wie es kam...

Tja, irgendwie verlaufen meine Reisen immer katastrophal, was mir den Spitznamen "Dr. Katastrophe" einbrachte. Leider sind nicht mehr alle Reiseberichte vorhanden. In manchen Fällen nur noch ein "Beschwerdebrief"...

kreative (!) Anregungen sind willkommen!

Euer
Dr. K.

Sonntag, 3. Juli 2016

Purtugal alé

Das kannst du vergessen!

Vorgeschichte
Die fällt diesmal kurz aus: Eigentlich war unser Herbsturlaub jetzt geplant, aber wir dachten, dass am Atlantik im Juli nicht ganz so heiß ist und es daher mehr Sinn macht, jetzt nach Portugal zu fahren. Die Idee stellte sich später als zumindest teilweiser Irrtum heraus.

Der Beginn (Lissabon)
Wir wollten schon länger hier mal hin, waren wir doch beide schon hier nur nicht gemeinsam. Trotz aktueller Karten wurde uns schnell klar, dass wir uns hier nicht hundertprozentig auf unser Navi verlassen können. Manche Straßen waren niemals befahrbar (zumindest seit es Navis gibt). Unsere Unterkunft war super, allerdings durfte man dort in der Woche nicht parken. Pro Nacht mussten stolze 18,50 Euro berappt werden und die Parkgarage musste man erstmal finden. Autofahren macht in Lissabon auch nicht wirklich Spaß. Alles andere schon! Und überall anders im Land macht auch das Autofahren Spaß.
Wir kamen am Samstagnachmittag an. Kurz die wichtigsten Sachen besorgt und dann hatten wir plötzlich Zeitnot: An dem Abend spielten Deutschland – Italien. Ich hatte mir vorher bei Gugl unsere Gegend angesehen und nach möglichen Lokalitäten geschaut. Meine Vorbereitung war ausgezeichnet. Nach ein paar Straßen kamen wir in besagte und nahmen gleich ob der fortgeschrittenen Zeit das allererste Restaurant, in dem auch ein Fernseher hing. Trotz meines 54er Deutschland-Retroshirts und der Minifahne meiner Frau fragte man uns wegen unseres unarischen Aussehens, für wen wir den seien. Nebenan war eine internationale Reisegruppe mit einem Italiener, die dementsprechend alle für selbige. Ich habe keine Idee, wie der Wirt seine Getränke plante. Auf alle Fälle schlecht. Wir bestellten ein „Super Bock“, danach wollten wir das mal in dunkel probieren. Das ging noch. Die folgenden Biere waren alle unterschiedlich. Was er hätte, wäre nicht kalt genug. Er verschwand aus dem Restaurant und kam mit zwei kalten Pullen wieder. Das wiederholte sich noch zwei Mal. Jedes Bier (alle unterschiedlich) kostete am Ende 2 €. Nach dem wohl schlechtesten Elfmeterschießen der EM hatte uns die Mutti des Hauses schon ins Herz geschlossen. Wir brauchten Schnaps! Den gab‘s sogar aufs Haus. Auf dem Heimweg führte ich uns im Siegestaumel in eine Kneipenstraße, wo auch noch die Hölle los war. Wir stoppten noch ein einigen Läden, um weitere Getränke zu konsumieren, bis wir lustig heimkamen. Ein zünftiger Auftakt!
Am nächsten Tag laufen wir die Stadt ab. Unter anderem besichtigen wir die Burg. Der Boden dort (also die Steinplatten) sind über die vielen Jahre so glatt geworden, dass ich mehrmals fast den Adler mache.
Nicht nur die Brücke, über die man die Stadt nach Süden verlassen kann, erinnert an San Francisco sondern auch die „Hügel“. Irgendwann steigen wir auch in die berühmte Linie 28. Das Wetter ist traumhaft und so schwitzen wir in der uralten Bahn, denn auch Wind geht kaum. Die Bahn ächzt einen weiteren Hügel hinauf und plötzlich geht nichts mehr. Ein Auto – zwar ordnungsgemäß geparkt – ist zu lang und ragt zu weit in die Straße und somit wenige Zentimeter in die Fahrbahn hinein. Mittlerweile steht die nächste Bahn ebenfalls hinter uns. Wir verlassen das alte Dingen und steigen in ein Tuk Tuk (ja, das gibt es tatsächlich in Westeuropa) und lassen uns heimfahren. Das macht richtig Spaß! Am nächsten Tag fühlen sich meine Beine wie Beton an. Wir fahren in das schöne Viertel Belem, wo es einiges zu besichtigen gibt. Das Wetter ist grau und windig. Der einzige schlechte Tag!
Es geht weiter über ein paar kleine mittelalterliche Dörfer zu einer Zwischenübernachtung in Beja. Im Restaurant nebenan lassen wir es krachen: Ich bestelle Lamm, meine Frau Schweinefilet. Dazu eine Flasche Wein, zum Abschluss einen einheimischen Schnaps aus dem Reiseführer, der angenehm runter brennt und hier etwa ein „Doppelter“ wäre. Dann kommt die Rechnung: 27,40 Euro. Als wir abreisen, vergisst meine Frau ihre kurz zuvor gekauften Sandalen. Dazu später mehr.

Die Algarve
Am nächsten Tag erreichen wir nach einem kleinen Zwischenstopp die Algarve. Dort verbringen wir eine Woche (kürzer konnte man nicht mieten). Die Anforderungen an unsere Unterkunft sind eigentlich immer die gleiche: Küche, Balkon oder Terrasse und gute Lage. Und bei diesem Aufenthalt auch noch bitte mit Pool. Da dünnt sich die Auswahl schnell aus. Unsere Wahl fällt auf Vilamoura. Das heißt auch noch „Old Village“, dabei ist der ganze Komplex bestimmt nicht mal so alt wie ich. Der Ort entpuppt sich so ein Bisschen wie England nur mit schönem Wetter. Die Gäste sind zu ca. 85% Briten, entsprechend wird man von allen Leuten auch nur englisch angesprochen – egal ob von den Gästen oder vom Personal. Unsere Terrasse ist in diesem Falle der Durchgang zwischen zwei Wohneinheiten. Als wir uns das erste Mal den Pool ansehen wollen – es gibt drei Stück davon – finden wir bei zweien nicht eine einzige freie Liege. Nicht dass überall Leute wären, aber Handtücher. Ansonsten ist die Anlage sehr gepflegt und wir fühlen uns wohl.
Das Vergessen (1. Teil, 1. Fortsetzung) der Schläppchen fällt erst nach ein paar Tagen auf. Natürlich kann man das Hotel nicht erreichen. Wir haben nur noch zwei Nächte und ich frage an der Rezeption, ob man so freundlich wäre, das für uns nachsenden zu lassen. Allerdings lieber in die nächste Unterkunft, das erschien mir sicherer.
Man kann bequem in das kleine Örtchen laufen, wo wir das verabschieden der Deutschen aus dem laufenden Turnier mit einem Pärchen aus Düsseldorf verfolgen. Sie fliegen am nächsten Tag heim. Er hat offenbar mächtig Spaß, endlich mal mit jemandem ein paar Humpen zu nehmen, bis seine Frau anfängt an ihm rumzuzerren, dass man doch irgendwann aufbrechen sollte.
In selbiger Kneipe finden wir uns ein paar Tage später erneut ein, um das Finale zu sehen. Es ist natürlich kein Platz mehr. Aber von draußen kann man genauso gut zusehen. Ich gehe schnell noch in der Supermarkt um mir die letzten sieben Büchsen Pils zu besorgen (Super Bock und leider Heineken, mehr gab es nicht), die gemeinsam sehr schön die Landesfarben bilden. Ich kann sogar einen Stuhl von drinnen ergattern. Wir sind nicht die einzigen draußen. Schnell werden mir von unserer Nachbarin Erdnüsse angeboten. Wir singen schließlich mit: „Purtugal ale, Purtugal ale!“ Mit ihr und der halben Kneipe umarmen wir uns nach „unserem“ Sieg (immerhin hat schwarz-gelber gewonnen).
Wir haben eine Woche und besichtigen die meisten Städtchen hier unten. Bei der berühmten Fliesenkirche haben wir kein Glück, denn die Kirche macht Mittagspause. Ansonsten sind die Orte alle ähnlich und alle ganz nett zum Bummeln, Essen usw. Den Nachmittag lassen wir in der Regel am Pool ausklingen, denn es ist heiß. Ab 35 Grad oder schon ab 30 pack es die Klimaanlage im Auto nicht mehr wirklich. Wir sind ja jetzt nach Portugal gefahren, weil wir beide in Erinnerung hatten, dass es hier etwas frischer ist, wegen des Atlantiks und des Windes. Es ist - wie wir feststellen - nur teilweise richtig: Scheinbar verläuft eine Art Klimazone etwas weiter westlich von hier. Bei unserem Ausflug zum Kap starten wir wie immer bei 36 Grad. Am Kap (ca. 1 Std. entfernt) sind es tatsächlich nur 21. Am nächsten Tag fahren wir nur 30 km in die Richtung und auch dort sind es acht Grad weniger.
Den letzten Tag an der Algarve wollen mal nur am Pool genießen. Plötzlich bekomme ich eine Nachricht „Wir heißen Sie gleich willkommen!“ Wie jetzt? Ich liege doch noch in meiner Badehose hier rum und habe doch noch eine Nacht. Bei der Buchung war mir tatsächlich eine Tagesverschiebung unterlaufen. Jetzt musste ich mir schnell was einfallen lassen. Natürlich hatte das andere Hotel keine freie Kapazität mehr, wenn wir das ganze um einen Tag verschieben. Auch diese Unterkunft kann man nicht erreichen. Über die Bucking Seite kann ich das noch regeln. Nachdem ich einen Anruf aus den Niederlanden erhalte, sind wir erleichtert, denn man erlässt uns die Stornierungsgebühren. Wir finden einen Ersatz in Milfontes, einem ziemlich unbekannten Ort. Kein Reiseführer nennt oder kennt den, aber doch einige Touristen. Der Ort ist ganz nett und es ist tagsüber immer noch heiß. Abends wird es allerdings richtig kalt.

Der letzte Tag
Programm heute: drei Stunden Autofahrt nach Lissabon; dann die Schläppchen abholen (denn sie wurden ja dahin gesandt, wohin wir gar nicht fuhren); ein kurzer Stopp bei „Boca do Inferno“; dann ein Besuch von „Quinta da Regaleira“ eine Art Disneyland des vergangen Jahrhunderts; dann Auto abgeben – hört sich mehr an als es sein sollte. Eigentlich.
Nach ca. einer Stunde fällt meiner Frau auf, dass unsere Jacken noch in Milfontes hängen (Vergessen 2. Teil). Eine Umkehr würde das Programm vernichten. Später daheim bekommen wir das für 36 Piepen nachgesandt. Das war trotzdem die richtige Entscheidung.
Kurz vor Lissabon ist dann Stau. Wie bereits erwähnt, mach hier das Fahren keinen Spaß. Irgendwann kommen wir dann bei der Unterkunft an, bei der ja nun nicht waren (Vergessen 1. Teil, 2. Fortsetzung). Der hat aber die Sandalen gar nicht. Der hat nur den klassischen Abholschein von der Post. Also fahren wir in das kleine Örtchen. Und nach etwas Rumsuchen finden wir auch die Post. Für unter sieben Piepen hätten wir keine neuen Schuhe bekommen. In Summe haben wir nun schon zwei Stunden verloren und unser Magen knurrt. Wir finden tatsächlich nichts, wo man sich etwas auf die Hand nehmen kann (von manchen Sachen haben wir die Nase voll), auch am „Boca“ gibt es nur Weißbrotzeugs. An einem Einkaufszentrum hoffen wir auf die Möglichkeit, dort was zu finden. Allerdings sieht es dort nicht aus wie an einem Freitagnachmittag sondern eher wie in einem Endzeitfilm (fast ausgestorben). Der Besuch in den Lustgärten belohnt etwas die Strapazen.
So, jetzt noch das Auto wegbringen. Erst die Koffer abliefern und einchecken. Den Shuttleservice zum Flughafen, weswegen ich diese Butze gebucht hatte, gibt es nur morgens. Die Autovermietung liegt irgendwo im Industriegebiet am Flughafen. Nicht leicht zu finden. Nachdem wir das Auto verlassen haben, steht eine Nettoreisezeit von ca. acht Stunden zu Buche, etwa das Doppelte wie geplant. Ob man mir eben ein Taxi rufen könne, denn zum Flughafen brauchen wir jetzt nicht. „Haben Sie eine Telefonnummer?“ Keine Ahnung, auf welchem Mond der groß geworden ist. Ok, vergessen wir das und lassen uns zum Flughafen bringen. Die Schlange am Taxistand ist megalang. Also laufen wir los, bis wir ein Taxi finden. Die Fahrt ist kurz und kostet keine fünf Mäuse. In dem „Nobelhotel“ gibt es natürlich keinen Außenbereich. Verständlicherweise, denn die meisten kommen her, um portugiesische Klimaanlagenluft zu atmen, statt ein Pils in der Sonne zu trinken. Zum Glück finden wir noch einen Laden, wo eiskaltes Bier und ein paar Tapas für kleines Geld gibt.
Am nächsten Morgen in aller Frühe geht es heim.

Fazit
Ein super Urlaub. Sehr erholsam, wobei nur der letzte Tag etwas aus dem Rahmen fiel. Land und Leute sind sympathisch, ebenso das Wetter. Die Menschen sind freundlich und entspannt, das Bier ist lecker. Zu sehen gibt es eine Menge, allerdings ist alles etwas kleiner. Wenn man nicht in irgendwelchen Tourihochburgen rumrennt, ist es auch recht günstig. Es war bestimmt nicht unser letzter Besuch hier. Mein nächster steht ja schon an.