wie es kam...

Tja, irgendwie verlaufen meine Reisen immer katastrophal, was mir den Spitznamen "Dr. Katastrophe" einbrachte. Leider sind nicht mehr alle Reiseberichte vorhanden. In manchen Fällen nur noch ein "Beschwerdebrief"...

kreative (!) Anregungen sind willkommen!

Euer
Dr. K.

Montag, 13. Oktober 2014

Kreta

Am Ende Europas

Vorgeschichte

Klassischerweise fahren wir Ende September in Urlaub. Diesmal hatte sich der Arbeitgeber meiner Frau Folgendes überlegt: Urlaubssperre im September und keinen Urlaub in den Herbstferien. Also doch tatsächlich zwei Tage frei? Gnädigerweise wurde uns ein Kompromiss gestattet, der uns wegen der Ferien jedoch locker 200 Piepen schon allein für den Flug kostete. Steffi war dann eh bis nach der Ankunft krank. Sogar mit leichtem Fieber.
An einem Samstag sollte es losgehen. Ein Irrtum mit dem U-Bahn-Fahrplan brachte uns schwitzenderweise in den Zug. Wir erwarteten haufenwiese Fußballfans, trafen jedoch nur einen bedauerlichen Fan eines Karnevalsvereins, dessen Freund auch noch eine LL (langweilige Lederhose) war. Das Gespräch brachte uns allerdings ein paar Tipps fürs nächste Jahr.
Alles war ziemlich entspannt. Zeit satt, denn auch der Flug ging erst 1:15 später los. Also ein klassischer Doc. K.-Start.

Die Insel

Und wir bleiben klassisch: Bis Freitag waren es angeblich über 30 Grad, bei unsere Ankunft Regen und kühl, vor allem aber windig. Das Wetter blieb auch so ein paar Tage.
Dann Mietwagen abholen - und in was für einer Geschwindigkeit (keine (!) Ironie) - und los geht's.
Unsere Straße ist dem Navi jedoch nicht bekannt und Straßenschilder gibt's kaum. Trotz dieser Widrigkeiten kommen wir, ohne uns zu verfahren, an und das im stockdunkeln. Die erste Unterkunft höchstens Mittelmaß. Den Pool brauchen wir bei der Kälte eh nicht.
Wir besichtigen die berühmte Ausgrabungsstätte um den Palast von Knossos. " Kostenloser Eintritt – sowas kann sich ein Italienurlauber nicht vorstellen. Dann buchen wir eben noch die Führung dazu. Das war nicht die beste Idee. Die Dame weiß ne Menge und beginnt auch so in etwa mit „am Anfang war…“ schnarch. Grade fertig, da gibt's wieder Regen.
Abends gehen wir wieder in einem Restaurant gegenüber essen. Gutes Essen zu günstigen Preisen und es darf auch geraucht werden. Das sieht man hier nicht so eng. Am nächsten Tag heißt es shoppen in Heraklion. Dafür ist die Stadt gut. Ansonsten nicht wirklich schön.
Wir reisen weiter noch Osten. Durchs Gebirge. Hier sind 10 Grad weniger als am Meer. Leider ist es immer noch grau und man sieht nicht viel. Am Straßenrand stehen immer mal wieder ein paar Mietterchen und verkaufen ihr selbst geerntetes Gemüse, Honig und Öl. Sicherlich haben die alle ein Gewerbeschein und zahlen dem Staat die doch so dringend benötigten Steuern…
In Agios Nikolaus haben wir eine echt romantische Unterkunft, 24 Grad und wie immer Wind. Und zwar richtig heftigen – einen Morgen weht der mir doch tatsächlich das Brot vom Teller. Die Stadt ist auch ganz nett, aber klein. In einem Laden sind außer uns noch zwei deutsche Mädels. Die Verkäuferin mag Deutsche und bittet uns darum, doch zahlreicher zu erscheinen. Sie sagt – und das können wir bestätigen (viele Schilder sind in kyrillisch) – zwei Drittel der Touristen sind hier Russen und da ist die Gefahr immer groß, dass es eine Volksabstimmung gibt und ne Woche später ist Kreta plötzlich sowjetisch. Wir besuchen noch die Leprainsel, wo man seine Phantasie mal wirklich befeuern kann. Bis 1957 haben hier noch welche gelebt. Und schließlich noch Ierapetra, die südlichste Stadt Europas. Die Stadt ist noch kleiner und die Altstadt nicht erwähnenswert. An einem Abend haben wir uns vorbereitet, die Champions League Begegnung in des BVB in Belgien zu verfolgen: Genügend leckere Getränke stehen bereit und unser 5,5 Monate altes Tablet warten auf den ersten Einsatz, uns eine Übertragung zu liefern. Ein lauschiger Abend sorgt zudem für fast perfekte Randbedingungen. Aber wie das bei Doc. K. so ist, entscheidet sich die Elektronik noch vor Ablauf der Garantiefrist (die läuft erst nächste Woche ab, allerdings bevor heimkommen) in die ewigen Motherboard-Gründe einzugehen. Naja, ein von BILD „gefördertes“ „Volks-“Gerät – was will man da erwarten? Es klappt dann nicht mal mehr Radio über’s Handy. Meine Frau fängt an zu verzweifeln. Hauptsache gewonnen!
Wir schaffen es nicht zum berühmten Barcadi-Strand. Wir haben uns diesmal vorgenommen, mehr Zeit zu genießen und etwas weniger Programm zu machen.
Wir verlassen den Osten und bleiben die nächsten Tage in Rethymnon. Wir haben eine relativ neue Unterkunft fast am Strand und können sogar in die Stadt laufen. Auf dem etwa dreißigminütigem Weg stellen wir fest, dass ca. 75 % der Touristen schon die Rente eingefahren haben. Naja, wir sind da auch fast näher dran als am Abi…
Hier gibt es lokales Bier, das doch tatsächlich nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut ist. Und sogar in Pfandflaschen! Die Rückgabe – mittlerweile eines meiner Hobbies im Urlaub – gestaltet sich als „amüsant“. Die Supermarktkette hat im Eingangsbereich eine Art Infoschalter; ich muss zunächst anstehen, bis ich dran bin; dann gebe ich meine Flaschen ab und erhalte eine händisch ausgestellte Quittung, die ich beim anschließenden Einkauf einlösen kann. So funktioniert Bürokratie.
Wir (be)suchen das nächste Geisterdorf. Es war nur eine Randnotiz im Reiseführer, dafür jedoch eine Besichtigung wert. Wir fahren die Straße drei Mal rauf und zwei Mal runter, bis wir endlich gefunden haben. In besuchen steckt halt auch suchen. Das Dorf wurde wegen zu vieler Steinschläge verlassen. Ich trage stolz die Farben des heimatlichen Looser-Vereins und gleich der erste Tourist ist ein Leidensgenosse. Diese schönen Farben gibt’s halt überall.
Dann schauen wir noch einen im Reiseführer angepriesenen See an, der sich aber eher als langweilig entpuppt. Es ist eben nicht alles im Reiseführer so, wie es sich anhört – und das geht in beide Richtungen. Unser letzter Stopp heißt Chania, die angeblich schönste Stadt – bestätigt.
Drei Tage vor Abreise ist nochmal richtig mieses Wetter. Ok, machen wir also mit dem Wagen einen Ausflug. Kaum sitzen wir in der Schleuder, heut der Motor auf. Das passt uns heute natürlich richtig gut in den Kram, dass die Mühle grade jetzt den Geist aufgibt. Nach einigem Gefuckel finden wir jedoch raus, dass nur das Gaspedal nicht mehr zurückkommt und daher immer Gas gibt. Wir fahren in eine Schlucht (nein, die berühmte Samaria Schlucht haben wir auch nicht geschafft, also noch ein Grund mehr, zurückzukehren), wobei ich beim Schalten immer mit der Hand das Gaspedal zurückziehe. Am Nachmittag fahren wir noch nach Westen bis nach Kissamos, was keine Reise wert ist. Außerhalb besuchen wir noch ein Kloster, damit der Weg nicht ganz umsonst war.
Die Heimreise klappt reibungslos und kurz vor daheim sage ich zu meiner Frau, dass viel zu wenig schief gegangen sei. Naja, die Reise endet ja erst, wann man wirklich in seiner Wohnung ist. Und so stellten wir um 0:45 Uhr fest, dass im Keller unser Aquarium das zeitliche gesegnet hatte. Die Rettungsaktion verschob meine eigentliche Heimkehr auf 2:45 Uhr. Also war Doc. K.‘s Welt wieder im Lot.

Fazit

Das Wetter war schlechter als es normalerweise zu der Jahreszeit ist. Wenn es wirklich kurz zuvor 37° Grad waren, dann doch lieber so. Was seltsam war: wir haben für unsere Verhältnisse wirklich weniger gemacht als sonst. Komischerweise ging die Zeit schneller rum als sonst. Ich bin nicht mal zu Tauchen gekommen. Nur am letzten Tag haben wir wirklich gar nix gemacht.
In Supermärkten kommen die Preise für Deos uns doch recht hoch vor. Das Ergebnis riecht man häufig. Ansonsten kann man über die Menschen nur Positives berichten: sie sind fast immer freundlich, hilfsbereit. Außerdem eine südeuropäische gemütliche Gelassenheit, die man sich hierzulande auch öfter mal wünschen würde.
Das Beste sind die Salate: Einfach aber super lecker: Die Tomaten haben richtig Geschmack, der Schafskäse und das Olivenöl sind auch eine Nummer leckerer.
Alles in allem extrem kurze zwei Wochen, die uns auf alle Fälle zur Wiederkehr „zwingen“.