wie es kam...

Tja, irgendwie verlaufen meine Reisen immer katastrophal, was mir den Spitznamen "Dr. Katastrophe" einbrachte. Leider sind nicht mehr alle Reiseberichte vorhanden. In manchen Fällen nur noch ein "Beschwerdebrief"...

kreative (!) Anregungen sind willkommen!

Euer
Dr. K.

Mittwoch, 23. Mai 2012

Hell-S(t)inki

Zur Vorgeschichte:

Die Planung:
Wir hatten uns überlegt, gemeinsam wegzufahren. Ein gemeinsames Ziel zu finden gestaltete sich weniger schwierig, als erwartet. In Helsinki war noch nie einer von uns und auch keine unserer Frauen hatte das auf den vorderen Plätzen der Wunschliste. Den Termin zu finden war etwas schwieriger, aber auch das ging eigentlich. Dass wir im Endeffekt wirklich alle 5 unter einen Hut bekamen, ist trotzdem schon ein kleines Wunder. Wir gaben dem Trip anlässlich des Datums und der Teilnehmer den Codenamen "Pimmelfahrt".

Die Vorwoche:
Am Donnerstag bekam ich eine Erkältung.
Am Freitag ging‘s in die Hauptstadt. Da wurd schon mal kräftig gefeiert, getrunken und gesungen.
Am Samstag wurde dem "Münchner Schickeriapack" die Lederhosen ausgezogen. Und die hatten 5 Stück übereinander, die auch alle ausgezogen werden mussten. Mindestens einen Liter Bier hab ich durch die Luft geworfen und mindestens genauso viel landete auf meinen Klamotten. Das dies meiner Gesundheit nicht gut tun würde, war klar. Das Adrenalin strömte durch meine Adern und alles war gut. Bis Sonntagabend.
Am Montag suchte ich den Arzt auf. Sofort AU. Pimmelfahrt stand auf Messers Schneide. 2 Tage Antibios und liegen machten es dann dennoch möglich.
Am Mittwoch ging‘s nach Helsinki. Noch vor Düsseldorf war das Niveau im St(F)urzflug fast auf Null. Der Flieger war nicht mal halbvoll.
In Helsinki am Flughafen kauften wir zunächst zu lang gültige 3 Tageskarten. Naja, Geldverbrennung war dann eben so. Wenn wir da schon die Preise gekannt hätten, wären wir evtl. "vorsichtiger" gewesen: ein Bier 6,20 €, ein Baguette bei Subways 10 Piepen, ein belegtes Baguettbrötchen im Café 8 Mäuse und ein gutes Essen (eher ein Rentierdöner) inkl. Getränk 25 €. Bei allerdings meistens mieserem Service und niemals abgeputzten Tischen. Eine große Flasche Wasser kostet VIER € inkl. Flaschenpfand 40 Cent. Naja, die Pfandpiraten wollen ja auch leben! Allerdings: ein Pfund Kaffee gibt’s für 1,77 €!
Die Vegetation hängt hier locker einen Monat hinterher. Nur wenig ist grün.

Dass das Niveau noch weiter sinken schnell (!) konnte, ist dieser Sprache zu verdanken. Die Wörter sehen aus, als ob einem das Scrabbelspiel runtergefallen wäre. Es gibt auch lustige Wörter wie "klo" und "pussi", die eine völlig andere Bedeutung haben, als daheim. Im Hostel haben wir ein langgezogenes 5er Zimmer mit folgender Aufstellung: Fart - Snorre - MedWurst (Dr. der Furzologie) - Duracell (läuft länger als jeder andere auf Vollgas) – ich

Dann unser erstes Essen im T-Shirt auf dem Markt. Die Innenstadt ist schön. Die Architektur doch mit erstaunlich viel Jugendstil. Dabei muss man wissen, dass Helsinki eine sehr junge Stadt ist (um die 450 Jahre).

Wir sind alle etwas kaputt und schlummern weg. Am nächsten Morgen pennen alle etwas länger. Bis auf Duracell. Der hat schon ne Runde um Block gedreht, als wir alle noch dösen.

Wie geplant buchen wir eine Fähre am nächsten Tag nach Tallinn. Wir besuchen jedoch zunächst eine Festungsinsel vor der Stadt. Starker Nebel. Das Wetter wird mieser: Immer kälter und dazu gesellt sich immer wieder mal ein Schauer. Zu Hause ist es super. Meine Laune wird schlechter.
Mitten in der Stadt gibt es eine Kirche, die IN einen Felsen gebaut wurde. Wir erreichten diese um 17:0x Uhr, wobei x eine seeehr kleine Zahl ist. Um 17:00 Uhr wurde die geschlossen. Grrr. Aber von außen war‘s auch ganz schön.

Abends sind wir wieder alle kaputt. Alle liegen. Nur Duracell nicht. Er steht neben meinem Bett und klatscht. Wir sind froh, dass wir ihm das Becken weggenommen haben.

Da die Fährticketverkaufstante einen Fehler machte, nehmen wir die Fähre um 8:00 Uhr. Keine 2 Stunden später sind wir in Tallinn. Der Wind ist übel. Ich bin entzückt über die estnische Hauptstadt. Es ist ein bisschen wie im Freiluftmuseum rauflaufen und essen. Wir reservieren gleich zum Mittag und Abendessen einen Tisch. Es wird Völlerei. An den meisten Stellen geben sich die Einheimischen richtig Mühe, das Gefühl zu bestärken: wir essen in der "alten Hanse" zu Mittag. Da mein Frühstück aus einem Jogurt, einer halben Tüte Chips und 2 Pancakes bestand und es nach 14:00 Uhr ist, knallt das Honigbier richtig rein. Meine Mitreisenden werden ähnlich lustig. Das Essen ist super. Das Gewürzbier gibt schon fast den Rest. Nach dem Absacker eiern wir knülle am Nachmittag durch die Stadt. Das Wetter wird immer besser. Leider ist es preislich so wie daheim. Kreuzfahrer (also nicht die mit den Schwertern) kommen hier her, dann St. Petersburg, dann Helsinki. Das treibt die Preise. Kaviar im Supermarkt gibt’s jedoch für 1,07 €.
Für gewöhnlich nehme ich ja irgendeinen Fusel mit. Also will ich am nächsten Tag im Supermarkt in die Spritecke. Die ist aber mit einem rot-weißem Band abgesperrt. Mit meinen eingerosteten Russischkenntnissen finde ich heraus, dass diese "Abteilung" erst um 10:00 Uhr geöffnet wird. Scheinbar will man nicht schon morgens Besoffene haben. Während ich da versuche, etwas Lokales zu finden, kommen 6 oder 7 Leute und holen sich Stoff. Nur einer davon war nicht im Rentenalter. Schon krass: man sieht, dass was man aus den Reportagen kennt. Ich frage eine Oma nach dem Inhalt von ein paar Pullen. Auch erstaunlich: wenn ich im Laden oder sonst wo wen anspreche, es sind immer Russen, obwohl das ja nur jeder 4. Sein dürfte.
Es gibt hier lustige Souvenirs: Streichhölzer mit Obama, Merkel, … und krasserweise auch mit Anton H.!
Wir machen eine kostenlose zweistündige Stadtführung mit einer Studentin, die mehr Trinkgeld bekommt, als z.B. ein mitgereister Arzt in der Zeit verdient.
Das Wetter ist richtig gut, die Mehrheit meiner Mitreisenden bekommt ein rotes Gesicht.

Wieder zurück in Helsinki ändern wir die Aufstellung: MedWurst und ich tauschen die Position, damit die Verwesung direkt am Fenster liegt, das hält zudem jegliche Insekten ab - von denen wir im Übrigen wenig sehen. Außerdem bin ich näher an Snorre und kann so mehr finnische Bäume retten.

Von der Fähre haben wir einen Karton Pils mitgenommen. Abendessen gibt’s eigentlich nicht. Und wie Snorre ja richtig anmerkt: "7 Pils sind auch ein Schnitzel". Die Dosen wirken also zügig. Wir brechen jedoch zu spät auf, um zum Sonnenuntergang am Kaffee im Park zu sein. Es ist trotzdem herrlich dort. Langsam dämmert es und die Lichter der Stadt am anderen Ufer machen es romantisch. MedWurst hat gut recherchiert.

Fazit:
- Ein teurer Trip, was die Nebenkosten angeht.
- Kein lästiges Geldwechseln in den beiden Ländern.
- 2 Tage später wären perfekt gewesen.

- Für jede Stadt hätten wir mindestens einen Tag länger gewollt bzw. gebraucht.
Schon schade, dass es zu Ende geht. Ich freue mich auf den nächsten Trip - du hast was verpasst!