen eine Hafenrundfahrt machen. Wieder so ein lästiger Vogel will uns zunächst günstigere Tickets verkaufen. Immerhin weiß er, wann die Fähre fahren wird (in der Touristeninfo hat man uns 14:00 Uhr genannt, 15:00 war richtig). Man solle an dem Restaurant am Wasser die Tickets kaufen. Das machen wir. Dort fragt man uns, ob wir unsere Pässe dabei hätten. Natürlich nicht. Ob wir unsere Passnummer wüssten. Natürlich nicht. Ok, der Name reicht. Meine Gattin heißt Estefany. Weil die Frau, die das einträgt auch so heißt. Sie freut sich und holt die Kellnerin herbei, denn die heißt auch so.
Bei schnulziger Livemusik warten wir auf die Fähre. Es ist eine Fähre, die zu einer kleinen bewohnten Insel im Hafenbecken fährt und zurück. Ansonsten hat die keinen Zweck. An Bord befinden sich außer uns vier steife Engländer und ansonsten nur Einheimische. Alle haben sich Sprit mitgebracht. Die Musik ist laut genug, dass man nicht in die Versuchung kommt, sich zu unterhalten. Es gibt Importbier. Nein danke! Wir nehmen Rum. Pur natürlich. Cola ist aus. Die Gruppen der Einheimischen mischen sich schnell und man schenkt sich regelmäßig Rum ein. Es wird getanzt. Der olle Kahn befindet sich nach etwa einer Stunde auf dem Rückweg und das lästige Einschenken wird weggelassen und direkt aus der Pulle Rum getrunken. Auch die beiden deutschen Touris sind mittlerweile beim Trinken und Tanzen dabei. Alle haben Spaß. Nach ca. zwei Stunden ist die Party leider vorbei. Das Festland scheint nicht mehr so ganz stabil zu sein und fast verabreden wir uns noch für den Abend. Leider entdecke ich den Club erst am nächsten Tag. Schade. Das wäre die Krönung gewesen. Schnell gehen wir noch was Einkaufen. Der Supermarkt ist direkt gegenüber der Anlegestelle und wir wollten eh eine Droschke für den Heimweg nehmen. Bepackt mit Fusel für den Abend halten wir den ersten Radtaximann an. Er winkt ab. Komisch. Der zweite macht es. Er ist deutlich jünger. Er will fünf Euro (später lernen wir, dass wir für vier bis zur Tür mit einem Auto gebracht werden). Der junge Mann fährt in die falsche Richtung. Dort ist es flacher. Er holt Schwung. Die Steigung nimmt zu. Mir fällt ein, dass wir ja oben auf dem Hügel wohnen. Um eine Kurve muss er uns ziehen. Er legt etwa zwei Drittel des Weges zurück. Eigentlich hat er sich das Geld nicht verdient, aber in Anbetracht der Ströme von Schweiß, die nun an Ihm herunterrinnen irgendwie doch.
In Santiago lernen wir noch ein Pärchen aus der DDR kennen. Mit beiden Paaren verbringen wir den Abend. Unsere Begeisterung über eine Bootsfahrt, die lustig ist, können wir offenbar nicht vermitteln. Am nächsten Tag wollen wir mit einem Bus durch die Stadt fahren. Er ist oben offen. Der Stern knallt. Wir fahren zu einem Kinderpark und zurück. Ok, das war wohl der falsche Bus. Er hat auch nur 25 Cent für beide gekostet. Ein anderer Bus muss es sein. Der kreuzt nach einiger Wartezeit auch auf. Wir fahren zu einem Kinderpark und zurück. Das kostet diesmal etwas mehr. Wir steigen aus und der Busfahrer kommt hinter uns her gelaufen, um uns zu sagen, dass er nun woanders hinfahren würde und das hätten wir ja schließlich gebucht. Wir winken ab. Leider geht es dem Magen meiner Frau nicht so gut. Wir bummeln einfach noch etwas. Meine Gattin entdeckt noch einen Laden für Schläppchen. Der „Laden“ ist etwa so groß wie ein Kinderzimmer hier und dient dort normalerweise als Wohnzimmer, da es sich um ein ganz normales Wohnhaus handelt, auch wenn es mitten in der Fußgängerzone liegt. Während sie ein paar Schuhe anprobiert, kommt ein Anwohner mit einem Schweinekopf vorbei – d.h. herein. Er hält ihr das tote Tierteil vors Gesicht. Ob wir auch noch etwas Suppe wollten? Nein danke, die Sandalen reichen.
Am nächsten Tag fahren wir in den äußersten Osten der Insel. Dort wollen wir etwas Natur genießen. Leider könnten wir unseren gewünschten Ausflug erst am Tag der Abreise machen. Dieser Teil der Reise war daher etwas enttäuschend. Das Beste passiert noch am ersten Abend: wir sitzen zu viert auf der Veranda, als es plötzlich laut wird auf der Straße. Dort hat sich offenbar ein Mopp zusammengerottet, der die Straße entlang zieht. Unser Vermieter klärt auf: Die Leute feiern einfach nur so. Tanzender- und musizierenderweise zieht man um den Block. Man hat einfach nur Spaß. Es vielleicht hundert Eingeborene und EIN Tourist. Wir schließen uns der „Conga“ an. Das dauert etwa eine halbe Stunde und dann gehen plötzlich alle heim. Unglaublich.
Wir legen uns am nächsten Tag an den - laut Reiseführer – „Hausstrand“. Dahin müssen wir allerdings ca. 20 km über eine Schotterpiste fahren. In den drei Stunden dort kommen fünf Leute vorbei, die uns Getränke, Knabbersachen und ein Essen anbieten. Und sie kennen meinen Namen, schließlich habe ich mit beim Verlassen des Autos einem dahergelaufenen Fuzzi vorgestellt. Außer uns sind auf dem kurzen Stück noch zwei andere Paare. Scheinbar jedoch genug, um diese Fragesteller hier zu haben. Nach unserer Rückkehr staunen wir über das Auto unsere neuen Bekannten. Hatte das vorher auch keine Nummernschilder? Der Vermieter sagt, wir sollen unseren Wagen umparken. Warum ist nicht wirklich klar. Vor einer Bank darf man nicht parken? Falsche Fahrtrichtung? Wir gehorchen natürlich. Als die beiden von einem Ausflug wieder kommen, stellt sich heraus, dass die Polizei kurzer Hand die Nummernschilder abgeschraubt hatte. Normalerweise wäre das doch unser Auto gewesen, wo so etwas passiert wäre!? Ich kann ein bisschen mit meinem Spanisch bei der Wache aushelfen. Es kostet „nur“ 30 Euro. Wenigstens können wir gemeinsam am nächsten Morgen losfahren. Tanken müsste ich noch. Erste Tankstelle: Schlange. Aber es gibt noch eine am anderen Ende des Ortes. Dort ist Benzin aus. Ach, es wird schon reichen durchs Gebirge. Als der Bordcomputer allerdings noch 13 km Reichweite anzeigt und die nächste Tanke noch 29 km entfernt ist, fange ich an zu schwitzen. Zum Glück sind wir nicht allein unterwegs. Als wir die Tanke erreichen habe ich schon wieder ca. 60 km Reichweite – daheim klappt das nie mit dem „Mehr-Werden“. Dann der Schock: Benzin ist aus! Die nächste Tankstelle ist in 40 km. Ok, das sollte so gerade eben noch reichen. Die Anspannung steigt trotzdem. Wir erreichen die Tankstelle jedoch problemlos. Allerdings: Ihr wisst schon: Benzin ist aus! Manni hat die gute Idee, den Tankwart zu fragen, ob er nicht vielleicht noch ein Schlückchen im Schlauch und auf dem Boden des Tanks hat. Für fünf Euro hat er noch. Ob das an der Planwirtschaft liegt? Auch wenn es das Benzin mit der Oktanzahl meiner Kindheit ist schaffen wir es noch so gerade eben nach Guantanamo. Den Rest der Strecke mit Schlaglöchern und Schotterpistenabschnitten fahre ich nach dem Erlebnis vom Vortag wie auf Schienen. Nach schlappen sieben Stunden ohne wirkliche Pause (außer den ganz erfolglosen Tankstopps) sind wir AI-Hotel angekommen.

Abschluss und Fazit

AI-Hotel: Kuba erlebt man auf diese Art (mit dem Mietwagen) tatsächlich intensiver. Es ist allerdings anstrengender und ein kleines Abenteuer. Die fünf Tage nichts machen waren daher auch wirklich nötig. Ich habe vier Mal in meinem Leben (mangels Alternative) AI-Urlaube gemacht, dreimal davon auf Kuba. Ich finde das furchtbar: Natürlich gibt es überall auf der Welt Fette (ich rede nicht über ein paar Speckröllchen oder einen Bierbauch), aber in diesen Anlagen trifft man sie geballt: Frauen mit Liegebrüsten (die liegen auf dem Wanst) mit ihren Männern, deren Arme im 45 Grad Winkel vom Körper abstehen, weil sie nicht mehr anliegen können, die auch nur wankenderweise vorwärts kommen, weil auch ihre Beine zu fett sind, um aneinander vorbeizukommen. Die sich dann ihre Teller vollschaufeln, mit Dingen, die ich mir selbst daheim nicht kaufen würde wie Gänseleberpastete und das in einem Land, wo die Leute hungern müssen, finde ich das schon abstoßend.
In den paar Tagen wurde auch das Hotel immer, so dass am letzten Tag der kleine Pool schon etwas milchiges Wasser hatte. Außerdem gab es eine Liegen-Reservier-Mentalität vom allerfeinsten: Am letzten Tag legte ich mich noch mit so einem Fuzzi vom Hotel und einem anderen Gast an, die meinten für EINE Scheintote, die jeden Tag ca. 45 Minuten hier im Schatten schlief ZWEI Liegen reservieren zu müssen, direkt unter dem Schild „Liegen reservieren verboten“. Zur Beruhigung der Patrioten unter euch: Es waren ca. 95 % der Gäste aus Kanada.
Dann war Derby-Tag. Bei uns daheim kann man diese Spiele nur für viel Geld im TV sehen, hier – wie in Brasilien - hatten wir neun Sender und zwei davon zeigten jeweils eine BuLi-Begegnung live! Leider hatten wir vergessen, dass die Zeitumstellung bereits eine Woche vorher war und daher mussten wir in der Halbzeitpause schnell frühstücken, um dann vom sonnigen Balkon das lateinamerikanische Goooooooooooooool zu hören.
Die letzte Nacht mussten wir wegen der komplizierten Flugverbindung nochmals in Havanna verbringen. Wir waren wieder im gleiche Hotel und hatten diesmal das beste Zimmer (riesengroß und deutlich schöner als beim ersten Mal und mit besseren Betten). Der Flug wurde allerdings zwei Stunden nach hinten verschoben. Obwohl das schon vor unserer Ankunft bekannt war, wurden wir dennoch für die alte Flugzeit abgeholt – das hieß annähernd sechs (!) Stunden vor Abflug waren wir am Flughafen. Das Gute daran war, dass wir erst drei Stunden vorher einchecken konnten und es uns daher mit unseren Koffern gemütlich machen konnten. Da das Terminal, wo Condor abfliegt, vor der Check-in etwa so viel Infrastruktur hat wie der Provinzflughafen von Augsburg, hatten wir nur eine Option: Wir setzten uns mit Sack und Pack an die einzige Snackbar vor dem Gebäude und tranken Bier. Etwa 45 Minuten vor dem Check-in schloss jedoch diese auch und verhinderte so, dass wir volltrunken an Bord gehen mussten. Am nächsten Tag waren wir gegen 18:00 ziemlich gerädert daheim. Immerhin hatte ich 30 Minuten Zeit, bis ich ins Stadion musste.
Bier: Es gibt fünf Sorten, einige durchaus trinkbar, aber fürs Reinheitsgebot reicht es nicht – in allen ist Zucker. Hier ist sowieso in allem Zucker, vermutlich auch im Salz.
Autos: Das erste Feuerwehrauto, das wir sahen, war so niedlich, dass man sich gar keine Sorgen mehr machen würde ob des ernsten Auslaufens des selbigen. Die Polizeiwagen haben so einen blauen Fünflitereimer auf dem Dach. Das sieht auch niedlich aus. Ach ja – die Oldtimer. Jeder Fahrer ist ein Bastler. Es gibt sogar welche, die Klimaanlagen haben. Allerdings gibt es so viele alte Schleudern, die so viel Dreck in die Luft pusten… Bei manchen hatte ich das Gefühl, die verbrennen direkt Rohöl. Wenn man sich mal vorstellt, dass vor ca. 50 Jahren Millionen davon auf dem Straßen fuhren und immer noch in der dritten Welt rum fahren, dann wird einem erstmal klar, dass wir mit unseren Bemühung um Mülltrennung usw. niemals genug erreichen werden, wenn wir nicht den ganz großen Dreck dort abschaffen.
Sozialismus: Während des Wartens auf das Auto warteten, erzählte ein Angestellter, dass es doch nicht gut sei, wenn sie viel Geld einnehmen und so noch ein paar neue Wagen anschaffen könnten, das aber anders verteilt werden würde. So sahen wir an einer anderen Stelle eine Kolone nagelneuer Trecker. Du magst ja vom Sozialismus halten, was du willst, aber du solltest das auch verstehen. Warum z.B. gibt es zwei verschiedene Autovermietungen, wenn doch sowieso alles dem Staat, ähm dem Volk gehört? Oder Tankstellenbetreiber? Warum kostet nicht überall die gleiche Ware dasselbe? Also lieber Raul, wenn Sozialismus, dann bitte richtig und nicht so einen Mumpitz.
Internet: Gibt’s nur an manchen Hotspots an irgendwelchen Plätzen, die man daran erkennen kann, dass dort ein Lemming artiges Zusammenrotten stattfinden. Dafür muss man sich vorher Karten kaufen, die dir für eine Stunde in modemartiger Geschwindigkeit das Weltweite Netz eröffnen.
Fahren, Parken und Straßen: Die Straßenverhältnisse stimmen etwa mit der Markgrafenstraße bei uns daheim um die Ecke überein, was uns die ganze Zeit ein Gefühl von Heimat vermittelte. Also teilweise geflickter Asphalt und teilweise tiefe Schlaglöcher, denen man ausweichen muss. Das Fahren ist auch daher so anstrengend, weil man nicht nur auf den Boden sondern auch auf Fahrräder, Pferdekutschen und Fußgänger achten muss, die – vor allem in den Städten – auf den Straßen rumeiern, kreuz und quer und auch mal in deine Richtung kommen. Und wenn du irgendwann mal dein Auto abgestellt hast, musst du auf jeden Fall dafür bezahlen. Davon weißt du zwar vorher meist nichts, aber dafür ist dein Wagen auch am nächsten Tag noch heile. Manchmal musst du auch das Auto einfach nur über die Kreuzung fahren, damit der „Aufpasser“ da so sein Schutzgeld kassiert.
Und sonst: Am Ende am Flughafen regte sich eine Frau auf: „Dieses Land hat meine Geduld schon überstrapaziert.“ Ich sagte darauf: „Da haben Sie aber was falsch gemacht…“ Es hat wirklich Spaß gemacht. Es bereichert dich ungemein. Es ist allerdings kein Erholungsurlaub und du musst wissen, worauf du dich einlässt. Vielleicht komme ich ja doch nochmal wieder…
Euer
Che Manolo