wie es kam...

Tja, irgendwie verlaufen meine Reisen immer katastrophal, was mir den Spitznamen "Dr. Katastrophe" einbrachte. Leider sind nicht mehr alle Reiseberichte vorhanden. In manchen Fällen nur noch ein "Beschwerdebrief"...

kreative (!) Anregungen sind willkommen!

Euer
Dr. K.

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Marseille

Vorgeschichte:
Ein internationales Spiel gemeinsam sollte sein, also wurde nach der Auslosung wie wild telefoniert, gesmst und gemailt. Die Wahl fiel auf Marseille und der Flug sollte von Düsseldorf über Lyon dorthin gehen. Ein Fan stieß später dazu und buchte wohl kurz vor dem Zu-Bett-Gehen. Das Ergebnis war nur ein Flug bis Lyon. Auch hier sag ich wie neulich zu meiner Frau (Zypern): „Irgendwann muss eine Freundschaft mit Doc. K. auch mal abfärben… Letztendlich wurde der Flug ohnehin gestrichen und wir wurden kostenlos auf Air France umgebucht.
Morgens um viertel nach acht gab’s am Flughafen dann das erste Pils. So was hatte ich erwartet, wenn man mit den Sauerländern unterwegs ist…

Der Trip:
Wir erreichen Südfrankreich (ich breche hier schon meinen Flugrekord pro Jahr ein, lande am Ende bei 24) bei 20 Grad und strahlend blauem Himmel. Nach dem Einchecken im Hotel wartet die erste Schwierigkeit auf uns: Wir wollen ein Bier trinken – einige auch essen. Wir laufen Richtung Hafen und Innenstadt, vorbei an unzähligen Bauzäunen, Baustellen, Bürogebäuden (zur Info: die Innenstadt ist ca. 30 bis 40 Minuten zu Fuß entfernt). Nach endlosem Suchen bemerkt jemand: „Hoffentlich ist überhaupt noch was offen.“ Ich sage: „Es ist erst halb acht.“ Passanten: Fehlanzeige. Endlich finden wir eine Eckkneipe. Draußen prangt ein Rauchverbotsschild. Der Keller bringt uns Essen und Trinken mit einer dicken Zigarre im Mund. Außer uns gibt noch vier weitere Gäste. Mit zweien freunden wir uns an: Jeton mit dem Rosa-braunen Pullover über dem rosanen Polohemd und seinem fetten Freund, Belmondos Namensvetter. Nach einigen halben verlassen wir die Kneipe nur mit Jeton. Er will uns noch einen guten Laden zeigen. Er hat allerdings Probleme grade zu laufen und so haben wir in der tristen Stadt geringe Hoffnungen. Nach einem langen Weg erreichen wir endlich einen irischen Pub, der komplett in schwarz-gelber Hand ist. Belmondo ist auch da. Wo kommt der jetzt plötzlich her? Nachdem wir wenigstens etwas gefeiert haben, starten drei von uns zu Fuß, weil es angeblich keine Taxen gibt. Auf etwa einem Drittel des Wegen ruft mich einer der beiden Sauerländer an, die es noch ca. 15 Minuten länger aushielten als wir. Sie hatten doch ein Taxi erobert. „Wie heißt nochmal unsere Straße?“ Ich sage es und lege auf. Telefon: „Wie heißt nochmal unsere Straße?“ Immerhin sind sie vor uns da.
Am nächsten Tag bei schönstem Wetter ist zunächst Frühstück auf dem Plan. Es gibt in der Parallelstraße einiges, so hieß es. Das stimmt: Döner. Döner. Pizza. Döner. Pizza. Pizza. Wir entscheiden uns für Pizza. Anschließend wollen wir wenigstens etwas Sightseeing machen. Auf dem Weg rät uns zunächst ein Franzose vom Weitergehen ab. Es gibt hier wohl ne Menge heißer Pflaster. Nach dem Mittag versacken die Sauerländer, doch wir drei anderen schaffen es noch in die „Altstadt“ und auf das Fort.
Vor Einbruch der Dunkelheit sind wir wieder am Irish Pub. Da hat einer von unseren Jungs schon arg Schlagseite. Ich befürchte später, ihm könne der Einlass verwehrt bleiben. Ich begrüße ja, dass Superbreite draußen bleiben müssen. So auch der Trottel mit der grünen Wollmütze, den wir auch in Mainz gesehen haben.
Das Spiel ist schnell erzählt. Der hochverdiente Sieg, mit dem keiner mehr gerechnet hatte, hat zur Konsequenz, dass eine Umarmung mich fast zu Boden reißt und ich mir das äußere Knie prelle. Die Schmerzen sind übel und meine Lust auf Feiern hält sich in Grenzen. Die Schmerzen werden im Laufe des Abends immer schlimmer.
Wir stehen direkt (!) an der Rolltreppe zur U-Bahn. Und werden leider mit 2:5 überstimmt ein Taxi zu nehmen. „Wenn die Bahnen jetzt nur noch alle 30 Minuten fahren, müssen wir nachher 29 Minuten warten.“ Sag einer. Eine Quelle oder gar Beweis für seine Befürchtung gibt es nicht. Wieder zeigt sich, dass es schwer ist ein Taxi zu bekommen. Wir warten 32 Minuten. Na das hatte sich also gelohnt.
Am nächsten Morgen sind wir alle kaputt und ich ein Humpler. Wir verbringen das Frühstück bei unserer Stammpizzeria und Kaffee gibt’s beim goldenen M am Hauptbahnhof. Neben uns sitzen vier Mädchen - wenn die 20 waren, waren die alt – und lassen das Tütchen kreisen (zur Erinnerung: es ist vormittags mitten in der Woche). Später kommt noch eine Jungengruppe. Einer baut gemütlich auf dem Mülleimer und erhält dafür einen Anpfiff vom McD Angestellten. Der junge Mann mit offenbar nordafrikanischen Einschlag ruft uns entgegen „Marseille Scheiße, super Deutschland“ und Grüßt für den Herrn Hinkel, was bei uns nur Kopfschütteln auslöst. Später kommen Uniformierte um die Szene zu bereinigen, was aber nur teilweise klappt.

Fazit:
Die Stadt ist absolut langweilig. Die „Altstadt“ hat ihren Namen nicht verdient. Und warum das Kulturhauptstadt geworden ist? Bei der Wahl waren wohl ein Tütchen von McD zu viel im Spiel… Innerstädtisches Grün? Fehlanzeige!
Kontakt mit den Einheimischen (vor allem Fans) gab es kaum. Bis ich der ersten OM-Fan traf, sahen wir 3 Milan und 6 Chelsea Fans.
Die Gruppe war gut drauf und vor allem meine persönliche Krankenschwester – die einzige Frau unserer Gruppe - erwies sich als meine Retterin. Das war mal wieder ein klassischer Dok. K. Und als der Arzt die Diagnose gibt, dass es „nur“ eine Prellung ist, bin ich froh, dass nix kaputt gegangen ist.

Saarbrücken

In der ersten Runde des DFB-Pokal wurde Wilhelmshaven gelost. Da habe ich gesagt: „Was wollt ihr da? Wenn’s Saarbrücken wäre, wär ich dabei!“ Und dann war’s Saarbrücken in der dritten Runde - also musste ich hin. Im Vorfeld gab es einiges Chaos, wer mit wem wann wo losfährt. Ich fuhr mit einem Konzern-Kollegen, den ich aus Donezk kannte, und der Rest des Fanclubs irgendwie anderes. Meine Gruppe war ausgezeichnet vorbereitet, so dass wir einen kostenlosen Parkplatz neben einer Pizzeria fußläufig vom Stadion hatten. Dort waren bereits die ersten freundlichen blau-schwarzen – also die deutsche Antwort auf Inter Mailand sozusagen. Einer fragte: „Ihr seid extra aus Dortmund hergekommen?“ Das konnte man sich hier nicht vorstellen.
Das Stadion war eine kleine Zeitreise: Mit der einzigen Anzeigetafel schräg im Rücken sahen wir das Spiel. Davor steht unser Fanclub Längster und wir winken uns, während wir telefonieren. Hinter uns immer wieder nostalgische mit dem 64er programmierte animierte Grafiken. Leider hatte das alte Stadion auch noch eine Laufbahn, so dass wir unseren 0:2 Siegtreffer kaum erkennen konnten. Der Mann an der Anzeigentafel offenbar auch nicht, denn zunächst wurde ein anderer Schütze eingeblendet.
Gästefans sieht dieses Stadion offensichtlich nicht oft. Unter uns rankt das Moos und hier und da wächst auch Gras auf den mehrheitlich für Steher gemachten Tribünen. Wir stehen unter freiem Himmel und sind froh, dass es trocken bleibt. Die Heimfans auch: Bei Beginn wird ein kleines Feuerwerk abgeschossen. Sehr kreativ. Die Kreativität bleibt auch während des Spiel: Alle 5 bis 10 Minuten werden Pyros gezündet. Bis zum Ende. Die regelmäßig darauf folgenden Durchsagen und Warnungen interessieren scheinbar keinen.
Ganz niedlich finden wir auch die Bekanntgabe von zwei (!) Handynummern auf der Anzeigetafel von Ansprechpartnern für Busse für das nächste Auswärtsspiel.
So macht Fußball schauen Spaß! Keine Werbung, die alle drei Sekunden blinkt und das Stadion hat sogar noch einen echten Namen. Schön, dass der gierige Kommerz noch nicht jeden Winkel erreicht hat!

Mainz

eine Co.-Farce…

Am Freitagabend erreichen wir Wiesbaden, wo unsere Freunde wohnen. Es regnet die ganze Zeit ohne Unterlass. Am nächsten Tag ist es glücklicherweise deutlich besser. Wir fahren mit dem Bus zum Hauptbahnhof in Mainz, von wo aus Shuttlebusse starten. Da wir auf Fälle mit unseren Freunden (also zu viert) zum Fußball wollten, verzichteten wir im letzten Jahr, weil wir nicht genügend Karten bekamen. Nach den Berichten aus der Vorsaison hatte ich auch eine ungefähre Vorstellung. Und siehe da: Am Stadtrand tauchte plötzlich ein riesiger Baumarkt auf. Die Shuttles halten aber nicht etwa davor, sondern 500 m weit weg (warum?). Wir danken nochmals Petrus und machen uns auf den Weg. Meine Frau freute sich schon auf Kötbuller, als wir auf die erste Kniffeligkeit stoßen: Der Eingang für die Gästefans ist nicht auffindbar. Doch dann sehen wir im Acker 2 Tore. Von dort müssen wir durch einen Tunnel zurück ins Stadion. Allerdings mussten wir erst mal reinkommen. Die Frauen haben einen extra Eingang und warteten bereits auf uns, während wir die Verbote studieren: Weinpulle und –glas sowie Sektglas haben wir eh nicht dabei. Das Bier schien erlaubt. Leider hatten wir keins, da auf dem ganzen Weg bis zum Baumarkt kein einziger Stand oder ähnliches war… Ein Problem deutete sich ab: Klorollen, Leitern und Koffern waren ebenfalls verboten – was daheim zu meiner Standardstadionausrüstung gehört. Wenigstens hatte ich mein Nunchaku daheim gelassen…

Im Stadion entsteht unter den Leuten um mich herum schnell eine Diskussion, welcher Spieler welche Rolle habe. Die Spieler scheinen scheinbar die gleiche Frage zu haben. Das (d.h. unser) Spiel ist entsprechend schlecht. Trotzdem gewinnen wir.
Traurig ist die Hardcore Werbung: Ich stelle mir vor, dass ich daheim von Nobby mit folgenden Worten begrüßt werde: "Wie ist die Stimmung auf der Landesbank Nordrhein-Westfalen Tribüne?" Da dreht sich mir alles um, aber ich frage mich auch, wenn es soweit sein wird...
Wir gehen in die Baumarktkneipe (das muss man denen lassen, das haben die uns Voraus: eine Kneipe direkt im Stadion (eigentlich haben wir auch eine, eigentlich sogar zwei, aber da hausen nur Spinnen – was für eine Verschwendung!)) und zu allem Überfluss kommt auch noch der Manager vorbei. Wir trinken mit den Mainzer Fans unserer Freunde ein paar Pils. Der Eine ist eigentlich Stuttgart Fan, der andere eigentlich KSC, aber das gestehen wir denen mal zu, ist ja noch ein recht junger Verein (was den erfolgreichen Fußball angeht - erkennbar am Baumarkt statt am "richtigen" Stadion).
Später in der Stadt geht es weiter in einem Laden wie unserem Stade nur mit weniger Asseln. Überall bekommen wir (trotz des unverdienten Sieges!) Sympathiebekundungen. Ich bin später sogar froh, dass unseren Verein jemand doof findet. Mit so viel heiler Welt wäre ich nicht klargekommen. Aber es ist schon sehr angenehm, nach dem Spiel zu feiern, ohne angepöbelt zu werden. Der Trip ist nächste Saison wieder gebucht!

Donnerstag, 28. November 2013

Zypern

Geschichten aus (oder von kurz vor) der Gruft

Vorgeschichte:
Ich hatte im Reisebüro unseres Vertrauens gesagt "bitte buchen Sie das für mich". Leider war eine Pfeife am Werk und nicht unsere übliche Kontaktperson, so dass wir 30 Piepen mehr zahlen mussten (und 40 das Reisebüro). Die letzten Tage vor dem Urlaub waren wirklich Mist. Und so startete ein Dok. K.-würdiger Urlaub so kurz nach 19:00 Uhr daheim. Da unser Flieger um 6:00 Uhr am nächsten Morgen ging, hatten wir uns ein Zimmer für 47 Piepen in Düsseldorf genommen. Um Punkt 21:00 waren wir da, um zu erfahren, dass die den Check-in nur bis 20:00 Uhr hatten. Angeblich stand das in der Buchung – das stimmt zwar, allerdings stand da auch, dass wir 23:00 Uhr anreisen können. Widersprüchliche Angaben, was soll man davon glauben? Die Schweine berechnen es uns jedenfalls (wie wir nach der Heimkehr erfuhren). Über die Hotline bekamen wir in 1 km Entfernung ein noch billigeres Zimmer. Die Temperaturen waren schon recht sportlich und meine Frau musste ihr Notdurft verrichten. Willkommen war eine Kneipe mit einigen asseligen F95 Fans (lieber die Klappe halten, schließlich ist es unseren Gurken zu verdanken, dass die nur noch zweitklassig sind (das ist zwar falsch, wird aber vom gemeinen Fan ja gern auf ein Spiel reduziert)). Also auch in der Landeshauptstadt gibt's HartzIVler, die in der Woche trinken. Im Zimmer angekommen (für ein paar Stunden war‘s ok) blieb die Uhr meiner Gattin stehen. Ich sage ihr, dass es ja irgendwann auf sie überspringen musste. Es fing also richtig gut an...

Eine linke Er"fahrung":
Der Flug mit Condor war gut. Eine echte Empfehlung. Genauso wie die Reisezeit: 28 Grad bei unserer Ankunft auf Monkey Island IV. Strahlend blauer Himmel. Ok, unsere Mühle - ein Suzuki - hat eine harte Saison hinter sich. Man sagt uns, dass am Ende der Saison die Autos eben zerkratzt und zermackt aussehen. Auch sonst eher eine Schleuder.
Zum ersten Male, dass ich selber ein "verkehrtes" Auto steuern muss. Es ist weniger schlimm als erwartet. Im Dunklen erschrecken wir uns anfangs zwei Mal, weil uns auf der anderen Seite was entgegen kommt...
Die Unterkunft (etwas alt und der Zahn der Zeit hat auch schon dran genagt) ist zwar nicht schön, aber sehr geräumig, einige der Leser haben eine kleinere Wohnung, sogar unser Balkon ist kleiner. Sauber genug ist es auch und die Betten sind ok. Der Kühlschrank ist kalt. Eiskalt. Auf Stufe 1 gefriert der Apfel (schon mal Obst eingefroren? Lasst es!). Unser erster Urlaub mit komplett HP beginnt...

Wir gehen gleich einkaufen. Spanischer Wein (der durch das ganze Mittelmeer geschippert wurde) kostet 2 € aufwärts. Wein auch Chile oder Südafrika (10.000 km weit gereist) gibt's ab 3 €. Lokaler Wein (hier um die Ecke ist Weinanbaugebiet) dagegen für sportliche 5 Piepen. Das kapier einer. Auch sonst ist es hier alles andere als billig. Kapier ich auch nicht (jetzt komm mir nicht mit „auf Inseln muss man alles importieren“)! Insbesondere mit diesem Wissen ist unsere Unterkunft spottbillig!

Zunächst lungern wir nur am Pool rum. Der gehört mehr oder weniger allein.
Der erste Ausflug geht auf den Markt nach Neu-Pahos, dass jetzt Ktima heißt, dann nach Nea-Paphos (nea = neu). Alt Paphos liegt 16 km entfernt. Paphos gibt's auch noch. Oder? Ich geb auf.

Meine Frau ist enttäuscht vom Markt. Nix von dem, was wir sonst so kennen bzw. erwarten. Die Altstadt von Neu-Paphos (geht das überhaupt?) ist richtiger Schrott. Die Hafenmeile ist schön, aber kurz. Aber das war's hier.
Wir wandern an einem anderen Tag in eine Schlucht. Wirklich eindrucksvoll!
Die Orte hier - oder besser Käffer sind selten ein Besuch wert und dann so klein, dass man in ein paar Minuten durch ist.
Bei unserem Trip nach Norden kommen wir durch ein paar verlassene Dörfer. Von Türken nach der Invasion aufgegeben. In einem Haus wohnt eine riesige Sau mit ihren Kindern. Die meisten Häuser sind nach fast 40 Jahren verfallen.
Ein anderer Trip bringt uns zum Olymp über die halbe Insel. Hier wohnen aber nicht die Götter, sondern immer noch die britischen Besatzer. Fotos sind verboten.
Im Hotel haben jeden Abend den gleichen Tisch. Unsere Tischnachbarn sind Schotten, die sich aber wie Engländer fühlen. Dann kommt eine Französin, die aber seit Jahren in England lebt (inkl. Kinder und Enkelkinder). Über unsere Nachbarn lernen wir einen Iren kennen, der seit fufzich Jahren in England lebt. Das alles hier scheinen Stammkunden zu sein, die 3 bis 6 Wochen bleiben. Ein paar Rentner von Monkey Island I haben das stabile englische Wetter (13 Grad und Nieselregen) permanent gegen blauen Himmel und warme Temperaturen getauscht. Über die lernen wir auch einen Deutschen kennen, der mit uns (nachdem meine Frau die Kellner betört hat) abends Fußball schaut. Wir sind die einzigen Gäste. Unser neuer Freund ist 92. Das entspricht etwa der Altersstruktur der übrigen Gäste – und ich dachte, auf Lanzarote wären die Leute alt…
Der Rest der Touristen hier kommt aus dem Ostblock (ein paar Tschechen, sonst Russen). Das erklärt auch, warum meine Frau nur hässliche Fummel gefunden hat: die lokale Klamottenindustrie hat sich auf osteuropäische Kunden eingestellt, also viel mit Glitzer usw.

Fazit:
Winter-/ Reisezeit:
Winterzeit braucht doch kein Mensch! Ich sage das schon seit ein paar Jahren: ich brauche es morgens nicht hell. Ich komme lieber im Hellen heim! Was bedeutet diese überflüssige Zeitumstellung für Zypern? Im Urlaub im November ist es morgens schon um 8:00 Uhr richtig muckelig, aber um 16:00 Uhr wird‘s kalt, um 17:00 Uhr dunkel. Da es erst um 19:00 Essen gibt, sind wir immer da schon angeschickert. (West)Zypern:
Ideal zum Wandern, nix zum Bummeln. Wir wollen uns nochmal den anderen (älteren Teil) ansehen. Hier gibt’s leider extrem viele Brachflächen = hässlich! Umweltbewusstsein ist de-facto nicht vorhanden = viele wilde Müllkippen. Arm ist das Land allerdings: Es gibt z.B. keine Bettler! Außerdem arbeiten hier extrem viele Rumänen usw. Falsch rum:
Die Überbleibsel der Kolonialherren. Außerdem kann fast jeder hinterletzte Bauer englisch. Fahren ist kein Problem. Auf der Autobahn (Singular) ist eh nix los. Rechts überholen macht allerdings nicht so viel Spaß, wie daheim. Irgendein farbenblinder Vollidiot hat sich jedoch ausgedacht, Straßenschilder mit Autobahnhinweisen in grün mit gelber Schrift zu verfassen. Im Dunkeln kann man das genau dann lesen, wenn man vorbei ist. Essen:
Das Essen im Hotel war richtig super! Wenn du Fisch willst, bist du hier allerdings falsch! Unbezahlbar und zudem eh meist importiert. Beim Tauchen bestätigt sich das Bild: Es hier ziemlich überfischt. Und das auf einer Insel. Krass. Das macht einen schon nachdenklich!

Euer
ΔΟΚ. ΚΑΤΑΣΤΡΟΦΕ

Dienstag, 22. Oktober 2013

Malaga...

...oder doch lieber ein Tütchen... Stracciatella?

Wie immer war zunächst etwas anderes geplant: Türkei. Als allerdings der Preis in vier Tagen um ca. 40 % gestiegen war, entschieden wir uns kurzer Hand für Malaga. Ich komme also zum vierten Male nach Lanzarote, Madrid und der Costa Verde dieses Jahr nach Spanien.
Zum ersten Mal buchten wir Ryanair. Nachdem wir ca. hundert Fragen über Ryanair-Koffer, Ryanair-Telefonkarten und sonstigem Firlefanz verneinten, bekamen wir sogar einen recht günstigen Flug. Schön ab Dortmund und da gab es gleich noch für jeden ne Tüte Gummibärchen, wenn man 3 Statistikfragen beantwortete. Die Fragen wurden allerdings von den beiden Knaben am Stand mehr oder weniger selber durchgeführt, was mein Glauben an Umfragen noch weiter sinken ließ.
Dank guter weiblichen Beziehungen der Osam-Pivo-Gruppe durften wir schnell einsteigen und es ging los. Gut angekommen und unseren Miet-Opel Meriva abgeholt ging’s zur Unterkunft. Die hatte uns ein Bekannter von Chorches Schwester überlassen. Zunächst trafen wir den Hausmeister/ Putzmann in einer Bar am Strand. Dann ging‘s ca. 500 m zum Häuschen. Also eine recht nette Lage leicht erhöht. Die Aussicht ist allerdings mau. Chorche (der vom Fach ist) kommt auch am zweiten Tag nicht darüber hinweg, wie chaotisch hier alles zugebaut ist. Manche Bürokratie daheim hat dann doch was Gutes! Unsere Unterkunft: Eine echte Bruchbude, wie sich herausstellte. Und der Putzmann hatte seinem Beruf keine Ehre gemacht – also eine dreckige Bruchbude. Die erste Aktion des Putzmanns war, eines unserer Begrüßungsbiers zu trinken. Später am Abend kam er nochmals, um etwas vorbeizubringen. Und er trank ein Bier.
Vor Ort stellte ich fest, dass man zwar die Handymafia dazu gezwungen hatte, einheitliche Kabelstecker zu schaffen, aber glaubt ja nicht, dass ich mein Gerät mit Chorches Kabel laden konnte…
Wir hausten in den nächsten Tagen in dem Loch, so wie es sich jeder Mann wünscht, dessen Hirn nach jahrelangen Beziehungen nicht vollkommen gewaschen worden war. Chorche verfeinerte den Anblick, in dem er gebrauchte Taschentücher und Unterbuxen auf dem Tisch drapierte.
Hier in diesem Stadtteil startete vor genau 11 Jahren meine Spanischkarriere. Alte Erinnerungen wurden wach und ich fühlte mich fast ein bisschen zu Hause. Die Innenstadt ist deutlich schöner, als ich es im Gedächtnis hatte. Der Strand und das Wasser sind allerdings so dreckig, wie ich es im Gedächtnis hatte. Ein Besuch in einer der alten Stammkneipen ist auch anders: Früher hatten wir Spaß und tranken gemeinsam. Am Nachbartisch sitzen fünf vermeintliche Sprachschüler etwa so alt wie ich damals. Unterhaltung oder gar Spaß: Fehlanzeige. Alle fuckeln mit ihren Smartphones rum. Traurig!
Wir erkunden in den nächsten Tagen etwas die Umgebung. Ich sehe wenig neues, viel schönes bekanntes. An den Stellen, wo ich mit meiner Frau war, vermisse ich sie besonders. Chorche ist so nett, auf den schmalen und kurvenreichen Hügelstraßen die Rolle der klassischen Frau zu übernehmen („Fahr nicht so schnell!“, „Fahr nicht so dicht auf!“ usw.). Aber das hilft nicht (klar, meine Frau ist ja auch keine „klassische Frau“). Trotzdem ist es schön.
Das Wetter ist nahezu perfekt (24 – 28 Grad). Die Blumen stehen noch in voller Blüte und in den Straßen duftet es regelrecht. Manchmal auch nach nicht frischen Blüten. Marokko lässt grüßen. Abends gibt’s normalerweise Wein am Strand zum Sonnenuntergang.
Dann ist Samstag und wir gehen in die Stadt. Vorab sei gesagt, dass Andalusien eine relativ arme Gegend in Spanien ist. An dem Abend sehe ich allerdings 85 % mega aufgebrezelte Ischen. Alle scheinen im direkten Wettbewerb der höchsten Absätze zu sein. Flache Schuhe: Fehlanzeige! Wo sind denn die „normalen“ Leute? Wir machen etwas Club-Hopping. Nirgends Eintritt, aber überall muss man ein Cocktail und einen Schnaps trinken. Nach dem dritten haben wir keine Lust mehr. Die meisten Leute hier könnten fast meine Kinder sein. Wo sind denn die anderen? Wir kommen auf die Straße und es gibt keinerlei Auflösungserscheinung, wie sie bei uns so ab 3:00 Uhr einsetzt. Dann kann es ja nicht so spät sein. 4:45 Uhr. Tja, in Spanien ist halt ein anderer Rhythmus…
Ein angetrunkener Halbstarker Madrid-Fan ruft uns noch einen Haufen Schimpfwörter entgegen, als er erfährt, wo her wir kommen. Der Stachel schein ganz schön tief zu sitzen. Schon arm, dass es hier eigentlich nur zwei Fanlanger gibt.
In Andalusien geht es noch ruhiger zu als im restlichen Spanien. Jeder Kunde hat immer und überall Zeit für ein Schwätzchen. Und wenn der Apotheker mal nicht genau Bescheid weiß, dann zieht man halt mal den Schuh und Socken aus und hält im den Pillefuß hin. Hektik? Fehlanzeige!
Ein für meine Verhältnisse doch recht ruhiger Urlaub ist fast vorbei. Wir stehen um 3:30 auf und gurken zum Flughafen. Damit es auch noch etwas mehr Doc. K.-like wird, vergesse ich zunächst meinen Pulli am Flughafen. Dann fällt noch eine Bilderbuchassel auf. Kurz vor dem Einsteigen wird dann auch klar, dass es nur einen Fleck auf Erden geben kann, wo es Steine gibt, wo der heraus gekrochen kam. Er sitzt natürlich in unserem Flieger in seine Lieblingsstadt. Zum Glück nicht in unserer Nähe.
Wir bleiben im Flieger jedoch noch ca. 90 Min. am Boden. Weil die Streikweltmeister mal wieder trainieren. Natürlich gibt’s nix zu trinken o.ä. im Billigflieger. Man muss fast noch glücklich sein, immerhin werden 9 Flüge gestrichen.
Warum bleiben wir nicht hier?

Dienstag, 13. August 2013

Haarlem

Der Besuch der Globetrotter

Es war mal wieder so weit: Unser traditionelles Pärchenwochenende mit „Bruder“ und „Schwägerin“ stand an. Nach dem wir vier in den Vorjahren in Bremen, Enschede und Amsterdam waren, ging’s nun dieses Jahr nach Haarlem. Da unsere Frauen keine Gleitzeit hatten, kamen wir erst nach 18:00 los. Grade in Haarlem angekommen, fiel eine Frau vom Gepäckträger eines Rades runter. Bevor wir jedoch Mitleid entwickeln konnten, wurde klar, sie war genauso besoffen, wie ihr „Fahrer“. Zum Scherz sagte meine Gattin: „Das sind bestimmt unsere Vermieter.“
Wir hatten ein Haus von einem Rudy gemietet. Die Übergabe sollte jedoch durch Rob erfolgen. Ich schickte ihm noch aus Deutschland eben ein Email, dass wir kurz nach 21:00 da sein würden. Diese Email erreichte ihn wohl zu spät, so dass er schon ab 19:30 Uhr (das hätte mit viel Glück klappen können) auf uns wartete. Er beschwerte sich nicht, hatte er sich doch die Wartezeit offenbar mit einigen Kaltgetränken verkürzt. Wenige waren es nicht, denn Rob (ich versicherte mich kurz, dass wir nicht doch ein Hausboot gemietet hatten, dass über die Wellen gleitet) hatte doch arg Probleme, dem nicht vorhandenen Seegang zu trotzen.
Zur Begrüßung gab’s zunächst für jeden eine Büchse Bier. Wir erklären etwa fünf Mal, dass wir aus Deutschland seien, er seinerseits bat uns ca. ein halbes Dutzend Mal, am Sonntag um 11:00 Uhr das Zimmer zu verlassen. Beide Frauen bekamen schnell Komplimente und die soziale Ader meiner Frau nahm bereits seinen Lauf: Nachdem sie ihm eine Zigarette angeboten hatte, ließ er sich mit ihr häuslich auf der Terrasse nieder. Ich glaube, er wäre nie gegangen, wenn ich nicht gesagt hätte, wir alle müssten jetzt noch was einkaufen.
Das war auch nicht gelogen. Viel Zeit bleibt nicht, die Läden schließen um 22:00 Uhr. Wir setzten die Damen ab (50m unsere Straße raus, dann ein paar hundert Meter grade aus, keine 5 Minuten zu laufen. Wir parken den Wagen etwas weiter weg. Den Schlüssel nehme ich mit. Schließlich müssen die Frauen ja auch das Warensortiment analysieren, beruhige ich meinen Bruder. Wir machen es uns daheim gemütlich, als irgendwann sein Handy geht: "Wo seid ihr?" - "Zu Hause. Wo denn sonst?" Haben die sich doch tatsächlich auf den paar Metern verlaufen...
Das „Haus“ (ja, es war ein ganzes Haus) hat vielleicht maximal 60 qm, war neu, voll ausgestattet (sogar mit Spülmaschine) und sauber. Rob machte seine Arbeit offenbar gründlich. Vielleicht sollten wir auch auf der Arbeit trinken? Mindestens zwei Liter sagt man ja. Rob hielt sich an diese Regel. Bei Check-Out war jedoch voll auf der Höhe. Bis auf das zweite Bett alles absolut empfehlenswert!
Es ist schon spät am ersten Abend, aber ein paar externe Pils müssen es schon sein. Also schicken wir – wie mein Bruder sie nennt – das Kneipentrüffelschwein (meine Herzdame) voraus. Ich habe Durst und werde nach Duzenden liegengelassenen Kneipen ungeduldig. Aber wie eigentlich immer ist auf ihren Sinn Verlass. Wir erreichen eine Bar, in der eine Jam-Session stattfindet. Ein paar Gäste steigen in die Band ein und aus und es ist richtig gut, eine super Stimmung.

Am nächsten Tag bummeln wir durch die vielen Gässchen. Nach Haarlem kehrte ich nach ca. 10 Jahren zurück, wo ich zum ersten Mal holländische Köstlichkeiten wie z.B. Vla probierte. Für mich die schönste Stadt der Niederlande. Meine Mitreisenden bestätigen dies. Nur vor den Radfahren muss man sich in Acht nehmen. Alles in allem sehr beschaulich jedoch nicht dörflich und kaum Touristen.
Abends muss ich zeigen, was ich gelernt habe und suche die Kneipe aus. Definitiv ein Treffer, kein 08/15-Laden, jedoch auch speziell: Offenbar feiert jemand seinen Geburtstag. Die Zusammenstellung der übrigen Menschen ist durchaus bizarr: Ein Dunkelhäutiger kleiner vollkommen austränierter Affe im Unterhemd versucht, möglichst viele Frauen anzufassen und nimmt tatsächlich zwei gleichzeitig auf dem Arm. Beide Kellner haben rosa Oberteile. Wir bestellen zwischendurch eine Runde Kurze, die zweite gibt er uns aus. Es gibt auch zwei – zumindest vom Pass her – Frauen, von denen eine unsere ganz besondere Aufmerksamkeit erhält. Der Unterschied der Geschlechter ist heutzutage eh fließend. Äußerlich hätte ich sie als dicke Knastlesbe bezeichnet. Irgendwann kommt Sie näher zu uns und legt mit in der Kneipe einen 1A wasauchimmer Tanz ab. Und: man durfte drinnen rauchen. Wo gibt’s denn sowas?
Wir verlassen den Laden und beschließen noch ein letztes Getränk in der Vorabendkneipe einzunehmen. Wir (oder besser gesagt mein Frau) haben es innerhalb von zwei Tagen geschafft, eine Stammbar zu haben: Vor der Kneipe begrüßt uns der rauchende Kellner und drinnen der nächste bringt uns unaufgefordert gleich Getränke. Ein gelungener Abend.
Wir lassen am nächsten Tag das Wocheende im kotzhäßlichen Zeeland am Meer ausklingen.
Ein richtig gutes Wochenende. Wir wollen wiederkommen…

Mittwoch, 24. Juli 2013

Costa Verde

In diesem Jahr scheint es, als müsse vor meinen Urlauben getrunken werden (Lanzarote, Belgrad). Diesmal mit den Kollegen. Ein paar machen mich bekloppt, meinen, alles würde gut gehen und es gäbe nicht zu berichten. Aber davon lasse ich mich nervös machen!
Am nächsten Morgen wache ich ohne Kater auf, was mich zunächst stutzig macht. Auf dem Weg zum Flughafen stelle ich fest, eine Stunde zu früh zu sein. Naja, besser das als zu spät.

Urlaub in Mittelerde

Schon beim Anflug auf das Auenland sind wir erstaunt von dem saftigen Grün der Hügel. Auch wenn der Name es schon andeutet, so sieht es in der Realität doch noch mal schöner aus.
Zunächst geht’s zu den Mietwagen. Man bietet uns zunächst einen Diesel an, aber da ich dann vom Glauben abgefallen wäre, revidiert die Dame die Aussage...
Im Auenland angekommen, wundern wir uns über ungewöhnlich viel Tätowierte und noch mehr Bettler (nicht Penner), die teilweise besser angezogen sind, als manch einer bei uns im Stadion. Ein Idiot steht auf einem Kasten und brüllt irgendetwas. Zuhören (oder nur daneben stehen) tun tatsächlich zwei Mädels. Es sieht so aus wie bei "Brian" ("Schaut die Lilien"))...
Gleich bestätigt sich, dass im Auenland gern Kraut geraucht wird.
Der nächste Tag bringt uns nach Bruchsal (damit der ungebildete Leser (zu deren Verteidigung muss man anbringen, dass selbst Sprachforscher sagen, KEINE Sprache der Welt hätte Ähnlichkeiten mit dieser hier) folgen kann, verwende ich auch die bekannteren Namen: San Sebastian).
Hatte ich mich letztes Jahr noch darüber echauffiert, dass man in Spanien die zur Stadt passenden Autokennzeichen abschafft (s. Menorca), kann ich es diesmal nachvollziehen, finden wir unseren Wagen zwischen Autos mit den Buchstaben SS wieder. Dazu kommt, dass wir wie immer einen Kühlschrankmagneten mit einem lokalen Symbol o.ä. mitnehmen wollen. Das ist hier leider nun mal so eine Art Hakenkreuz aus Blumen. Dazu muss man jedoch sagen, dass die Basken (wie fast alle in Nordspanien) gegen Franco gekämpft haben.

Interessant ist die Tatsache, dass wir immer wieder neben der Autobahn Ansammlungen von Hochhäusern sehen, die aber scheinbar zu keinem Ort gehören. Es muss sich hierbei um die Minen von Moria handeln, die samt ihrer Industrie der Gegend hier den Wohlstand brachen. Und keine Übertreibung: an zwei Stellen sieht es so aus, als wolle man den ganzen Berg abtragen!

Am 7.7. besuchen wir die wohl fetteste Party Spaniens (San Fermin in Pamplona). Alle Leute vom Säugling bis zum Scheintoten sind weiß gekleidet und haben ein rotes Tuch um. Ein paar Exoten haben blaue oder grüne Tücher. Zivilisten sind in der Regel Spielzeug verkaufende Asiaten oder dunkelhäutige Schmuckverkäufer.
Durch die Straßen kommen verschiedene Züge aus allen Richtungen, kreuz und quer. Die Leute tanzen auf den Straßen zur Musik, die von anderen gemacht werden. Die Dunklen machen auch Musik und sammeln dafür...
Wir hatten es nicht erwartet, aber die Stimmung steckt an und wir stürzen uns ins Vergnügen. Bier gibt es in handlichen 0,75-l-Bechern für trinkerfreundliche 3 €. Trotz der mittlerweile 30 Grad riecht es selten nach Schweiß. Häufiger dafür nach Urin und Erbrochenem in Konkurrenz mit in der Hitze vergammelnden Müllhaufen. Die Reiniger versuchen der Sache mit Schläuchen Herr zu werden – die Straßen werden also permant „gewaschen“.
Alles hier zollt Respekt, insbesondere für das immer spaßfreier werdende Deutschland (habe gehört, dass es bereits eine Gesetzesvorlage gibt, die lautes Lachen in den Straßen ab 20:00 Uhr verbieten soll).
Angezweifelt werden darf das ganze insofern, dass hier immer noch morgens zunächst diese Stierhatz gibt. Auch dieses Jahr es wieder Schwerverletzte (Menschen), Mitleid null, eher für die armen Stiere.

Hier in Pamplona vereinigen sich angeblich alle Jakobswege (was sich später als Lüge herausstellt) und so starten wir kurz dahinter mit unserer Pilgerung in "die Brücke des Königs" (die Stadt heißt tatsächlich so - auf Spanisch versteht sich). Nach ca. 1 km entscheiden wir uns, moderne Pilgerer sein zu wollen und kehren zum Wagen zurück. Auch das neuzeitliche Pilgertum will schließlich mit der Zeit gehen!

Asturien

Am nächsten Tag verlassen wir die Region Richtung Asturien. Santander ist schön, wir offensichtlich seit einigen Jahren aufpoliert. Unser Ziel ist jedoch ein ländliches Anwesen weit außerhalb von Gijon...

Über Santander, das kräftig restauriert wird und mittlerweile sehr schön ist, erreichen wir unsere zweite Bleibe. Das Problem in Asturien (wie zuvor im Baskenland und später in Galizien) ist, dass man eine eigene Sprache hat, sich scheinbar aber nicht entscheiden kann, was man nun als Adresse angibt. Noch mal zur Sicherheit: das sind keine Dialekte, sondern andere Sprachen! Aber wir versuchen es mal mit dem Navi. Etwa gegen 19:00 Uhr sind wir kurz vor unserer nächsten Behausung mitten auf dem Land. Keine 2 km mehr und aus dem Asphalt wird mäßiger Asphalt, dann Schotterpiste. Einige Bauern sehen uns mit dem Blick "was wollen die denn hier" an. Dann steht eine Kuh mitten auf der Straße. Durch hupen lässt sie sich nicht bewegen und meine Frau weigert sich, das Tier wegzuschieben, also wenden. Noch 600 m laut Navi. Jetzt ist es nur noch ein Feldweg. 350 m - das schafft unsere Mühle, denke ich. Pustekuchen! Mitten in der Steigung ist Ende im Gelände (im wahrsten Sinne des Wortes). Drehen geht nicht, also den ganzen Weg rückwärts zurück. Rechts und links Büsche usw. Armes Auto! Wir sind verzweifelt und wollen fragen. Zunächst Einheimische. Keine Ahnung. Dann in der Geriatrie (die kreuzt auch später öfter unseren Weg - naja, schon mal drauf einstellen ist in unserem Alter nicht verkehrt; zudem trinken wir hier Wasser, das den netten Namen „muy“ (zu Deutsch: sehr) „debil“ hat). Da hat aber auch keiner Ahnung. Bei einer beginnenden Party frage ich zum dritten Mal. Ich werde an die zweite und an die dritte Person weitergereicht. Zwei weitere interessieren sich für unser Problem. Ok, wir sollen hinterherfahren. Er stürzt noch schnell das Bier runter und los geht's. Zum Glück fährt ein anderer. Im E-Auto. Wir erreichen ein Restaurant. Aber auch dort kennt man die Unterkunft nicht. Ob ich die Telefonnummer hätte? Normalerweise schreib ich die immer auf, nur diesmal nicht. Murphies Law halt. Aber ich kann das WLAN benutzen und nach einem Gespräch, das der "Lotse" von seinem Handy führt, geht's weiter. Ich zerstreue zwischendurch die Sorgen meiner Frau, dass man uns sonst wo hinlotsen würde, um uns auszurauben oder schlimmeres. Ich selber gehe auch fast davon aus, dass er wenigstens irgendetwas verlangen würde. Etwa 5 km (vielleicht auch nur 3) entfernt vom Beginn der Katastrophe sowie 100 Minuten später sind wir da. Das Anwesen war's wert. Trotzdem sind wir erledigt.

Wir besuchen noch die "Picos de Europa", ein wunderbares kleines Gebirge mit Seen und Schluchten und jeder Menge Kühen. Eine wirklich schöne Landschaft. Zurück geht’s vom Gebirge Richtung Küste und dann aufs Zimmer. Von der Küste sehen wir allerdings nichts: Nebel. Am nächsten Morgen frühstücken wir in Oviedo (strahlend blauer Himmel) und fahren weiter Richtung Westen. Wenn du fragst, ob's da schön sei: wir wissen es nicht (Nebel)!

Galizien

Wir kommen durch ein kleines Städtchen, das durch den Nebel auch wunderbar für einen Hitchcock Film in England hergehalten hätte und dann noch an einen Strand, mit faszinierenden Felsformationen, bevor wir am Abend La Coruna erreichen. Zum Glück nur eine Nacht, als Zwischenstopp sozusagen. Für mich mindestens die zweithässlichste spanische Festlandstadt. Auch die Altstadt ist nix besonderes.
Wir verlassen den Ort und geraten in unseren einzigen Stau. Was zum Geier machen all die Leute hier auf der Straße mitten in der Woche um 15:00 Uhr??? Ach ja, die sind ja alle arbeitslos. Obwohl die doch um die Zeit ALLE essen!? Ja, danach kann man hier den Wecker stellen. Um die Zeit bzw. kurz vorher hauen alle vom Strand ab bzw. machen alle Läden zu. Bei den Einzelhandelöffnungszeiten (nicht selten vom 10:00 – 14:00 und von 17:00 – 20:00 Uhr) wundert einen die Wirtschaftskrise nicht.
Wir erreichen nach einem Umweg über das nette Lugo ein Kaff an der galizischen Westküste, wo wir auch endlich mal ein paar Tage an den Strand wollen. Kurz vor der Ankunft ein Déjà-vu: der Asphalt hört auf, wir stehen kurz vor dem Knast. Riesig. Später stellt sich heraus, dass es ein Kloster ist. Naja, in dem einen in man zwar freiwillig, aber dafür kommt man da nicht mehr raus. Lassen wir das.

Ich rufe sofort an und 5 Minuten später sind wir in unserer Bleibe. Das geilste, was wir bisher jemals hatten: eine voll ausgestattete Wohnung mit Außenwhirlpool. Normalerweise sogar mit Fahrrädern, aber deren Reifen haben in der vorangegangenen Hitze von um die 40 Grad das zeitliche gesegnet.
Wir haben aber zunächst mal wieder Nebel. Also fahren wir zum vermeintliche Höhepunkt unserer Reise: Santiago der Compostela. Da ist Bombenwetter und auch der Rest ist richtig schön. Wir fahren auf dem Heimweg zu Küste, aber da ist wieder Nebel. Auch am nächsten Tag. Dann können wir endlich mal an den Strand. Die Gegend liegt an einem riesigen Fjord, aber die andere Seite sehen wir nie, es ist immer (!) diesig und manchmal nebelig.
An einem weiteren Nebel-/Dieseltag machen wir wieder einen Ausflug. Wir besuchen einen Strand mit Burg/Schloss, wo uns eine Art Ranger anquatscht und uns eine interessante Sache empfiehlt: ca. 5 km entfernt gibt es eine alte Bunkeranlage, die Franco zur Sicherheit im letzten Weltkrieg errichten ließ. In keinem Reiseführer findet man etwas darüber und kein Schild weist darauf hin. Ich frage mich, wie bzw. ob die Aufarbeitung dieser dunkeln Zeit in Spanien stattfindet...

Rückweg

Wir verlassen die Küste Richtung Ourense, der anderen Heimat meines gleichnamigen Freundes. Ein nettes Städtchen, dem Touristen fremd sind. Es gibt weder Souvenirläden noch Postkarten. Dahinter verlassen wir die Autobahn und durchqueren die landschaftlich reizvollste Gegend mit vielen Flusstälern, von denen uns eines der Reiseführer ganz besonders ans Herz legt. So machen wir den Umweg zunächst durch eine öde Gegend, als plötzlich hinter mir Blaulicht auftaucht. War ich zu schnell? Mittlerweile war ich doch selbst zum Schleicher geworden (ok, grade mit 100 an den vier Häuschen vorbei, aber man kann doch nicht verlangen, dass man für die paar Meter auf 60 bremst!). Mein Adrenalin steigt und als dazu die Sirene eingeschaltet wird, gehe ich im Kopf die möglichen Strafen durch und fahre rechts ran. Die Beamten rasen jedoch an uns vorbei. 10 Minuten später wissen wir auch warum: grade als die Landschaft andeutet, was uns Tolles erwartet, hat sich ein Kleinlaster auf der Straße quergestellt. Keine Ahnung, wie es das geschafft hat. Grade Strecke, links geht's hoch, rechts runter. Was hatte der vor? Und vor allem: Wie kommt der da wieder raus?
Wir zögern nicht, wollen wir doch bei gleißender Hitze (an diesem Tag erreichen wir unseren Temperaturrekord) nicht warten, bis hier irgendwas passiert und kehren unverrichteter Dinge um.

Wir halten noch in Astorga, einem trostlosen Drecksnest, mit einer fetten Kirche und erreichen am Abend Leon, ebenfalls mittelalterlich mit großer Kirche (Kirche steht hier stellvertretend für alles, was irgendeine Art Gotteshaus ist).

Unser letzter Stopp ist Burgos. Die Geburtsstadt des spanischen Nationalhelden El Cid und Ort der bestimmt fantastischsten Kirche, die ich je gesehen habe.
Hier findet grade ein "internationales Folklorefestival" statt. Wir holen uns (bestellen is hier nich) zwei Pils in einer einheimischen Schangelkneipe mit wunderbarem Blick auf eine Mauer. Wir haben den richtigen Riecher bewiesen, denn kurz danach kommt der kleine Zug der unterschiedlichen Länder an uns vorbei. Jedes Land macht unterschiedliche Musik inkl. Tänze. Die Zusammenstellung der acht "Gastnationen" ist mir unklar. Aufsehen erregt bei mir jedoch der Trupp aus Kalmukia, der stolz sein Banner vorweg trägt. Selbst als Sammler von Atlanten frage ich mich: Wo zu Geier soll das sein?!

Fazit:

Es gibt wahrscheinlich kaum ein Land, das so schnell entschleunigt wie Spanien. Darum machen wir da auch so gern Urlaub. Daraus ergibt sich allerdings Folgendes: Die Leute hier an sich sind Schleicher. Mit 130 überholt man hier locker 95 % der Autos auf der Bahn. Es gibt allerdings auch deutlich mehr Blitzen als bei uns. Drängler gibt es so gut wie gar nicht. Und so manch eine deutsche Heißdüse muss sich erst mal umstellen. Bei Rot läuft kaum einer über die Fußgängerampel. Und man kann getrost gefahrlos über jeden Zebrastreifen laufen.

Billig ist es nicht. Der Urlaub kostete ca. 15 % mehr als andere Urlaube.

Egal wie oft du in Spanien warst, wenn du nie die Costa Verde besucht hast, fehlt dir was (Ostfriesland und das Allgäu sind ja auch grundverschieden).

Bei Temperaturen von 19 bis 35 Grad war es teilweise zu heiß zum Sightseeing, allerdings wurde es uns mehrfach bestätigt, dass drei Tage am Stück normal sein, mehr jedoch nicht. Also würde ich es wieder so machen. Leider war es an einem Drittel der Zeit diesig bis nebelig. Manchmal sogar so krass, dass ich von der Straße aus nicht bis zum Boden bzw. Meer sehen konnte. Das war schade, weil man bei klarer Sicht sehen könnte, wie schön es hier ist.

Essen gehen ist nicht so einfach. Wir haben oft gar keine Restaurants gefunden (außer Tapasbars und nur „Menu del dia – Fressläden“. Das war natürlich schade, wenn im Reiseführer vorher die ein oder andere Küche so hoch gelobt wird und wenn wir mal was gefunden hatten, war’s auch lecker. Gemüse fehlt hier auf der Speisekarte so fast gänzlich. Am Ende konnten wir nichts Frittiertes und auch keine Pommes mehr sehen. Ich denke, ich habe mein maximales Kampfgewicht erreicht…

Unverständlich sind für uns die Strukturen der Städte: Im Reiseführer beginnt fast jede Beschreibung mit „Wenn man erst mal die Hochhausschluchten hinter sich gelassen hat…“. Und so ist es auch. Anfangs ist fast jedes Stadt potthässlich und du denkst, was will ich hier. Dabei ist unsere Heimat zwei bis vier Mal so groß wie die meisten Städte hier, hat aber nicht annähernd solche Schrottvorstädte. Wie kann das sein?

Was wir in dem Zusammenhang auch nicht kapiert haben: auf den Straßen sind unverhältnismäßig viel Leute. Also verglichen mit hier. Einzige Erklärung könnte sein, dass dort am gesellschaftlichen Leben (was ja nun ausschließlich in den Abendstunden stattfindet) die ganze Familie teilnimmt. Findet man in unseren Gefilden so gut wie nie Leute mit ihren (Klein)kindern, weil die sich ja aus dem „Partyleben“ ja normalerweise immer direkt verabschieden, so steht man dort mit dem Pils und der Fluppe während sich die Rotznasen selber beschäftigen. Auch Alte sieht man hier ja so gut wie gar nicht. Warum eigentlich? Dort beobachten zahnlose Rentner das Treiben und es kriechen auch noch scheintote Pärchen händchenhaltend durch die Massen. Niedlich!

In Galizien gibt es gutes Bier (Estrella Galicia). Wir haben das in handtaschenfreundlichen 10-Dosen-Boxen gekauft. Die Taschen gab’s dazu. Aber Vorsicht: Einmal wollten wir was anderes probieren, was sich Plörre entpuppte: Cruzcampo. Der Grund war offensichtlich: „Seit 1904“.

Nach fast 3.200 km ist ein wunderschöner Urlaub vorbei. Mein Mantaarm deutet darauf hin, dass es etwas weniger hätte sein können, aber bis auf wenige Ausnahmen würden wir es wieder so machen und der ein oder andere km kam natürlich wetterabhängig dazu.

Schon nach zwei Tagen war klar, dass wir nochmal hinkommen!

Euer Bilbo Manolo

Montag, 3. Juni 2013

Belgrad

Osam Pivo

Das ursprüngliche Ziel Sofia wurde wegen fehlender oder unbrauchbaren Flugverbindungen gekippt und so buchten wir im März die serbische Hauptstadt. Wir wollten doch etwas mehr Abenteuer, angefangen beim Geldtauschen.
Zu unserer 5er Truppe aus Helsinki gesellten sich nach dem Ausfall des Lekars (serb. für Arzt) noch der V-Mann, Faxe, die Nuschel und Chorche. So dass wir ein gemütliches 8-Mann Zimmer für uns buchten.
Hin von Dortmund, zurück nach Düsseldorf, damit wir statt um 6 um 8 fliegen konnten und 2 Stunden länger hätten schlafen können. So viel zur Theorie.
Bei der Buchung war bei Fart statt dem Vornamen nur zweimal der Nachname auf dem Ticket gelandet. Kollateralschaden: 70 Piepen. Immerhin ging’s sonst soweit gut bis zur Ankunft. Auf dem Weg vom Flughafen zur Unterkunft fing es an, zu nieseln, dann zu regnen, dann zu schütten und schließlich zu hageln. Auf dem Markt gegenüber des Busbahnhofs versuchten die Leute das Wasser und die Eishaufen mit Schüppen zu entsorgen.

Da es grade Mittagszeit war, musste man also ein nahegelegenes Restaurant suchen. Klar , dass es nur was gab, was definitiv kein Tourist finden würde. Sofort wurden für uns Tische zusammengestellt und der Kellner nahm zunächst unsere Getränkebestellung auf. Im Flugzeug hatten wir uns ausführlich mit der serbischen Sprache auseinander gesetzt und hatten annähernd fließend alles zum Überleben gelernt. Entsprechend lautete unsere Antwort: Osam Pivo (acht Bier, gesprochen oßam piwo). Vorab gab’s dann brennende Peperoni und Salat (Gurken, Zwiebeln und richtig leckere Tomaten). Das Hauptgericht (mehr oder weniger auch alle gleich) bestand aus einem Pljeskavica (einer Art Riesenfrikadelle). Beilagen? Vollkommen überbewertet! Anschließend den obligatorischen Sliwowitz und zum Nachtisch frische Erdbeeren.
Jetzt aber genug der Vitamine und auf zum Hostel. Das war topp. Das Bad neben uns war nicht nur sauber sondern auch relativ neu und schön. Direkt vor der Türe die Fressmeile. Aber zunächst mal zur Hauptfußgängerzone bis zur Festung. Diese liegt auf einer kleinen Anhöhe beim Zusammenfluss von Donau und Save. Mittlerweile scheint die Sonne und es angenehm warm.
Die jüngeren Mädels tragen gern zerrissene Jeans, Joggingbuxen sind bei beiderlei Geschlechtern sehr beliebt. Die Frauen tragen nicht so viel Glitzer wie weiter Richtung Osten. Allerdings sind viele doch eher aufgetakelt und bei manchen Schein-Schönheiten sieht man erst aus der Nähe, dass sie Baubranche kräftig unterstützen, indem sie viel Spachtelmasse abnehmen. Viele haben unreine Haut, möglicherweise der Luftverschmutzung geschuldet.
Zurück zum Zimmer, und dann direkt vor die Tür. Osam Pivo und lecker Essen. Die Portionen sind hier immer riesig. Es gibt einen An-Den-Tisch-Kommen-Und-Musik-Machen „Band“. Als sie bei uns sind, frag ich nach „Katjuscha“, dass der Sänger natürlich kennt. Wir singen die erste Strophe gemeinsam. Ich sing es nochmal für ihn auf Deutsch. Die wollen scheinbar länger bei uns bleiben. Am nächsten Abend bekomme ich ein Verbot, weitere Musiker anzusprechen.

Freitag ist es heiß! Chorche hat als einziger kurze Hose und Sandalen. Wie ich ihn beneide. Wir laufen zu einer der größten orthodoxen Kirchen der Welt (sozusagen die serbische Antwort auf die Sagrada Familia – seit Jahrzehnten in Bau).
Dann geht’s endlich zum Wasser. Als wir einen Polizisten nach Bootstrips fragen, werden wir erst mal angeschissen und ziehen kleinlaut weiter. Als die Hoffnung (und der Pier) schon fast vorbei ist, finden wir einen Kahn, den wir kurzer Hand komplett für 75 Minuten mieten. Pivo soll‘s auch geben, aber nur noch 5 Patronen. Das ist blau-weiß und schmeckt nicht. Aber der Kapitänssohn (mit deutschem Pass aber ohne deutschen Wortschatz) springt später noch mal von Bord, um eine Palette Jelen zu holen (das trinken wir fast immer, ist auch schwarz-gelb). Nun wird Osam Pivo auch vertont.
Später am Abend will jemand kein Pivo mehr. Da wir das Wort für 7 oder gar 6 nicht kennen, ist die Bestellung klar: Osam Pivo!
In der Stadt legt ein DJ auf. Angeblich beschwert sich keiner vor 1:00 Uhr morgens. Sauber! Unvorstellbar hier.

Ein bisschen Sozialismus ist auch noch geblieben: Wir holen osam pivo im Supermarkt in Flaschen. Aufgeregt erklärt die Verkäuferin, dass auf Glaspullen Pfand sei und wir das zahlen müssen. Egal bei den paar Cent. Wir sollten die Quittung aufheben, um das Pfand zurückzubekommen. Da der Laden bei uns um die Ecke ist, probieren wir das natürlich aus. Wir bringen aber nur 6 Pullen zurück. Das ginge aber nicht, auf der Quittung stünden ja 8, erklärt die Verkäuferin - Ordnung muss schließlich sein!
Am nächsten Tag regnet es natürlich wieder. Und zunächst entsteht kurzzeitig Ärger über die Pfeifen der serbischen Fluggesellschaft, die unseren Flug von 8:05 Uhr auf 4:50 Uhr vorgezogen haben. Na das hat sich ja richtig für uns gelohnt, nach Düsseldorf zu fliegen…
Nach dem Frühstück scheint wieder die Sonne und es steht Kultur auf dem Programm: Es folgt eine 2½-Stündige Katakombentour, wo es dann auf den letzten paar Metern auf glitschigen Stufen auch noch ein paar blaue Flecke gibt. Und anschließend Weinprobe. Wobei der Geschmack doch eins klar macht: bei nächsten Mal muss es wieder heißen: Osam Pivo!
Wir fahren noch in die „Neustadt“, wo es einen Hügel gibt, auf den man eine wunderbare Sicht über Belgrad und die erstaunlich grüne Umgebung hat. Wie alle Stopps, die wir machen, ist es auch hier wieder sehr entspannt. Kurzzeitig hatten einige von uns überlegt, stattdessen z.B. shoppen zu gehen, aber irgendwie wollte keiner die Gruppe verlassen. Abends gehen wir nochmal richtig lecker essen. Wir haben zwei 4er Tische und bestellen auf Empfehlung des Kellners pro Tisch eine Platte für zwei Personen (ich frage mich, wie diese zwei Personen aussehen soll, die das hätten schaffen können). Ich sitze zusammen mit Fart, dem V-Mann und der Nuschel am Tisch. Die anderen schaffen nicht alles. Insbesondere deren Pljeskavica wird uns überantwortet. Bei der Berührung unserer (leeren) Platte schnellen gleichzeitig vier Gabeln und vier Messer vor und teilen das gute Stück. Es erinnert etwa an die Raubtierfütterung im Zoo, wobei der Pfleger wohl ein paar Wochen Urlaub hatte.
Wir ziehen nochmal ein Resümee und alle sind zufrieden und freuen sich schon auf den nächsten Trip.

Als wir am nächsten Morgen ziemlich übermüdet in Düsseldorf ankommen, hat Fart ein Rad ab (bzw. sein Koffer). Das führt dazu, dass unsere Gruppe zum ersten Male unfreiwillig getrennt wird.

Fazit: Eine nette Stadt, allerdings nichts Besonderes. Das Stadtbild ist eine Mischung aus KuK-Jugendstil und sozialistischen Funktionsbauten. Ich hoffe, dass die im Zerfall begriffenen Häuser noch gerettet werden können. In der Innenstadt ist es sehr gepflegt. Insbesondere an den Stadträndern sind die Leute offenbar etwas ärmer.
Die Leute sind durchweg freundlich und viele können deutsch.
Das Essen(gehen) ist gut, günstig und viel. Bis zu unserer Abreise hatten wir vermutlich drei Schweine und zwei Rinder gegessen. Und ein paar Tomaten, Zwiebeln und Gurken.

Ein sehr entspannter Trip, der Bock auf das nächste Mal macht!

Schiwili!

Montag, 27. Mai 2013

Wembley

Gebucht wurde am 1.5.: Fr. mittags von Düsseldorf über Amsterdam hin und Sonntag zurück. Es ging auch gleich super los: Der erste Flug hatte 25 Minuten Verspätung. Das machte aber nichts, denn in London waren beide Landebahnen wegen einer Notlandung gesperrt, so dass mein Anschlussflieger ewig am Boden blieb und über Heathrow nachher noch Warteschleifen flog. Effekt: 2 Stunden Verspätung. Tat mir nicht so leid, denn es war klassisches Inselwetter: Regen. Und dazu noch kalt. Ich treffe mich mit unserer Vorhut. Wir gehen gemeinsam typisch essen: Vorn Kneipe, hinten „Restaurantbereich“, allerdings kein Fish & Chips (das hatte ich hier x-mal an irgendwelchen Buden). Für mich auch eine neue Erfahrung. Dann zum Hostel und um 22:00 Uhr war dann endlich mein erster Mitbewohner da. Das Hostel hatte eine Kneipe dabei in der wir gleich ein paar Tommies kennenlernen. Ein Satz, der an dem Abend fällt, war für mich das 2. Highlight des Trips: „Everybody loves Dortmund.“ Wen auch sonst? Aber das von einem „Ausländer“ zu hören, tut unheimlich gut. Dann kommt auch schon „last order“ und wir gehen über die Straße. Dort ist ein Laden, der tagsüber offenbar Süßigkeiten und Schreibwaren verkauft. Drinnen ist eine Treppe zu einem Club. Das glaubt uns an nächsten Tag keiner. Dann kommen die nächsten 3 Jungs. Wir holen Sie ab und gehen eine Ecke weiter ins „Millers“. Dort werde ich auch am nächsten Morgen zu einem Konterbier genötigt. Die Leute sind alle nett (und - so scheint‘s – alle auf unserer Seite). Leider versacken wir dort etwas.
Nachmittags machen wir unsere gebuchte Themsetour.
Dann geht’s auch zum Stadion.
Vor dem Stadion verlieren wir uns irgendwie alle kurzzeitig. Ich gerate an einen schmierigen Fuzzi, der mir noch 2 Tickets für unsere vielen Fans ohne Karte zu „relativ günstigen Schwarzmarktpreisen“ verkaufen will. Es löst Euphorie bei zweien aus, aber die sind zu weit weg. Bevor sie uns treffen, hat der Verbrecher die Tickets anderweitig veräußert, weil er nicht warten konnte. Das ist emotionale Achterbahn und extrem bitter.
Ich bin scheinbar der einzige, der nicht nervös ist. Ich hatte nichts erwartet. Das ändert sich ich nach 20 Minuten, als ich denke, „hier kann was gehen“.
Im Stadion gibt es mehr Bauern als welche von uns, weil unser Superverein ja auch gern mal Karten in den freien Verkauf gibt (inkl. des offiziellen Fliegers des vereinseigenen Reisebüros). Ich nenne „welche“ extra nicht „Fans“. Wir hören Sätze wie „das ist mein erstes Auswärtsspiel“ und einige kennen von keinem Lied den Text. Die Stimmung ist entsprechend schwach verglichen mit anderen unserer Begegnungen dieser Art.
Ansonsten machen (vor allem vor dem Spiel in der Stadt) nur Schwarz-Gelbe Stimmung.
Wenigstens machen wir auch unsere Bude und wenn Tore mit ihren Emotionen an daraus resultierenden blauen Flecken gemessen werden, das war das schon die Reise wert. Meine Beine sind immer noch blau und tun höllisch weh.
Ok, verloren. Aber musste es unbedingt in der 89. sein?

Zunächst bin ich nicht traurig:
Als wir auf dem Weg zur U-Bahn sind, bin ich beeindruckt von der Party, die die Bauern-Fans hier abliefern. Zunächst mal erstaunlich, dass wir (d.h. die Mehrheit der Anhänger) offenbar genauso lange im Stadion waren wie die des Siegers. Entsprechend gleichverteilt bzw. gemischt ist es auf dem Weg.
Auf der letzten Beerdigung, auf der ich war, war ne bessere Stimmung. Treffend, dass der Kapitän den richtigen Namen hat: Lahm!
Erinnernd an 2008 sagen wir: Seid mal leise, die Bayern wollen feiern.
Wir feiern trotzdem!

Wieder zurück im Miller’s gibt es endlich nach über 5 Stunden wieder Bier. Spätestens jetzt sollte es dann doch zu einem richtigen Dreckswochenende werden: Glaube nicht, dass nach der Leistung des Schiris den Italienern schwarz-gelbe Sympathien entgegen schlagen. Ich bekomme noch etwas „dazu“: In der Kneipe sind ein paar Penner neben uns, die immer wieder „Napoli, Napoli“ singen (ja, praktisch der Geburtsort von Dr. Katastrophe (aber das ist eine andere Geschichte) und so schließt sich der Kreis). Auf alle Fälle klaut einer der Arschlöcher mein Trikot.
Der Abend ist für mich gegessen. Ich gehe auf mein 8er Zimmer in unserem Rattenloch und da hat man mir noch meine 2 Pullen Wasser genommen. Zur Toilette muss ich von der 4. in die 1. Etage (weil die in der 3. kaputt ist).

Am nächsten Tag ist dann die Stimmung doch unter null. Ich bin irgendwie total leer. Ich laufe bei traumhaftem Wetter entlang eines kleinen Kanals zu einem Markt und die Ruhe abseits des hektischen London lässt mich die Sache verarbeiten.
Ein Engländer gratuliert zum Spiel und zur Mannschaft vom Rad aus. Und das ist nicht der Letzte. Etwas Balsam.
Zum Abschluss fahre ich zum falschen Terminal. Ich springe in den Zug zum anderen Terminal, aber der ist falsch. Der Offizielle, den ich zuvor gefragt hatte, kommt tatsächlich freundlicherweise hinterher um mich auf meinen Fehler aufmerksam zu machen. Zu spät: die Tür geht zu. Meine Hand ist dazwischen. Ein paar Bayern-Fans versuchen mir zu helfen. Aber erst mit vereinten Kräften eines Engländers und weiteren Offiziellen werde ich befreit. Einige Finger sind auch drei Tage später noch blau - wie meine Beine.

Fazit des Wochenendes: Eigentlich ein Griff ins Klo, aber trotzdem ne klasse Sache!
Und ich kann das nächste Mal schon kaum noch erwarten…

Dienstag, 30. April 2013

real – einmal hin, Finaltickets drin…

…und wenn du es lieber kuschelig auf dem Sofa hast: wir haben auch spanische Pantoffeln.

Zur Vorgeschichte:
Wir hatten uns im Vorstand des Fanclubs darauf geeinigt, dass zunächst Leute dran sind, die bisher noch nicht auswärts waren. Entsprechend war ich auf Platz 12. Also keiner Grund für Aktionen Richtung Anreise oder gar Nervosität. Irgendwie hatte ich allerdings schon richtig Bock. Also behielt ich alles irgendwie „im Auge“.
Dann kam der eine Mittwoch und die Leute vor mir verschwanden wie die Fliegen (keinen Urlaub, kein Geld, keine Geduld – also lieber andere Quellen gesucht). Und plötzlich war ich auf Rang vier – und nervös.
Am Donnerstag kam die Zusage für die Tickets, am Freitag um 20:11 Uhr die Bestätigung für unsere Plätze im Fanflieger. Der Buchungscode lautete „MAD 023“. Passend – es war ja schon etwas verrückt…

10 Tage später ging‘s los: 3:55 Uhr am 30.4. ging der Wecker. Um 4:45 Uhr geht der Zug zum Flughafen DDorf. Zu unser kleinen Reisegruppe gesellen sich noch zwei weitere Bekannte.
„Wenn aus Herrn Weber…“ ein Mann ohne Gel in den Haaren wird. So kann’s ja nicht gehen. Aber er ist vorbereitet. Er hat es mit, um sich später entsprechend zu stylen.
Wir fliegen mit einem Charterflieger von Hamburg Airways, die auch genau zwei Flugzeuge besitzen. Der Service ist gut. mehrere Getränke (ohne Alk), Brötchen und später noch einen Riegel. Nach einem etwas holprigen Flug in einem sehr engen Flugzeug kommen wir leicht verspätet in Madrid an.
In der Stadt (wir starten an dem offensichtlichen „Haupttreffpunkt“ („Sol“ – also Sonne)) herrschen schon schwarz-gelbe Farben. Wir gehen ein paar Meter und es gibt eine Bar, die den halben Liter frisch Gezapftes für einen (!) Euro anbietet. Warum es hier nicht von Borussen wimmelt, ist uns unklar. Scheinbar gibt es aber in der Hauptstadt weniger Penner als bei uns. Trotz Wirtschaftskrise. In Dortmund würde der Laden platzen. An jedem Tag!
Dort lernen wir ein englisches Pärchen kennen, das morgens eine Stadionführung gemacht hatte und da ganz regulär (also auch zu regulären Preisen) noch Eintrittskarten kaufen konnte - hier unvorstellbar!
Keine Ahnung, wie die Meteorologen ihre Vorhersagen machen. Knochen werfen? Oder ob die richtig dicht waren. So eine daneben liegende Vorhersage hab ich noch nicht erlebt. Es ist niemals kalt und Regen gibt es nur einen Schauer, keine halbe Stunde. Die meisten Fans sind zu dick angezogen. Man riecht’s auch hier und da.
Nach dem dritten Glas (wir sind über acht Stunden auf und haben jeder nur zwei Brötchen gegessen) fängt die Lampe an zu brennen und wir beschließen über den Plaza Mayor zum Palast zu laufen (keine 500 m). Unsere einzige „internationale Auswärtsfrau“ in dieser Saison hat nicht ihren Tag: Zunächst verliert sie ihre Kamera, später auch noch das Ticket zwischen diversen Kontrollen am und im Stadion. Aufregung aber erstaunlicherweise kein Problem.
Das Wetter wird immer besser. Sonne. Eis. Lecker. Wir kommen an unserer Bar vorbei, um Herrn Weber einzusammeln, da er nicht mit war.
Wir gehen zurück zum Platz „Sol“. Ich hole ein paar Büchsen Bier am Kiosk. 1 € (da hätten wir doch lieber das gezapfte genommen). Aber da geht die Post ab. Einstimmungsgesänge. Es hat sich eine Art Kreis gebildet. Da drin stehen abwechselnd ein Vogel, der sich zum Anpeitscher hinauf schwingt und eine Latino-Penner-Oma, die bettelt.
Jeder von uns trifft irgendwen, nur ich nicht. Halte die ganze Zeit Ausschau nach meinen Donezk-Bekanntschaften, aber entdecke leider niemanden.
Wir fahren zum Stadion. Das Ding ist wie ein Vulkan innen. Nur ist unten statt Lava Rasen. Ach ja, brodeln tut es da nicht. Wir sind fast auf der Spitze und bis auf den Kraterboden bräuchte man ein Opernglas.
Das sind schon Jammerlappen diese Spanier: Auch hier gibt’s im Stadion von oben ne Heizung. In der Ukraine lass ich das ja vielleicht noch durchgehen, aber hier… Sehr cool allerdings dass es hier überall kostenloses W-LAN im Stadiongibt – und es geht! Davon kann man bei uns nur träumen…
Wir werden x-mal kontrolliert. Herr Webers Gel schafft's nicht durch die Kontrollen. Ich muss mein Plastikflaschendeckel abgeben.
Eine super Stimmung aller Borussen, fast ein Lied folgt dem nächsten. Kaum Pausen. Die Madrilenen pfeifen ab und zu, wenn unser Tormann den Ball hat.
1:0. Leichtes klatschen. Das war’s.
2:0. Doch, die leben ja tatsächlich. Wenn es so weiter geht, ich nicht mehr lange. Wir stehen kurz vor dem Herzkollaps. Durch das viele Stahlbeton scheint es eine Art Raum-Zeit-Verzerrung zu geben. Am TV habt ihr gedacht, es geht noch 2 Minuten. Tatsächlich waren es einige Stunden. Die Zeit war gedehnt. Es nahm kein Ende. Es gab kein Bier, um die Nerven zu beruhigen.
Dann ist Ende.
Ich weiß nicht mehr, wie lange wir vier uns in den Armen halten. Zeitdehnung.
Unsere Jungs kommen später immer wieder raus auf den Rasen. Die Blocksperre vergeht wie im Flug. Umgekehrte Zeitdehnung. Am Ende kommt nochmal Kloppo. Einfach nur geil! Das macht Spaß.
Vor dem Stadion brauchen wir dringend Pils. Ein Verbrecher verkauft uns ein paar Büchsen für Stück 4 €.
Dann geht’s zum Flughafen. Zwischen 0 und 6 Uhr scheint es genau einen Flieger zu geben. Also alles schön leer. Glücklicherweise hat der Flughafenimbiss 24 Stunden geöffnet. Es reicht noch für ein letztes Pils bis zum Einchecken.
Vor dem Gate erweist sich der Fußboden zwar als kalt aber doch recht bequem. Selten so gut geschlafen, bis mich Herr Weber aufgeregt darüber informiert, dass es gleich in die Sardinenbüchse zurück geht.
Nach meinem 250. Flug komme ich – wie nach Donezk – 28 Stunden später in unsere schöne Heimat. Kaputt, aber glücklich. Finale!

Dienstag, 2. April 2013

Warschau

Weiße Ostern

Vorgeschichte:
Wir buchten den Nachmittagsflug zurück und zahlen dafür je 20 Piepen mehr. Dann die Info, dass der Flug gestrichen wurde und wir auf den Abendflug umgebucht wurden. Rausgeworfenes Geld.
Am Gründonnerstag kaufe ich BVB-Tickets. Meine Kreditkarte ist scheinbar "voll" (Limit erreicht). Dann stelle ich fest, dass meine zweite Kreditkarte weg ist. Also topp Voraussetzungen vor einem Urlaub…

Bei Ankunft in Warschau schneit's.
Vom Flughafen nehmen wir den Bus. Ein Chinese, der kaum englisch spricht, fragt uns um Hilfe. Er kommt (also wohnt da) aus Irland. Was spricht man da nochmal?
Dann steigt ein polnischer Opa ein. Der fragt den Chinesen (der auch aussieht wie ein Chienese): "Sprechen Sie deutsch?" Eine durchaus amüsante Szene.
Wir kommen gegen kurz nach halb 2 in der Straße an, wo unsere Wohnung sein soll. Es schneit immer noch.
Die polnischen Adressen sind nicht selbsterklärend: die Adresse lautet soundso-Straße 8 / 25 (Office). Für uns klar: wir wohnen in Haus 8 und das Büro ist in 25. Die Straße geht aber nur bis 14. Wir finden heraus, dass wir zu Nr. 8 müssen und dort zu Wohnung 25, wobei der Eingang nicht in der Straße liegt. Es ist natürlich niemand da, obwohl wir uns per Mail und Telefon angemeldet hatten (und das auch bestätigt wurde). Wir gehen leicht angesäuert mit all unserem Gelumpe in das allernächste Restaurant (das ist glücklicherweise nicht weit in der Altstadt). Es schneit. Uns ist kalt. Ich schaue rein und sage: da drin muss es warm sein, die Kellnerin hat ein Kleidchen an (d.h. es ist kurz, hat kurze Ärmelchen und sie trägt natürlich keine Strümpfe oder Strumpfhose (oder nur eine ganz dünne – das bleibt ungeklärt). Ich bestelle zunächst einen Glühwein, Steffi einen Pott mit einer Art Tee zusammen mit einem doppelten Wodka (das ist also soetwas wie Punch, den man sich selber zusammengießen muss).
Dann essen wir lecker (mmmhhh Piroggen!) und gehen zurück.
Offizielle Eincheck-Zeit ist 15:00 Uhr. Natürlich ist immer noch niemand da. Ich muss also anrufen. "Ich bin in 20 Minuten da." Nach 50 Minuten kommt endlich jemand...
Die Wohnung ist nur 100 m entfernt und sehr schön (stylisch, vor allem neu eingerichtet und sauber). Auch hier: eine Hausnr., drei Eingänge...
Wir gehen noch einmal durch das Schneetreiben in die Stadt. Dann in den Supermarkt um die Ecke. Der ist ca. 200 m lang und 6 m breit. Wir nehmen uns von der "Frischetheke" 5 verschiedene "Rölleken" mit. Was drin ist? Das sehen wir dann beim Essen am nächsten Tag (war alles essbar).

K-Sa.: die Temperaturen sind explodiert: drei Grad. Allerdings genug, um den weißen Mist von den Straßen verschwinden zu lassen.
Wir laufen die Stadt "ab". Wir sind etwa zur besten Bundesligazeit so kaputt, dass wir irgendwo einkehren möchten. Fußball: Fehlanzeige! Zur Erinnerung: drei polnische Nationalspieler spielen beim BVB, von denen auch noch 2 treffen. Unverständnis... (Andererseits wüsste ich daheim auch nicht, ob man andere Ligen (außer der englischen) zu sehen bekommt, das geht evtl. in Wettbüros.)
Abends stehen die Polen Schlange vor den Kirchen. Der Rest der Stadt beginnt auszusterben.

Ostern! Man muss sich das mal vorstellen: wir sind in der Hauptstadt Polens und 100% aller Museen sowie über 50 % aller Restaurants haben geschlossen und das bei so vielen Touristen!* Mittags fängt es an zu schneien. Und zwar heftiger als am Fr. Wir fahren einfach mit einem Bus bis zur Endstation und zurück - sozusagen als Stadtrundfahrt. Von der Haltestelle bis zu unserem Zimmer kehren wir in vier Cafés o.ä. ein, um uns aufzuwärmen und zu trocken.

Oster-Mo.: wir besichtigen noch ein Museum, essen nochmal Piroggen, trinken noch eine angepriesene heiße Schokolade und machen uns zum Flughafen auf. Mehr war nicht drin. Mit Koffern und Schneeregen war selbst das schon nicht ohne. Am Flughafen will ich die letzten Slottis für ein Wasser ausgeben. „Nur mit Bordkarte.“ - ??? Was auch immer… Wir verlassen Warschau, ohne ein einziges Mal den Himmel gesehen zu haben…

Fazit:
Die Stadt ist wirklich schön, jedoch etwas runtergekommen (Putz und Farbe fehlen). Allerdings fällt eine objektive Beurteilung schwer, da alles weiß war (keine Ahnung, ob die Stadt sauber ist oder besonders grün sein kann…).
Die Fahrt vom Flughafen in die Stadtmitte kostet einen guten Euro, d.h. daheim sind die Preise ca. sieben (!) mal so hoch. Wieder mal der Beweis, dass der ÖPNV in Deutschland unverhältnismäßig überteuert ist.
Essen und Trinken ist hier günstig und gut (allerings keine Küche für Gesundheitsfanatiker - dafür gibt's allerdings recht wenig Dicke, zumindest was uns so über den Weg lief).
*In meinen Augen gab es hier überdurchschnittlich viele ausländische Besucher, deren Aufteilung mir sehr ungewöhnlich vorkam:
Schweizer, Holländer, Franzosen und andere Randgruppen 1 %
Engländer 2 %
Japaner 3 %
Russen 4 %
Deutsche 5 %
Amis 5 %
Skandinavier 10 %
Italiener 30 %
Spanier 40 %
Ach ja, und er eine irische Chinese, aber der zählt nicht, weil ich nur Leute "ohne Zusammenhang zum Flughafen" in meine Beobachtung einbezog.

Als Reiseziel durchaus empfehlenswert, allerdings auf keinen Fall über Ostern !

Euer
Doc. Schneehase

Montag, 18. März 2013

Lanzarote

Die Insel der (Schein)Toten

Freitag Abend. Kneipentour.
Entsprechend fertig bin ich am nächsten Morgen, als es losgeht.
Im Zug um 10 Uhr setzen wir uns zu 2 Blauen. Die beiden sind noch jung und nicht ganz so blöde wie die meisten von denen. Am Flughafen dann (natürlich später auch in unserem Flieger) ein richtiges Paradebeispiel des Packs: ein fast schon ausgestorbener GoKeWeSo*.
Flughafen, Düsseldorf: Kalt, Nieselregen: Feinstes Abreisewetter!
Wir kommen nach einem angenehmen Flug mit abschließender holpriger Landung an. Unser Verein hat verkackt. Sollen wir uns ärgern? Blauer Himmel und 23 Grad. Nein! Alles richtig gemacht!
Wir holen unseren Mietwagen: ein fast neuer (ca. 13.000 km gelaufen) Zitrön. 100 Piepen für eine Woche. Ok, ich wusste vorher (seit Menorca), dass es etwas Beschiss ist (man muss einen vollen Tank kaufen), bin dennoch etwas überrascht: für 87 Mäuse und den hiesigen Spritpreisen müsste die Mühle einen 75 Liter Tank haben.
Die Hotelanlange ist komplett in blau-weiß. Naja, schwarz-gelbe habe ich eh noch nie gesehen. Unser Zimmer ist spa(ta)nisch eingerichtet. Ein riesiger Röhren-TV mit sagenhaften ca. 30 cm Diagonale und den VIER (!) Sendern Eurosport, SuperRTL, BBC und einem Spanier verleiten uns nicht zum Fernsehen. Aber es läuft ja eh keine WM oder so.
Nachts werden wir wach: aus dem Bad zieht Kloakenduft in unser Zimmer. Wenn man davon wach wird, ist das schon eine Nummer! Es bleibt so auch bei offenem Fenster für die gesamte Zeit unseres Aufenthalts...
Ansonsten sind Unterkunft und Anlage sauber. Es sind höchstens ein Viertel der Zimmer belegt. Überwiegend Briten und Skandinavier. Die meisten - wie auf der gesamten Insel - haben schon die erste Rente eingefahren.

Wir machen unseren ersten Ausflug. Teguise. Ein schönes Städtchen mit einem riesigen Markt. Nach vier Ständen hat meine Frau bereits drei Sachen gekauft. Ich befürchte den vorzeitigen Bankrott, aber wir kommen so davon.
Der Ort auch scheinbar was für Hippie-Aussteiger. Es sind nur 21 Grad. Ohne Wind sehr angenehm, mir sind meine kurze Hose und T-Shirt eigentlich zu wenig. Trotzdem unterschätzen wir die Sonne. Mit dem Ergebnis, dass wir am Abend aussehen wie Verwandte von Rudolf Rotnase.
Das Auto zeigt die Reichweite bei meiner Fahrweise an: 700 km. Dann 740. Auf dem Rückweg zunächst 800, dann sogar 880. Kurz vor unserem Heim 960 km. Ich beschließe, die Schleuder über Nacht laufen zu lassen. Meine Frau ist dagegen. Die Quittung folgt am nächsten Tag: 1060 km (dh wir können jetzt noch ca. 15 Mal die Insel von Nord nach Süd abfahren).

In Kamen (oder so ähnlich), wo wir wohnen, gehören alle Läden mit Touristenrotz Asiaten. Alle bieten das Gleiche an. Hauptsächlich Schrott.

Unsere wirklich nette 75jährige Nachbarin erzählt, dass ihr Mann schon 20 Jahre död ist und dass der Bühl im Nachbarhotel schöner sei. Außerdem macht sie gern FKK. Ein Schauer überkommt mich. Am nächsten Tag macht sie ernst. Ich schaffe mein Gesichtsfeld noch rechtzeitig in Sicherheit...

Wir besuchen noch ein paar andere Örtchen und zu Letzt Arrecife, die Hauptstadt. Eine einzige Enttäuschung. Überraschenderweise hängen hier ne Menge Penner rum.
Für uns der Hammer ist das riesige Lava Feld auf der Insel. Definitiv eine Reise wert!
Dann besuchen wir noch eine Lavahöhle. Auch sehr cool. Doch plötzlich höre ich hinter mir einen Japsen, ein Keuchen, ich gerate in Panik. Gibt es diese Höhlentrolle tatsächlich? Mit dem Mute der Verzweiflung (wenn er mich schon frisst, soll die Nachwelt wenigstens einen Beweis erhalten) drehe ich mich um und knipse das Monster.

Wenn ihr das lest, wisst ihr, dass ich entkommen bin…

Am Donnerstag ist mieses Wetter, sogar Nieselregen. Ich bin tauchen und friere mir beim zweiten Gang den A… ab.
Kurz vor Ende des Urlaubs hat uns unsere Nachbarin vollkommen ins Herz geschlossen.
Der Wein ist alle, das Bier auch. Bevor ich losgehen kann, lädt sie uns zu sich ein. „Ich habe noch Wodka“. Na gut. Sie trägt für ihr Alter ein sehr kurzes Kleid. Moment: Wo ist denn ihr Unterh… Ich stürze den Wodka runter. Gastfreundlich ist sie wirklich. Das abgesetzte Glas ist schon wieder voll. Rein damit! Ich muss dieses Bild aus der Birne kriegen…
Am letzten Tag ist es dann mal richtig „heiß“ und wir bleibend das einzige Mal am Pool. Meine Frau verdirbt sich den Magen noch am Hotelessen und ich habe ein Hühnerauge (wovon?).

Fazit:

Die Insel gefällt uns von Anfang an recht gut. Überall Mondlandschaften mit leichtem Bewuchs. Weiße Dörfchen mit netten Kernen, schönen Läden und günstigen Restaurants. Essengehen geht wirklich gut für zwei Personen inkl. Trinken und Trinkgeld für 25 €.
Wetter war natürlich deutlich besser als daheim, jedoch abends draußen sitzen ging nur mit 2 Pullis. Die durchschnittlichen 22/23 Grad sind ohne Wind sehr angenehm mit allerdings etwas frisch, jedoch "gefährlich" genug, dass man sich verbrennen kann!
Die Beschilderung ist teilweise katastrophal (in eine Richtung ausgeschildert, in die andere nicht oder ganz fehlend). Auch was die Radiolandschaft angeht sind wir mehr als verwöhnt: der Redeanteil beträgt ca. 90 % und davon sind ca. 80 % spanisch.
Die Insel bietet (obwohl nicht viel größer) unverhältnismäßig mehr als Menorca.
9 Tage reichen locker und ein zweiter Trip ist nicht unbedingt nötig. Trotzdem wären wir gern noch ein paar Tage geblieben und waren traurig, als es vorbei war!

------
* GoKeWeSo (GoldKettchen, weiße Socken), sowas wie VoKuHiLa oder LeSchliBom

Dienstag, 19. Februar 2013

Donezk

Mein erster Fanflieger

Zur Vorgeschichte:
Im Anschluss an das Pokalspiel gegen Hannover im Dezember haben wir im Fanclub gelost: 16 Namen in eine Mütze, Zahlen von 1 bis 16 in eine andere Kappe. Meine Frau (da Sie selber nicht in den Auslosungstopf wollte) übernahm die Aufgabe der „Glücksfee“, die sonst irgendwelche Pfeifen von der UEFA übernahmen (aber von denen wollte keiner unsere Ziehung übernehmen). Auch wenn meine Frau zweifelsohne die unangefochtene beste Loszieherin ist (zumindest was Grazie, Sympathie und Technik angeht), so war sie doch für mich nicht die Glücksfee: Platz 14!
Entsprechend deprimiert verzichtete ich am folgenden Tag darauf, mir die Ziehung des CL-Achtelfinales von wieder so einer UEFA-Pfeife anzusehen. Als dann Holgers Mail kam „du kannst also buchen“, war ich doch etwas unvorbereitet. Nach Donezk, das sonst ja in einem Atemzug mit Paris oder Sidney genannt wird, wollten komischerweise nur noch Mo und CP, so dass mein 14. Platz plötzlich vollkommen egal war.

Der Trip:
Gebucht wurde: Fanflieger 370 €, Bus von Dortmunder Hbf zum Flughafen Köln-Bonn: 20 €, Eintritt zum Achtelfinale der Champions-League 6,60 €.
Der Bus startete um 5:30 Uhr am Mittwochmorgen. Ich schlafe immer mies, weil ich Sorge habe, zu verpennen, was sich immer als Unsinn erwies. Die im Web angegeben U-Bahn um 4:59 Uhr gab es natürlich nicht (fängt also an wie immer). Ich habe genug Puffer eingeplant.
Der Bus hält auch in Lüdenscheid, um weitere Fans einzusammeln und noch mal (auf der sagenhaft langen Strecke nach CGN), um Leute rauchen und pinkeln zu lassen (dass die ersten bereits ein paar Kannen Bier plattgemacht hatten, müsste ich eigentlich nicht erwähnen). Um 7:30 Stau bei Köln. Wir biegen jedoch ab und sind (natürlich) viel zu früh da. Ich esse mein Zimtwuppi und ein paar abgelaufene Chips. Ein paar Leute haben mich bekloppt gemacht wegen angekündigter Streiks. Wir kommen ohne davon!
Im Flugzeug sitzt der Gruppentrottel direkt hinter uns: Er säuft, hat das lauteste Organ und macht ziemlich dämliche Witze, der darin gipfelt, dass er ein Loch in eine Flugzeugdecke reißt und die sich als Tunika anzieht. Und dann eine weitere als Kopftuch benutzt, um sich als arabischer Terrorist zu verkleiden. Alle sind müde und ich höre von anderen Seiten „halt doch einfach mal die Fresse“. Ansonsten klappen Flug und Einreise problemlos.
Wir fahren mit dem Bus (schon ein echtes Erlebnis) in die Stadt. CP lädt ALLE Dortmund Fans im Bus (47) ein: 10 Cent pro Fahrt. Dafür darf man bei uns nicht mal die Rolltreppe benutzen. Ich erkläre mit den Überbleibseln meiner einst blühenden Russischkenntnissen der Kontrolleurin, wo wir hinwollen. Unser kleinen Gruppe schließen sich zwei (wie sich später rausstellt für den selben Konzern arbeitende) Jungs an.
Es ist grau. Es wird den ganzen Tag nicht hell. Es ist nebelig. Trist. So stellt man sich gern mal die Sowjetunion vor. Naja, es scheint auch an einigen Stellen nicht viel passiert zu sein: die Gullideckel sind „aufliegend“, also ca. 15 cm höher als die Umgebung, hier und da sind ein paar Löcher im Asphalt. Mo kommt aus dem Staunen nicht mehr raus, dass ja hier nichts behindertengerecht sei. Ehrlich gesagt ist es auch für nüchterne, gesunde Fußgänger schon „nicht gerecht“.
Wir erreichen den Höhepunkt des Sightseeings: Den Leninplatz, der ungewöhnlicher Weise auch noch so heißt und erstaunlicher Weise auch noch die dazugehörige Statue hat. Wir lassen uns von meinen „Kollegen“ fotografieren.
Da kommt ein Deutschstudent, der sich ebenfalls mit uns fotografieren lassen will. Dann ein Goldzahn-Opa mit Enkel. Er will auch ein Foto mit dem Jungen und uns. „Deutschland, Deutschland, über…“ – Nein, nein sagen wir, das heißt jetzt nicht mehr so. „Dortmund, Dortmund,…“ – ja, das ist ok.
Dann hauen wir ab, um nicht noch mehr Modell zu stehen. Später will man uns nochmal fotografieren. Eigentlich sind die Leute nett. Ein paar lokale Trottel rufen uns auch mal „Heil“ entgegen. Oder „Stalingrad“, was übrigens von hier aus noch ca. 600 km entfernt ist. Ich empfinde noch mehr Mitleid für die armen Männer, die vor 70 Jahren bis hier laufen mussten. Ansonsten ignorieren wir solche Idioten hier.
Wir wollen essen. Ich erinnere mich an gutes und günstiges ukrainisches Essen bei meinem Trip mit meiner Frau nach Lemberg vor ca. drei Jahren. Wir finden kein Restaurant (oder es ist angeblich alles reserviert). Als der Magen uns erinnert und die Füße schon etwas weh tun, kehren wir mangels Alternativen in einen Dönerladen ein. Da gibt es bekanntlich kein Bier. Zu spät, wir sitzen schon. Die Toilette ist schon einen Besuch wert. 1A Service (der Döner wird gebracht, der Müll vom Vorgänger bleibt auf dem Tisch). Es gibt einen Heizstrahler. Er ist auf den Kühlschrank gerichtet. Das macht Sinn. Ein BVB Fan verkauft uns 3 Büxen in magenfreundlicher Temperatur. Das war’s dann auch mit unserem Alkoholgenuss (im Stadion gibt’s nichts).
Der Zug geht los Richtung Stadion. Ich schließe mich an. Es laufen ca. 2.000 Fans den kurzen Weg gemeinsam. Auf dem Weg habe wir alle 50 m zwei Uniformierte gesehen. Die sehen noch so ein bisschen aus wie zu Sowjetzeiten, allerdings nicht so albern wie unsere (die ja so Michelin-Männchen-mäßig eingepackt sind).
Vor dem Stadion: Personenkontrolle: Was ist das? Mein Deo. Ok, rein.
Vor dem Stadion: Personenkontrolle (ja, schon wieder): Was ist das? Eine Plastikdose mit Erdnüssen. Ok, rein.
Vor dem Block (aller guten Dinge sind 3): Personenkontrolle: Was ist das? Mein Deo. Ok, rein.
Es wundert mich schon sehr, dass ich der ganzen Zeit kaum Stinker rieche.
Das Stadion ist so eine moderne Arena. Mir scheint, dass der Großteil der Fans mit dem Geld kam: alle haben orangene Einheitsfähnchen und wedeln alle gleichzeitig. Ganz cool: unser ole, ole – ole, ole machen die hier mit vier Tribünen. Die Haupttribüne zieht nachher eine riesige Blockfahne hoch. Eigentlich cool, aber leider steht da "Shaktar" drauf (zur Erinnerung: Die schreiben hier Kyrillisch). Eigentlich etwas arm. Vor dem Spiel tausche ich seit 15 Jahren endlich mal wieder einen Schal, auch mit lateinischer Schrift. Tja, modernes Merchandise…
Der "Fanblock“ ist nicht mal so breit wie der 5m-Raum. Die ziehen nachher oben ohne aus. Evtl. ein Protest gegen die Beheizung des Stadions (an Energieverschwendung kaum zu überbieten). Außerdem machen die bei der Welle nicht mit. Von unseren Fans auch nur ich und noch der ein oder andere vereinzelte. Das finde ich doof.
Nach dem Spiel: Wir haben keinen Transfer zum Flughafen gebucht. Taxi? Nicht nötig: Es gibt kostenlose Shuttlebusse. Wir steigen nach ca. 30 Minuten Rumirren ein. Kurz danach startet ein Motor. Ich atme in den nächsten 10 Minuten mehr Abgase ein, als in den letzten 10 Jahren zusammen. Alle halten sich irgendwas vor den Mund.
Wir sind froh, endlich am Flughafen zu sein. Wir dürfen 20 Minuten eher starten weil alle da sind. Irrtum. Es werden nach und nach drei Personen aufgerufen. Einer kreuzt nicht auf. Fazit: 10 Minuten Verspätung. Ankunft trotzdem pünktlich, nur der Bus ist noch nicht da. Er kommt nach ca. 40 Minuten. Um 20 vor 8 bin ich daheim. Nach 28 Stunden gehe ich wieder ins Bett.
Ich freue mich schon auf den nächsten Trip!