wie es kam...

Tja, irgendwie verlaufen meine Reisen immer katastrophal, was mir den Spitznamen "Dr. Katastrophe" einbrachte. Leider sind nicht mehr alle Reiseberichte vorhanden. In manchen Fällen nur noch ein "Beschwerdebrief"...

kreative (!) Anregungen sind willkommen!

Euer
Dr. K.

Freitag, 12. Oktober 2012

101 Dalmatiener (oder Dalmater ?)

Ein Ausflug durch den Süden Kroatiens

Anreise

Um 9:25 Uhr starteten wir daheim (mein Vater brachte uns) Richtung Flughafen Dortmund. 20 Minuten später waren wir schon unser Gepäck los. Dieser Flughafen ist echt richtig geil! Leider fliegt er ja fast nur noch osteuropäische Städte ohne Meer an.
Im Flieger der erste Schock: die Saftschubse informiert uns darüber, dass wir offenbar durch das Buchen eines Koffers ein Getränk und einen Snack gratis hätten. Geil, aber nicht Doc. K. gemäß...
Keine 2 Stunden später sind wir schon da. Eine Begrüßungs-SMS lässt mich stutzen: "Willkommen in Österreich". Ich vergewissere mich kurz, dass wir nicht auch 100 Jahre zurück in die gute alte KuK-Zeit gereist sind. Nein, es ist 2012.
Apropos gute alte Zeit: der kroatische 50-Kuna-Schein sieht aus wie der gute alte 10-Mark-Schein (der vor Gauß). Aber es kommt später noch besser!*
Da warten wir schon auf unser Auto. Ein Susuki wasauchimmer macht einen guten Eindruck. Aber die beruhigende Nachricht: "ihr Auto muss bei 15.000 km zur Inspektion. Kilometerstand: 14.819. Haben die gedacht, wir übernachten am Flughafen und fahren nur in den Supermarkt mit der Schleuder???
Später gelingt es mir, die Vögel davon zu überzeugen, dass auch ein paar hundert km mehr den Braten nicht fett machen. Wir können die Mühle (die recht bequem war) behalten.

Der Süden

Die Wettervorhersage daheim wurde offenbar von Stümpern gemacht: von wegen 20 Grad und Wolken oder gar Regen: strahlend blauer Himmel, angenehm warm. Und bei diesem Wetter fahren wir die Küste runter. Es ist erstaunlich grün und ein Dörfchen netter als das andere. Schon die Rahmenbedingungen lassen ein richtiges Urlaubsgefühl entstehen. Das Fahren ist in aller Regel entspannt, es gibt wenig Verkehr. Natürlich, wenn man auf den engen kurvigen Straßen irgendeine Schnarchnase oder Schissbuxe oder einen LKW vor sich hat, kann man einpacken.
Wir erreichen das im Reiseführer angekündigte Wellblechhäuschen und sind nach zügiger Passkontrolle in Bosnien und Herzegowina (BiH). Die Straße ist erst mal Schrott. Naja, da es sich nur um einen 8 km breiten Streifen handelt, ist uns das egal (Straße wird aber besser). Unser Ziel ist das von ca. 5.000 Seelen bewohnte Dörfchen Neum. Ist schon ein klein wenig runtergekommener als das bald EU-beitretende Kroatien.
Die Suche unserer Unterkunft wird das erste kleine Abenteuer: zunächst mal bin ich zu dusselig, irgendwelche Navi-Karten aus dem Web runterzuladen. Also haben wir uns mit Gugl.Mäps-Karten versorgt. Allerdings bringen die in BiH herzlich wenig (kannst ja mal versuchen IRGENDEINE Route in BiH zu berechnen, zB nach Sarajevo - nur in Nordkorea gibt es weniger Infos).
Also sag ich mit dem Ausdruck (auf dem unser Apartment im Wasser liegen müsste) zu meiner Frau, guck mal, ob du hier einen siehst, den man fragen könnte, während ich hier wende.
Schwupps war sie weg und ich fand eine Frau, die nur den Namen der Unterkunft verstand. Bevor Steffi wieder auftauchte war die Dame mit einem Telefon und ihrem Sohn zur Stelle. Der Junge stieg ein und dirigierte mich zum Ziel, während ich mir Sorgen um meine Frau machte. Keine 10 Minuten später war ich allerdings mit dem Knaben zurück, um Steffi vorzufinden, die sich beim unserem Anblick kaputtlachte. Wie sich später rausstellte, war die Tante an der Rezeption die Cousine des Jungen. Die konnte auch englisch. Alle anderen Gäste waren Polen. Das Zimmer war sauber und der Balkon mehr als doppelt so groß wie unser daheim. 9 TV-Sender (mindestens die Hälfte polnisch) bescherten uns das Glück, kein Fußball sehen zu müssen.
Der Ausblick war der Hammer: ich fühlte mich immer wieder an einen kanadischen See erinnert (Neum liegt so in einer Bucht, dass man das offene Meer nicht sehen kann, auf der gegenüberliegenden Seite wir der "See" von grünen, bewaldeten Hügeln eingerahmt. Das klare Meer ist hier auch sehr kalt, weil es nach 3-5 Metern steil abfällt.
*Die Währung hier heißt "Marka" und besteht aus 100 "Feniga" und ist an die gute alte D-Mark gekoppelt (wer also nach über 10 Jahren immer noch "das sind ja soundsoviel Mark" labert, sollte am besten hierhin auswandern!
Im Hotel rechnet die Dame auch korrekt mit 1,955 um, so dass es egal ist, "in was" wir bezahlen. Als ich nachher im Supermarkt das auch erwarte, zahle ich 5 Euro Lehrgeld. Bei der Abreise bin ich schlauer: ich tanke und will natürlich mit der Kreditkarte zahlen. Das geht angeblich nicht. Ok, wie viel € denn? Und da kommt mir der Tankwart mit noch mieserem Kurs. Und wie heißt es so schön: Gier kann ein mächtiger Verbündeter sein. Ok sag ich, da muss ich zum Automaten. Und siehe da, die Kreditkartenmaschine geht doch!
Wir besichtigen noch

  • Dubrovnik: überall zu recht gelobt, daher auch recht voll, worunter natürlich etwas das Flair leidet;
  • Ston: angeblich mal die längste Mauer nach der chinesischen, Ort selber besteht aus 2 Teilen, beide sehr schön, der eine sieht von oben aus wie eine römische Siedlung und
  • die Halbinsel, wo wir an einer schönen Bucht am Strand ins klare Wasser gehen.

Der Norden

Wir wollten eigentlich den gleichen Weg (an der Küsten) zurück nehmen, weil's da n geilen See gab, folgten jedoch den Schildern mit dem Ergebnis, dass wir durchs Hinterland zur Autobahn gelangten. Auf den 100 km „kreuzten“ keine zehn (!) Autos unseren Weg. Und an Gebühren fielen sagenhafte 5 € an.
Von Split waren wir etwas enttäuscht: dafür, dass es die zweitgrößte kroatische Stadt ist, ist das historische Zentrum doch eher klein und der Diokletian Palast nur noch Ruinen.
Hier gab's dann auch den ersten Markt mit u.a. (BVB-)Trikots (na klar Peresic, aber auch Götze und Reus). Wir fahren also weiter, ohne im Cafe "Mösschen" einzukehren... Sibenik dagegen fanden wir sehr schön.
Abends waren in unserem Ziel Zadar angekommen. Die Unterkunft war zwar am Stadtrand, dafür ganz in der Nähe, ein Bushaltestelle und zum Strand nur den Berg runter. Zadars Altstadt (netter weise von den befreienden Alliierten teilweise kaputtgebombt) ist trotz allem echt schön und liegt auf einer Halbinsel.
Wir buchen einen Ganztagesschiffsausflug durch den Insel-Nationalpark "Kornati". Es fängt (trotz dass wir den Tag mit dem meisten Wind gewählt haben) schön an: der erste Stopp erinnert leicht an die Karibik, wir kommen vorbei an schönen Inselchen und machen einen längeren Stopp auf einer Insel mit See. Danach wir das Wetter immer mieser. Eine angekündigte Reiseleitung gibt es nicht. Alles entwickelt sich Richtung Flopp. Aber die Rettung: im Preis inbegriffen: ein Sandwich zum Frühstück, ein Mittagessen und Wein. Da nach fast 50 Minuten morgens immer noch keine feste Nahrung in Sicht ist, nehmen wir uns um 9:20 Uhr den ersten Wein (mein persönlicher Rekord). Es gibt dann endlich das Sandwich und ein zweiten Wein zzgl. Schnaps zum runterspülen. Pause. Beim Mittag lernen wir 3 Jungs aus Dresden kennen und haben Spaß mit denen. Der Wein muss ja weg. 4 Pullen später legen wir noch mal in einem Ort an, keiner weiß, was wir da sollen. Also nutzen wir die Gelegenheit, nach all dem Weißwein ein leckeres Pils für faire 2 € für den halben Liter zu genießen. Auf dem Schiffs gibt's für die letzte Etappe noch ne letzte Flasche Wein, bevor wir endlich wieder in Zadar ankommen. Ein Pils am Kai, eins aufm Volksplatz und wir haben die Lampen an. Wir steigen in den falschen Bus und machen eine unfreiwillige Stadtrundfahrt. Aber bald drauf kommen wir sicher daheim an...
Am nächsten Tag ist komisches Wetter: nur grau, aber es wird der wärmste Tag. Wir besichtigen einen Nationalpark, der ein internationales Klettermekka ist. Ich hatte auch mal daran gedacht, das zu lernen, aber jetzt nicht mehr: das erste, was ich wahrnehme: es ist furchtbar laut (zur Erinnerung: wir sind in einem Nationalpark = Natur), durch die Schlucht wird das Echo noch verstärkt. Alle brüllen irgendwas rum. Meine zweite Wahrnehmung (obwohl ich niemandem näher als 5 m komme) ist der Gestank von Schweiß. Als wir die stinkenden Schreier hinter uns gelassen haben, ist es richtig toll...

Die Mitte

Wir verbringen unsere letzte Etappe in Trogir. Der sogenannten „Museumsstadt“. Der Altstadtkern liegt auf einem Inselchen im (natürlichen, sogenannten) Trogir-Kanal. Unser "Apartmani" liegt ansonsten in einer gammeligen Gegend: es ist in einem gepflegten Haus mit vielleicht 6 oder 8 anderen Appartements, daneben eine kleine Villa, daneben ein Haus, das direkt nach der Fertigstellung in den Zustand "intakte Ruine" übergegangen ist und zu unserem Entsetzten hausen in der Bruchbude Leute. In der Wohnung unserer Vermieter riecht es nach Katzenfutter. Die Vermieterin kommt mit und zeigt uns die Räumlichkeiten. Dabei stelle ich fest, dass sie auch nach Katzenfutter riecht.
Obwohl sie eher in die Kategorie "Assel" einzusortieren ist, ist die Unterkunft ganz nett, wenn auch die schwächste der 3, mit schönem Blick auf Trogir, dem Meer und den dahinterliegenden Bergen. Außerdem handelt es sich wohl um Hundefutter.
Am vorletzten Tag (bzw. in der Nacht davor) gibt es ein Gewitter, das ich daheim schon seit Jahren nicht mehr erlebt habe. Es schüttet bis morgens. Um 10:00 ist es noch frisch, eine halbe Stunde später heiß. Am Abend gehen wir essen. Entweder wurden wir beim Wechselgeld beschissen oder ich habe versehentlich 16 Euro Trinkgeld gegeben. Das lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren. Ich ärgere mich kurz und verbuche es unter "Doc. K.'s Reisespesen".
Wir sind am Abreisetag weniger als 20 Minuten am Flughafen. Der Flieger hat Verspätung. Wieder gibt’s einen Snack und ein Getränk gratis. Nach kurzer Flugzeit kommen schon Wolken und nach einem scheinbar endlosen Sinkflug taucht wie aus dem Nichts der heimische Flughafen auf. Wohl auch so Empfunden für den Piloten: kurz vor dem Boden starten wir durch – zu spät runtergekommen. Kurz danach landen wir. Es regnet Bindfäden. Wir sind zu Hause!

Fazit

  • Die Saison ist Ende September unverständlicher weise (!) vorbei. D.h. alles ist deutlich leerer (egal ob in den Straßen oder am Strand, überall) als in der Hauptsaison und auch leicht günstiger. Einige Läden haben schon zu gemacht, alles ist recht entspannt und das Wetter war perfekt (jeden Tag so ca. 27 Grad)!
  • In Kroatien gibt’s Pfand. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein großer Fan davon bin. Es ist hier auf alles (!) Pfand. Nicht so dämlich wie bei uns, wo ich mich jedes Mal frage, warum zum Geier da nun kein Pfand drauf ist. Also da ist auf einem Jogurt-Drink ist da genauso Pfand drauf wie auf einer Schnapspulle. Allerdings gestaltet sich das abgeben also nahezu unmöglich: die kleinen Läden nehmen das grundsätzlich nicht. Nachdem wir in 5 gefragt hatten, haben wir die Schnauze voll. Erst recht, nachdem wir endlich einen großen gefunden haben: Rückgabe nur morgens. Keine Ahnung, was die geraucht haben, um sich das auszudenken…
  • Das Preisniveau ist leicht (!) unter unserem. Man darf nur nicht den Fehler machen, zum Essen eine Koka zu trinken: 0,25 l kosten mindestens so viel wie 0,5 l Bier! Essen gehen an sich ist auch etwas günstiger, dafür bekommt man allerdings ordentliche Portionen und immer (!) gute Bedienung.
  • Sowieso fanden wir die Kroaten extrem freundlich, viele können sogar deutsch.
  • Bier im Supermarkt gibt es in handlichen 2-Liter-Flaschen.

=> Ein rundum gelungener Urlaub, überhaupt nicht Doc. K.-like, für alle nur zu empfehlen!!!